25. Kapitel | Pure Unsicherheit

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Es ist ein langer und intensiver Kuss und als Nate sich schließlich löst, müssen wir beide unwillkürlich nach Luft schnappen. Ja, der Kuss hat uns den Atem genommen. Meine Gedanken und Gefühle sind verteilt in meinem ganzen Körper. Ich finde nicht mehr die richtigen Teile zusammen und kann dadurch auch nicht reden oder mich bewegen. Alles was ich mache, ist in Nate's Augen zu starren, die nur zurückstarren.

"Hey! Weg von meinem Auto!!"

Die bekannte Stimme von meiner rothaarigen Freundin ertönt über die Straße. Schnell greift Nate nach meiner Hand und zieht mich auf den Boden, so dass wir uns beide ducken. Erst jetzt fängt mein Herz an den Adrenalin zu spüren. Ob Reena uns gesehen hat?

Herausfinden würde ich es nicht, denn da zieht mich Nate auch schon duckend mit sich. Er läuft durch den Garten des Hauses auf dieser Straßenseite, bis wir in die Ecke einbiegen und uns verstecken. Wir lehnen beide mit dem Rücken an der Wand, halten dabei immer noch die Hände. Schließlich wage ich einen Blick zu Nate rüber und sehe, dass er mich ebenfalls anschaut. Ein Lächeln umspielt seine Lippen und ich weiß nicht ob es wegen dem Adrenalin ist, den ich gerade spüre oder ob es an ihm liegt und wie verboten und cool sich das gleichzeitig anfühlt oder vielleicht an allem, aber ich lächele zurück. Nate umfasst meine Hand etwas fester und lurt um die Ecke.

"Ist sie weg?", traue ich mich schließlich zu fragen, aber nur sehr sehr leise. Nate hebt kurz den Zeigefinger, während er immer noch um die Ecke schaut. Ungefähr sieben Sekunden später dreht er sich wieder zu mir und nimmt seinen Finger runter.

"Jetzt ist sie weg.", sagt er ausatmend. Auch ich atme erleichtert aus und fahre mir mit meiner freien Hand durch die Haare um sie einigermaßen glatt zu streichen. Nate betrachtet mich für mehrere Sekunden stumm an.

"Was ist?", frage ich schließlich als er den Blick nicht von mir abwenden will. Er zuckt mit den Schultern.

"Ich nehme an, du gehst zurück zu Mason..", sagt er. Man hört nicht wirklich raus ob es eine Aussage oder eine Frage ist, aber sofort fällt der Adrenalin und das gute Gefühl als er Mason erwähnt.

"Und du gehst zurück zu Chloe..", sage ich im selben Tonfall. Nur langsam holen mich jetzt die Gedanken ein, die ich die letzte Minute komplett weggedrückt habe. Ich bin wieder bei Bewusstsein und spüre das schlechte Gewissen und diese Spannung zwischen uns. Trotzdem hat sich etwas in mir verändert.

Nate seufzt, wirft einen letzten Blick auf unsere Hände und lässt dann schließlich los. In diesem Moment sieht er so unbegleichlich traurig aus, dass ich fast nicht glaube, den selbstverliebten, selbstsicheren Nate vor mir zu haben. Es scheint ihn zu belasten, dass wir beide jetzt zu anderen Leuten zurückgehen. Jetzt weiß ich ja, dass er eifersüchtig ist. Und ich kann nicht leugnen, dass auch in mir etwas brodelt wenn ich Nate und Chloe zusammen sehe. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, gehen wir wieder um die Ecke und zurück zur Party. Es ist eine seltsame Anspannung zwischen uns, das kann man spüren.

Sobald Nate und ich wieder im Haus sind, kommt Mason uns entgegen. Super. Genau der richtige Zeitpunkt. Ich lächele gezwungen als Mason sich plötzlich auf mich stürzt und mich umarmt. Automatisch ziehe ich die Nase hoch, da er jetzt viel stärker nach Alkohol riecht. Ich denke, jetzt ist er betrunken.

"Da ist ja meine Kleine!", grinst er in mein Ohr.

Ich wandere hilflos mit dem Blick zur Seite, wo Nate gerade noch stand aber er ist nirgends zu sehen. Sofort suche ich ihn und entdecke ihn etwas weiter weg, wie er sich zu einer blonden Schönheit gesellt. Chloe schmeißt sich auf ihn, so wie Mason eben auf mich. Ich spüre ein Stich in der Brust und wende den Blick von den beiden ab. Dafür, dass Nate eifersüchtig auf Mason und mich ist, kann er sich aber ganz schön schnell ablenken. Ich spüre wie eine klitzekleine Wut in mir hochkommt und ich ihm deswegen am liebsten an die Gurgel gehen würde, doch dann gebe ich mir zu verstehen, dass das eigentlich in Ordnung ist. Ich meine, man muss realistich bleiben können, oder? Soll er mir hinterher trauern und ewig alleine sein nur weil wir nicht zusammen sein können? Sich nur noch mit dem Gedanken beschäftigen, obwohl es keinen Sinn macht? Ein kleines Gefühl in mir wünscht sich das schon.

| Fost & Found | {abgeschlossen}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt