9.

487 35 3
                                    


Ich liebe dieses Kapitel (das soll jetzt nicht selbstverliebt rüberkommen, es liegt mir einfach am Herzen), ich hoffe euch gefällt es auch! :)

Die nächsten Tage liefen nun immer gleich für Astoria ab. Aufstehen, fertig machen, zu den Malfoys und wieder nach Hause.

Draco und sie hatten mit Narzissa mittlerweile, fast alles was ihre Hochzeit betraf, geplant. Sie würde heute das letzte Mal für die Besprechung hin gehen müssen, um ihr zukünftiges Anwesen auszusuchen.

Sie kam seit dem nächtlichen Treffen ziemlich gut mit Draco aus, sie diskutierten zwar hin und wieder, aber konnten schnell eine Einigung finden. Er war sogar freundlicher zu ihr geworden. Doch seit gestern hatte sie das Gefühl das irgendetwas nicht mit ihm stimmte. Er wirkte noch verschlossener als sonst und schien die ganze Zeit abwesend zu sein. Als seine Mutter ihn wegen der Farbe der Tischdecken fragte, schreckte er aus seiner Starre hoch, so als hätte ihn jemand bei einem Verbrechen ertappt.

Als Astoria an diesem Morgen den Weg in Richtung Malfoy Manor entlang ging, merkte sie schon, das etwas anders war. Es lag nicht an dem Anwesen oder der riesigen Parkanlage, dies war ihr nicht mehr ganz so fremd wie zu Anfang. Doch irgendetwas kam auf sie zu. Der Himmel wurde immer dunkler und es sah nach Regen aus. Sie trat in das Anwesen und es kam ihr unglaublich drückend vor, trotz der hohen Decken. Mr. Malfoy empfing sie, was sehr ungewöhnlich war, er hatte sich bei ihren sonstigen Besuchen auch fast nie blicken lassen. Die Vorbereitung übernahm die Frau, hatte er einmal gesagt. "Ah. Ms. Greengras, wie schön sie zu sehen. Meine Frau wartet im Salon auf sie", sagte er und konnte die Sorgenfalten nicht ganz verstecken, welche an seinen sonst so makellosen Auftreten fremd wirkten. Astoria ging mit einem ziehen im Magen in den das große Zimmer, wo Narzissa vor einem Tisch stand, in Gedanken vertieft. Der Raum stand voll mit Regalen und Kommoden auf denen Fotos, Bücher und andere persönliche Gegenstände ihren Platz fanden. Astoria war bisher erst ein paar Mal in diesem Raum und dennoch war es ihr liebster im ganzen Haus. Er war der einzige, in dem man sich eine Familienleben vorstellen konnte und keinen Museumsbesuch. Als Astoria sich näherte, sah Dracos Mutter kurz auf und begrüßte sie, nur um sich anschließend wieder dem Tisch zu zu wenden. Astoria folgte ihrem Blick und sah das sie sich Bilder ansah. Bilder von Draco Malfoy. "Er war so ein lieber Junge!" sagte Narzissa, immer noch ohne den Blick zu heben. Astoria sah genauer hin, Malfoy wie er auf einem Besen flog, der für seine damalige Größe viel zu groß war. Wie er neben seinen Eltern steht. Wie er bei Narzissa als Baby im Arm liegt und Mr. Malfoy stolz den Arm auf ihrer Schulter platzierte. "Er hat das alles nicht verdient. Er hat diese Familie nicht verdient!", sagte sie und schluchzte. "Narzissa, reiß dich zusammen! Unser Sohn kann Stolz sein in so einer hochrangigen Familie zu leben! Es fehlt ihm an nichts!", sagte Mr. Malfoy, der in der Tür erschienen war und die Situation schon etwas läbger beobachtet zu haben schien. Narzissa erwiderte nichts, sie setzte sich auf das kleine Sofa und gab Astoria ein Zeichen sich zu setzen, während Mr. Malfoy wieder verschwand. "Wo ist Draco?", fragte Astoria vorsichtig. Narzissa seufzte. "An seinem Grab, an Professor Dumbledors Grab", erklärte sie. Astoria kannte die Geschichte, dass Malfoy die Todesser in die Schule gelassen hatte, aber sie hatte auch gehört, das er im Endeffekt nicht Schuld an Dumbledores Tod hatte. "Es ist nun drei Jahre her, seitdem er gestorben ist, genau heute vor drei Jahren ist es passiert", erzählte sie weiter. Astoria verstand immer noch nicht recht, die Malfoys mochten Dumbledore nie, das war ein offenes Geheimnis. Als ob Narzissa sie gehört hätte, erklärte sie weiter: "Auch, wenn es sich hart anhört, sein Tod ist mir egal. Das Einzige was mir Sorgen bereitet, ist Draco. Er ist seit diesem Tag so anders, er glaubt fest daran, dass es seine Schuld ist und er schreckt seit dem häufig aus Albträumen hoch und wurde noch verschlossener, als er vorher schon war. Ich hatte gehofft, es würde nach dem Krieg enden, aber das tat es nicht. Ich mach mir Sorgen um ihn!" Ihr lief eine Träne über die Wange. Astoria war vollkommen überfordert, deswegen tat sie das Einzige was ihr einfiel und sagte: "Ich werde mit ihm reden!" Narzissa lächelte milde. "Das haben wir schon oft versucht, uns lässt er nicht an sich ran. Vielleicht hast du ja mehr Glück", sagte sie, schien aber wenig überzeugt zu sein. Dennoch stand Astoria auf und verließ schnellen Schrittes das Haus und aparierte.

Sie fand sich Mitten in einem Wald wieder, sie konnte nur vermuten, dass es irgendwo in der Nähe von Hogwarts war. Die Bäume sahen denen, die sie so oft aus den Schlossfenstern gesehen hatte, sehr ähnlich. Auf gut Glück ging sie einfach immer weiter gerade aus und hatte tatsächlich, kam sie an eine Lichtung. Sie schien kreisrund zu sein. Der Boden war übersät mit Moos und die Luft roch feucht. Mittig stand ein großes Marmorgrab. Davor kniete, den Kopf gesenkt, Draco Malfoy. Das Bild war so unglaublich fremd, dass Astoria das Gefühl hatte in einen Fremden vor sich haben zu müssen. Langsam, ohne ihn erschrecken zu wollen, trat sie näher an ihn heran. Er hatte die Augen geschlossen und hatte sie immer noch nicht bemerkt. Das Mädchen legte dem Jungen sachte eine Hand auf die Schulter. Er erschrak und sprang auf, sodass Astoria ein paar Schritte zurück wich. Er starrte sie entsetzt an. "Was willst du hier?", fragte er benommen. "Ich ... du. Du warst nicht zu Hause und dann hab ich deine Mutter gefragt und naja jetzt bin ich hier", stammelte sie.

"Ja, aber warum?", fragte er. Sie kam sich so blöd vor, er wollte sie hier nicht. "Ich dachte, du brauchst jemanden der dir beisteht oder du willst vielleicht reden!", sagte sie leise und blickte auf den Boden. "Nein, will ich nicht", sagte er bestimmt. Sie nickte, drehte sich um und war im Begriff zu gehen, als er sagte: "Du verstehst das nicht, niemand tut das!" Es klang fast so wie eine Rechtfertigung. Sie drehte sich zu ihm und sprach: "Dann versuche es mir zu erklären!" Er schien kurz mit sich zu kämpfen, bevor er anfing zu erzählen: "Ich wollte das alles nicht. Ich wollte nie Todesser werden. Ich hab meinen Vater lange für seine Art und Stellung in unseren Kreisen bewundert. Aber als ich selbst an seiner Stelle stand, hab ich gemerkt das ich es nicht kann, selbst wenn ich wollte. Dumbledore wollte mir helfen. Mir, der in töten wollte und er hätte mir trotzdem geholfen. Warum musste er sterben, derjenige der sogar im Angesicht des Todes, mich zu recht gewiesen hat, weil ich Granger Schlammblut genannt hab? Aber ich derjenige der so vielen Menschen das Leben schwer gemacht hat, der ohne etwas dagegen zu tun, zugesehen hat wie Menschen gefoltert und getötet wurden, darf leben?!" Es hatte zu Regnen begonnen. Astoria konnte die Tränen und den Regen auf Dracos Gesicht nicht mehr unterscheiden. Beide standen sich schweigend gegenüber, während ihre Kleidung sich mit Wasser voll saugte. Sie hatte ihm ohne zugehört, ohne etwas zu sagen. Astoria wusste das es nichts bringen würde ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Er hatte ja Recht mit allem was er sagte. Deswegen überbrückte sie die Distanz zwischen ihnen und nahm ihn in den Arm. Zunächst versteifte er sich, erwiderte die Umarmung jedoch schnell und legte seinen Kopf an ihre Schulter. Das Bild war merkwürdig. Astoria Greengrass und Draco Malfoy, zwei Menschen die sich vor einigen Wochen nicht kannten und sich bis heute eigentlich nicht richtig mochten, aus unterschiedlichen Leben kamen, hielten in diesem Moment zusammen. Und weil Astoria sich dachte, dass die Situation sowieso schon vollkommen merkwürdig war, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und legte ihre Lippen kurz auf seine. Er schreckte nicht zurück und erwiderte den Kuss. Astoria konnte immer noch nicht sagen, dass sie Schmetterlinge oder dergleichen im Bauch hatte, aber es füllte sich richtig an, ihm bei zu stehen. Wie oft hatte sie sich gewünscht, jemand wäre für sie dagewesen, wenn sie weinend in ihrem Zimmer gesessen hatte. Als die beiden von einander abließen, sprach sie leise gegen sein Ohr: "Jeder verdient eine zweite Chance!"




Es gibt kein Schwarz und Weiß ... nur GrautöneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt