66. Kapitel | Eine wichtige Entscheidung

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Hailey's POV:

Ich sitze jetzt schon seit Stunden alleine in meinem Zimmer und denke über Nate's Worte nach. Und mir ist aufgefallen, dass ich nicht mal sauer auf ihn sein kann, weil er mir so eine Entscheidung gegen den Kopf stoßt, denn im Endeffekt hat er Recht. Ich will eine Familie. Aber ich will auch ihn. Ich weiß im Moment nicht was mir wichtiger ist. Ich will niemanden von den Anderson's verlieren. Auch nicht Finn und Olivia. Und Nate und Leah schon gar nicht. Was soll ich jetzt nur machen?
Irgendwann schlafe ich mit diesen Gedanken ein, doch irgendwie geht es in meinem Traum noch weiter.

Und am Freitag Morgen wache ich mit den selben Gedanken wieder auf. Ich muss mit Nate reden. Es geht nicht anders. Ich weiß einfach nicht was ich machen soll. Ich steige also aus dem Bett und gehe aus dem Zimmer. Vor Nate's Zimmertür bleibe ich stehen und klopfe. Er antwortet nicht, also gehe ich einfach rein.

"Nate?" Ich sehe mich um, doch er ist nirgends zu sehen. Ist er bereits in die Schule gegangen? Oder ist er erst gar nicht nach Hause gekommen? Ich gehe wieder mit gesunkenen Schultern raus.

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Die Autofahrt in die Schule ist ziemlich still. Weder Nate noch Leah sind gestern nach Hause gekommen. Finn hat mir kurz mitgeteilt, dass sie wohl beide bei Luke übernachtet haben. Finn ist auch derjenige, der mich in die Schule fährt, denn Olivia sei über gestern Nacht noch nicht hinweg. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich mit ihm sowieso besser reden kann. Er reagiert nicht so emotional wie sie. Vielleicht kann er mich ja verstehen.

"Es tut mir wirklich Leid, dass ich euch nichts davon erzählt habe.", sage ich und unterbreche die unangenehme Stille im Auto. Finn wirft mir einen kurzen Blick zu, bevor er sich wieder auf die Straße konzentriert.

"Ja, ich wünschte, du hättest es uns gesagt.", meint er und klingt dabei sogar etwas verletzt.

"Ich wusste nicht, was für Menschen ihr seid. Ich hätte nicht gedacht, dass ich in eine gute Familie komme. Und nachdem ich das aber gecheckt habe, hatte ich ein zu schlechtes Gewissen um überhaupt etwas zu sagen.", erkläre ich und sehe Finn von der Seite an. Er sagt nichts, scheint aber aufmerksam zuzuhören, also rede ich weiter. "Ich dachte wenn es dann so weit ist, sage ich es. Ich hatte auch nicht vor euch aus meinem Leben zu kicken. Ich hab mir vorgestellt, dass wir trotzdem in Kontakt bleiben und ich euch besuchen komme und ihr mich."

Wieder wirft er mir einen kurzen Blick zu, diesmal einen verwirrten. So offen habe ich mit Finn noch nie geredet. Ich hoffe aber, dass er mich trotzdem gut genug kennt um zu wissen, dass ich die Wahrheit sage.

"Erzähl mal. Was ist dein Plan? Also wie hast du es dir vorgestellt?", frägt Finn interessiert. Ich kann in seiner Tonlage erkennen, dass er das wirklich aus Neugier und Sorge frägt und nicht weil er mich bloßstellen will oder sowas. Also fange ich an es ihm zu erzählen. Mein Plan eine eigene Wohnung zu haben und nicht nur eine Aktennummer im Amt zu sein. Der Plan nach der High School zu arbeiten und die Wohnung zu finanzieren. Fortbildungen besuchen, Geld sparen. Alles was ich mir für die Zukunft vorgenommen habe, bevor ich die Anderson's kennen gelernt habe.

"Ich muss sagen..", fängt Finn an. "Es ist gut, dass du dir alles genau durchdacht hast. Aber ich glaube du unterschätzt da etwas. Mit 18 Jahren alleine auszukommen ist nicht so einfach wie du denkst. Du musst arbeiten, deine Miete zahlen, deine Rechnungen zahlen, deinen Magen füllen, Möbel für die Wohnung beschaffen und noch so vieles mehr, dass mit dem Alltag kommt. Bist du sicher, dass du dem Druck gewachsen bist?"

Mir kommt es so vor, als würde man meinen Magen gerade mit Steinen füllen. Wenn Finn das so sagt, dann klingt das wirklich anstrengend und ich weiß nicht ob ich dem gewachsen bin. Ich weiß nicht ob ich vielleicht nicht daran kaputt gehe. Aber eins weiß ich ganz sicher. Ich will es nicht unversucht lassen.

| Fost & Found | {abgeschlossen}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt