33. Kapitel | Einsicht -5800 WÖRTER!

9.8K 501 60
                                    

Das ist jetzt das dritte Mal, dass ich auf Snooze drücke und den nervtötenden Wecker auf meinem Handy zum Schweigen bringe. Ich will nicht in die Schule. Ich will nicht Menschen gegenüber treten, die ein ach so tolles Leben haben und alles so gut für sie verläuft. Dafür fühle ich mich ganz und gar nicht bereit.

Als schließlich mein Wecker zum vierten Mal klingelt, beschließe ich mein Handy komplett auszuschalten. Aber anscheinend bringt das überhaupt nichts, denn gleich danach wird an meiner Tür geklopft.

"Hailey? Schätzchen, bist du wach? Wir fahren gleich los." Olivia's ach so liebliche Stimme, die mir auf ein mal tierisch auf die Nerven geht, dringt durch meine Wand. Ich drehe mich zur Tür um, da sie anscheinend versucht sie aufzumachen. Stimmt ja. Ich habe die Tür immer noch nicht aufgeschlossen.

Egal wie gern ich das auch so gelassen hätte, werfe ich schließlich die Decke zur Seite und steige aus dem Bett. Meine Gelenke fühlen sich so abartig schwer an als ich zur Tür gehe und sie müde aufmache, dass ich für einen Moment daran denke mich einfach auf den Boden zu schmeißen.

"Ich geh nicht zur Schule.", ist das erste, das ich sage, bevor ich meinen Blick überhaupt auf Olivia richten kann. Doch als ich das schließlich tue, verwandelt sich ihr sowieso schon besorgter Blick in einen noch besorgteren Blick.

"Ist alles in Ordnung? Bist du krank?" Sie kommt gleich einen Schritt näher und legt ihre Hand auf meine Stirn. "Tatsächlich bist du ganz warm."

Dann kann es gut möglich sein, dass ich krank bin, denn eigentlich friere ich etwas. Ich merke wie Olivia einen Blick in mein Zimmer wirft und dann wieder mich anschaut.

"Okay, ich werde die Schule anrufen und sagen, dass du heute nicht kommen wirst. Leg dich wieder hin. Ich bring dir gleich was zum einnehmen. Oder sollen wir zum Arzt fahren?"

"Nein, schon okay. Ich werde mich etwas ausruhen. Das wird mir schon genügen." Ich lasse sie an der Tür stehen und schlendere wieder zurück in mein Bett. Unter der Decke fühle ich mich gleich ein Stück wärmer. Olivia steht immer noch an der Tür als ich den Blick ihr zuwende. Sie sieht ziemlich hilflos aus, während sie die Stirn runzelt. Als würde sie nicht glauben, dass ich an einer normalen Grippe oder sowas leide. Nun ja, Olivia weiß von meinem Aufenthalt in der Klinik und warum ich dort war. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie sich deswegen Sorgen macht. Aber ich werde mir nicht die Mühe machen, ihr die Sorgen auszureden. Ich will einfach nur schlafen. Also schließe ich meine Augen und verfalle wieder in die unendliche Dunkelheit. Tatsächlich schlafe ich wenige Minuten später auch wieder ein.

--------------

Als ich wieder aufwache, verspüre ich gleich die Nähe von einer Person. Ich blinzele des Öfteren und reibe mir die Augen, bis ich nicht mehr verschwommen sehe und erkennen kann, wer an meinem Bett sitzt. Meine Augen weiten sich etwas überrascht, als ich Emma vor mir sehe. Ihre schulterlangen braunen Haare fallen glatt runter, während sie mir den selben besorgten Blick gibt, den Olivia mir heute früh gegeben hat. Und tatsächlich sehe ich das Augenpaar auch direkt hinter ihr. Ich blinzele von Emma zu Olivia und wieder zurück.

"Hey, na du? Wie fühlst du dich?", fragt Emma und ein kleines Lächeln taucht auf ihrem Gesicht auf. Dabei legt sie auch unterstützend ihre Hand auf meinen Arm.

"Gut.", sage ich, was sogar stimmt. Körperlich zumindest. Ich friere nicht und fühle mich auch nicht heiß. Hab keine Magenkrämpfe und auch keine Kopfschmerzen. Vielleicht hab ich einfach nur ein bisschen mehr Schlaf gebraucht, da ich die ganze Nacht durchgeheult habe.

"Du bist gleich wieder eingeschlafen, deswegen konntest du die Schmerztablette nicht nehmen, die ich dir gebracht habe. Möchtest du jetzt eine?", fragt Olivia und greift gleich nach der Packung Tabletten und dem Glas Wasser, das sie anscheinend vorher auf mein Nachttisch gestellt hat.

| Fost & Found | {abgeschlossen}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt