Wahrscheinlich sind es die Nerven, denn eigentlich gibt es nichts worüber ich lachen könnte. Doch das tue ich. Ich lache und schluchze gleichzeitig. Irgendwann nimmt das Schluchzen wieder die Oberhand und erst dann legt Nate den Arm um mich und drückt mich enger an sich. Ich klammere mich an ihm fest während er mir sanft über die Haare streichelt.
"Was machen wir jetzt, Nate?", frage ich stotternd inmitten meiner Tränen. Ich denke nämlich nicht, dass er das mit dem Weglaufen ernst gemeint hat.
Nate sagt lange nichts darauf. Ich blicke zu ihm hoch und sehe, dass er immer noch stur nach vorne schaut. Sein Blick ist starr und er ist verfangen in seinen Gedanken. "Nate?"
Er sieht zu mir runter, als ich ihn schließlich aus seinen Gedanken reiße. Mit verwirrter Miene schaut er mich an und sagt: "Hm?"
"Was ist los?", frage ich besorgt. Ich wische meine Tränen weg und löse mich von ihm, damit ich ihn besser anschauen kann. Sein Gesicht ist so ausdruckslos. Ich kann mir nicht vorstellen, was gerade in ihm vorgeht.
"Nichts.", sagt er schulterzuckend. "Wir sollten unsere Sachen holen und nach Hause fahren."
Irgendwie will ich es nicht kapieren, dass Nate so ausgesprochen locker klingt. Entweder sind es auch seine Nerven, wie bei mir vorhin als ich lachen musste, oder er scheint sich wirklich um nichts Sorgen zu machen. Ich tippe auf das Erste.
Ich sage nichts mehr, denn es gibt nichts mehr zu sagen. Stattdessen nicke ich ihm einfach zu und stehe auf. Ich greife nach meinem Handy auf dem Sand und gehe mit Nate wieder zurück zur Schule. Keiner von uns sagt etwas. Wieso ist er mir nachgelaufen? Um mich wieder zurück in die Schule zu bringen? Um den Witz übers Weglaufen zu machen? Oder war das überhaupt kein Witz?
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Luke und Leah wollten auch nicht mehr in der Schule bleiben. Ich hätte versucht sie zu überreden aber ich hatte selber keine Kraft und Lust dazu. Zuhause angekommen, treffen wir auf Olivia, die aus der Küche kommt, sobald wir eintreten.
"Was macht ihr denn schon hier?", frägt sie überrascht. Ich sehe zu den anderen, die damit kämpfen, die richtigen Worte zu finden. Ich bringe auch keinen Satz raus aber ich verspüre ein anderes Bedürfnis. Olivia wird mich verstehen. Olivia kann alles nachvollziehen. Ohne weiter in der Stille zu warten, gehe ich auf sie zu und umarme sie. Ich kann es nicht verhindern, dass mir erneut die Tränen kommen. Für einen Moment zeigt Olivia keine Reaktion, doch dann erwidert sie meine Umarmung.
"Hey, Spätzchen. Was ist denn los?", frägt sie und klingt diesmal sehr besorgt. Ich sage nichts und weine ganz leise in ihre Schulter, während sie mir sanft über den Rücken streichelt.
"Chloe hat der ganzen Schule von Nate und Hailey's Beziehung erzählt.", kommt es schließlich von Leah. Ich bin ihr dankbar, dass sie als erste das Wort ergriffen hat, denn ich hätte es nicht tun können.
"Chloe? Aber woher weiß sie das überhaupt?", frägt Olivia schockiert. Sie lässt mich nicht los und ich bin froh darüber. Im Moment will ich sie einfach nur umarmen.
"Ist doch scheiß egal!", schießt es plötzlich aus Nate raus. Jetzt lasse ich Olivia doch los und drehe mich zu ihm um, denn er hört sich plötzlich so wütend an. "Fakt ist, dass es nun jeder weiß und Hailey weggeschickt wird. Und das ist ganz allein meine Schuld!"
Mit düsterer Miene dreht Nate sich um und stampft die Treppen hoch, bis nichts mehr von ihm zu sehen ist. Irgendwann ist nur noch das Knallen seiner Tür zu hören.
Das ist also, was ihn die ganze Zeit beschäftigt hat? Er gibt sich die Schuld dafür, dass das alles so gekommen ist? Aber warum? Denn ganz im Gegenteil war es doch er, der dafür gesorgt hat, dass alles geheim bleibt. Wenn wir einen Schuldigen suchen, dann ist das Chloe.
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| Fost & Found | {abgeschlossen}
Teen FictionHailey Frey ist ein Foster Kind und kommt nach ihrem Klinikaufenthalt in ihre siebte Familie, den Anderson's. Als würde es nicht reichen, dass sie sich schwer tut der Familie anzupassen, flirtet auch noch ihr Foster Bruder Nate mit ihr und bringt si...