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Sie schlug die Augen auf und erstarrte als sie nicht die Decke vom Haus der Weasleys erkannte, sondern die in ihrem eigenen Haus. Es war ein komisches Gefühl wieder hier auf zu wachen. Es fühlte sich irgendwie fremd an. Neben ihr regte sich etwas und ein Arm schlang sich um ihre Taille. Sie warf einen Blick über die Schulter. Draco schlief noch. Das Gefühl mit ihm aufzuwachen, hatte sie vermisst. Doch obwohl sie sich geborgen und sicher fühlte, fühlte es sich anders als früher an. Sie konnte nicht definieren, was es war. Vielleicht brauchte sie einfach Zeit sich wieder an ihn zu gewöhnen.

Später beim Frühstück, Draco war gerade dabei sich Tee einzuschenken, hörten sie ein Kratzen am Fenster. „Ich geh schon", sagte Astoria und nahm der Eule den Brief ab und öffnete ihn. „Na toll, meine Eltern laden uns zum Mittagessen ein und wie es scheint kommen deine auch", erklärte Astoria und rümpfte die Nase. „Glaubst du das wird eine Standpauke? Von wegen, wie wir unser Kind zu erziehen haben?", fragte Draco sie und schien ebenfalls nicht sonderlich begeistert. „Keine Ahnung, vielleicht kann die Nachricht, dass wir einen Jungen bekommen, dass Ganze ja ein wenig mildern", überlegte sie. Er nickte. „Draco, können wir danach zu Daphne? Ich war lange nicht mehr da und ich hab das Gefühl nochmal mit ihr reden zu müssen!", fragte sie weiter. „Sicher", sagte er und las in seiner Zeitung, als es wieder am Fenster klopfte. „Was ist denn los heute Morgen?", fragte Draco genervt und öffnete den Brief. „Das ist doch die Krone", murmelte er. „Was?", fragte sie und nahm ihm den Brief ab und las:

Na ihr beiden,

wir gratulieren euch ganz herzlich zu eurem Sohn!

Wir wissen, dass ihr beide super Eltern werdet und wenn ihr einen Rat braucht, unsere Tür steht euch immer offen!

Ginny und Harry

P.S.: Draco es wäre nett, wenn dein Kind meinem, das Leben nicht so zur Hölle macht!

Ansonsten werde ich ihm den Zauberspruch beibringen, wie man fiese kleine Jungs, in Frettchen verwandelt.

Astoria sah ihn fragend an. „Frag einfach nicht!", sagte er genervt. Sie schmunzelte nur und ließ es dabei.

Es folgten weiter Briefe mit Glückwünschen, man hätte meinen können, ihr Kind wäre schon auf der Welt.

„Astoria, Draco schön euch zu sehen", begrüßte ihre Mutter sie. „Mutter, Vater", sagte sie knapp. Zielstrebig gingen alle Beteiligten in den Salon und setzten sich an den großen Glastisch. Als auch Dracos Eltern eingetroffen waren, begann das Verhör. „Und wie geht es dem Kind?", fragte Lucius Malfoy. „Gut, es wird ein Junge", sagte Astoria. Man könnte förmlich sehen, wie die Anspannung von den Gesichtern ihrer Eltern abfiel. „Gratuliere und wie soll er heißen?", fragte ihr Vater. „Wir haben uns noch keine Gedanken gemacht", erklärte Draco. „Wie wäre es mit deinem Großvater?", schlug Lucius vor. „Großvater in allen Ehren, aber ich nenne meinen Sohn ganz sicher nicht Abraxas Malfoy, dann wird er ja sofort in der Schule fertig gemacht", sagte Draco. „Er ist ein Malfoy, er wird nicht fertig gemacht", erklärte Narzissa ruhig. Draco erwiderte nichts. Astoria wusste, dass er sich nur einen Kommentar verbiss, weil er seine Mutter liebte. Sie legte ihm eine Hand aufs Knie und er drückte sie leicht. „Also, wir gehen davon aus, das ihr das Kind traditionell erzieht!?", fragte Astorias Mutter, wobei es mehr eine Anweisung war.

Jetzt war es an Astoria etwas zu sagen. „Ich werde das Kind so erziehen, das es in unserer Welt und der normalen zurecht kommt", sagte sie bestimmt."Was soll das heißen?", fragte Lucius mit finsterer Miene. „Es wird richtige Benehmen in unseren Kreisen erlernen, aber ich werde es nicht zum Hass von Muggeln, Schlammblütern oder Halbblütern erziehen!", sagte sie ruhig. Für sie war das selbstverständlich gewesen. „Das ist aber Teil unserer Tradition", sagte Lucius. Draco sah seinen Vater an. „Dieses Denken ist der Grund warum niemand, außerhalb von unseren Kreisen, mehr etwas von uns hält", sagte Draco mit Nachdruck. „Damit eines klar ist! Das gilt für beide von euch! Ich bereue es aufrichtig dem dunklen Lord gedient zu haben, aber ich glaube an diese Traditionen. Ihr werdet dieses Kind nicht verderben. Astoria, wir haben dich ausgewählt, weil wir dachten das du die selben Werte wie wir teilst und Draco, was muss ich in letzter Zeit hören? Gibst dich mit den Weasleys und dieser Granger ab!", sagte sein Vater angewidert. Astoria setzte zum Sprechen an, doch Draco unterbrach sie: „Erstens kann Astoria gar nichts dafür. Sie hat mir ihre Meinung nicht aufgezwungen. Zweitens, Granger ist jetzt eine Weasley und ist jedem, wirklich jedem hier am Tisch überlegen, also ist deine Theorie das Reinblüter mehr wert sind, widerlegt. Und drittens wird sich keiner hier in unsere Erziehung einmischen, ansonsten sorge ich dafür das ihr dieses Kind nie zu Gesicht bekommt!"

Alle starrten ihn an, als hätte er den Verstand verloren. Er riss Astoria etwas zu grob von Stuhl und verließ mit ihr das Haus. Zurück blieben viele Eltern, die ihre Meinung nicht überdachten oder anzweifelten. Die sich sicher waren, dass ihre Weltanschauung die Richtige war. Die nie eine andere kennengelernt hatten oder sie nie hatten kennenlernen wollen. Zurück blieben vier kalte, lieblose Erwachsene, deren Horizont sich nicht mehr weiten würde.


Es gibt kein Schwarz und Weiß ... nur GrautöneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt