49. Kapitel | Die Entscheidung steht fest

6K 391 32
                                    

Ich dachte ich könnte ihn nicht ansehen aber jetzt starre ich ihn fassungslos an. Nate macht einen Schritt nach dem anderen und wackelt dabei hin und her. Den Gestank von Alkohol kann ich von meiner Position aus schon riechen. Beide, Leah und ich, starren ihn an. Schließlich als Nate den Blick hebt und etwas sagen will, verliert er sein Gleichgewicht und fällt auf den Boden.

"Nate!!", rufen Leah und ich gleichzeitig in Entsetzen. Wir springen beide gleich auf und knien uns jeweils auf eine Seite neben ihn. Warum hat er so viel getrunken? Ich hab Nate noch nie betrunken erlebt.

"Nate, du Arsch! Was machst du für Sachen?!", schimpft Leah während sie versucht ihn auf die Beine zu ziehen. Doch es funktioniert nicht. "Hailey, Los! Wir müssen ihn hoch bringen bevor Mum und Dad aufkreuzen!"

Ich nicke und lege schnell Nate's Arm um meine Schulter. Leah macht dasselbe und dann stehen wir gleichzeitig auf. Zuerst taumeln wir selber etwas hin und her, da Nate nicht gerade leicht ist und er hilft auch nicht mit, denn er ist schon weggenickt.
Irgendwie schaffen wir es Nate bis zur Diele zu ziehen. Bei den Treppen brauchen wir dann doch länger als erwartet. Ich wusste gar nicht, dass Nate so schwer ist. Er sieht ja nicht aus wie ein Muskelprotz aber ich denke die Muskeln, die er hat, die machen trotzdem etwas aus.
Schließlich - nach viel Mühe und Anstrengung - schaffen wir es ihn in sein Zimmer zu tragen. Dort schmeißen wir ihn einfach auf sein Bett, da wir beide keine Kraft mehr haben. Leah und ich stehen erschöpft im Zimmer und sehen mal Nate mal uns an. Und dann hören wir plötzlich Geräusche aus der Diele.

"Scheiße! Das sind Mum und Dad.", flüstert Leah panisch. "Kümmer du dich darum, dass er wieder zu sich kommt und ich lenke Mum und Dad ab!"

"Aber Leah, wie soll-" Mehr brauche ich nicht zu sagen, denn Leah stürmt schon wieder aus dem Zimmer und schließt die Tür hinter sich. Seufzend drehe ich mich zu Nate, der auf dem Rücken liegt, so wie wir ihn unsanft hingelegt haben.

"Was machst du nur, Nate?", seufze ich verzweifelt und setze mich erst mal neben ihn aufs Bett.
Ich nehme seine Hand, versuche dabei den Gestank zu ignorieren. Warum hat er getrunken? Warum hat er sich in diese Lage gebracht? Ich kann den Gedanken, dass es vielleicht wegen mir ist, nicht unterdrücken. Wegen dem, was passiert ist. Plötzlich spüre ich Nate meine Hand fester drücken. Ich sehe ihn an. Seine Augen sind einen kleinen Spalt offen, doch schließen sich wieder.

"Es tut weh.", sagt er leise und verzieht sein Gesicht, während er sich mit der anderen Hand an den Kopf hält. Am liebsten würde ich 'mir tut es auch weh' sagen, denn ihn so zu sehen ist kein schöner Anblick. Er ist doch mein Nate, der immer gut drauf ist. Der in jeder Situation einen Witz reißen kann. Der mit seinem Sarkasmus jede Stimmung lockert. Und jetzt ist von all dem nichts zu sehen.
Ich lege meine zweite Hand an seine Stirn. Sie ist warm aber nicht zu sehr. Ich nehme an er spricht von Kopfschmerzen.

"Das passiert wenn du so viel trinkst. Wieso hast du das getan?", frage ich sauer, denn es macht mich wütend, dass er sich sowas an tut, wo es ihm doch ganz offensichtlich nicht gut tut.

Nate schüttelt den Kopf und sagt: "Vergessen." Er lässt die Augen geschlossen, doch sieht immer noch schmerzvoll aus. Ich lasse es, ihn weiter danach zu fragen und greife stattdessen wieder nach seinem Arm.

"Komm, du musst wieder zu dir kommen.", sage ich sanft und versuche ihn hochzuziehen. Diesmal funktioniert es auch, denn Nate hilft mit.

"Wohin?", murmelt er während er die Augen versucht offen zu lassen.

"Unter die Dusche. Aber du musst leise sein. Deine Eltern sind schon da.", weise ich ihn darauf hin. Nate sagt nichts und lässt sich von mir auf die Beine ziehen. Wieder mit seinem Arm über meiner Schulter schlendern wir aus dem Zimmer. Doch an der Türschwelle mache ich kurz Halt und lausche. Man hört Olivia's Stimme von unten, also sind sie alle schön abgelenkt. Auf Zehenspitzen laufe ich mit Nate ins Badezimmer gegenüber und verschließe schnell die Tür. Geschafft.

| Fost & Found | {abgeschlossen}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt