4. Kapitel

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»Hey, warte doch mal!«
Ich reagierte nicht auf seine Rufe und lief durch den schon viel zu leeren Gang.
»Weißt du überhaupt wohin du musst?«
Ich blieb stehen, drehte mich um und stand nun direkt vor dem Jungen.
Oder eher gesagt stand er vor mir.
Sofort trat ich einen Schritt zurück und schnaubte verärgert auf.
»Ich find den schon alleine!«
»Ja, klar!« sagte er ironisch und riss mir meinen Stundenplan aus der Hand.
»Hey!«
Er reagierte nicht darauf, sondern ließ seinen Blick über die Stunden schweifen.
»Okay, jetzt hast du Geschichte.Hier lang!«
Genervt folgte ich ihm durch den langen Gang, dann bogen wir rechts ab und standen nun vor meiner Klassenzimmertür.
»Viel Spaß, Fremde,« sagte der Junge grinsend, drückte mir meinen Stundenplan wieder in die Hand und verschwand einfach wieder.
Verärgert schnaubte ich auf und drückte dann die Klinke runter.

Mindestens 20 Schüler und Schülerinnen starrten mich nun.Eingeschlossen dem Lehrer, der Mr. Black hieß, wie ich mit meinem Stundenplan herausfand.
»Hallo, Miss Hilary.Wir haben sie schon sehnsüchtig erwartet.Am ersten Schultag zu spät zu kommen, ist doch schon mal ein schöner Anfang, nicht wahr?« sagte Mr. Black amüsiert, während viele Mädchen in der Klasse kicherten.Wahrscheinlich wegen seinem Aussehen.Er hatte wuscheliges, dunkelbraunes Haar mit leicht weißen Strähnen und er war so um die 40.
Ganz ehrlich er sah gut aus, aber ich wusste nicht, was die Mädchen von einem älteren Typen wollten.
»Setzen sie sich doch bitte neben ihn, Miss Hilary,« sagte Mr. Black und deutete auf einen Jungen.
Ich nickte nur stumm, schulterte meine Tasche und ging auf die vorderste Reihe zu.Der Tisch war am Fenster, was mich erleichtert aufseufzen ließ.
Puh, dann hatte ich eine Chance zum Überleben.Der Junge vor mir nahm seinen Rucksack von dem Stuhl, sodass ich mich setzen konnte.Als ich das getan hatte und nun glücklicherweise am Fenster saß, spürte ich den Blick des Jungen neben mir.
»Was ist?« knurrte ich leicht aggressiv.
Der Lehrer bekam zum Glück nichts davon mit, da er schon wieder angefangen hatte über irgendwelches, langweiliges Zeug zu reden.
»Aha, also auch ein Werwolf.Du könntest ruhig ein bisschen netter werden.«
Nun wandte ich mich dem Jungen zu und betrachte ihn wortlos.
Er hatte dunkelbraunes, hoch gestyltes, kurzes Haar, caramelfarbene Augen und eine Stupsnase.
»Tut mir leid,« sagte ich ein bisschen netter.
Nun lächelte er mich an und wandte sich wieder dem Unterricht zu.
»Wie heißt du?« fragte ich nach einiger Zeit leise.
»Raphael.Und du?«
»Taya.«
Wieder schwieg er und ich schaute gelangweilt aus dem Fenster.
»Miss Hilary?«
Mein Kopf fuhr zum Lehrer herum und ich schluckte.Ich hatte nicht aufgepasst.Aber langweiligen Sachen, egal wie wichtig sie schienen, könnte ich noch nie viel Aufmerksamkeit schenken.
»Die Antwort, bitte.«
Als ich gerade nachdachte, antwortete Raphael für mich:
»Charles Darwin brach mit dem britischen Schiff  "Beagle" im Jahre 1831 zu einer fünfjährigen Reise auf, in der er die geologischen Eigenschaften der Kontinente und Inseln erforschte.«
»Gut gemacht, Raphael.Das nächste Mal erwarte ich aber eine Antwort von Miss Hilary.«
Raphael verdrehte darauf nur seine Augen, was mich zum Lächeln brachte.Mr. Black bekam es auch glücklicherweise nicht mit.
  »Und Taya, Raphael wird dir heute alles zeigen, damit du auch ja nicht schon wieder irgendeinen Unterricht störst.«
Mit diesen Worten klingelte es zum Ende der Schulstunde und ich ging befreit aus der Tür, Raphael im Schlepptau.
»Danke,« bedankte ich mich lächelnd bei ihm.
»Du kannst also doch lächeln, Taya,« grinste er mich nun an.
Ich boxte ihn scherzhaft in den Arm.
»Bild dir ja nichts darauf ein.«
»Au!«Er rieb sich darauf den Arm, lächelte aber immer noch.
Vielleicht würde ich ja doch noch Freunde finden.

Wolves Of The Curse (Slow Updates)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt