54. Kapitel

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Cole's P.o.v.:

»Nun, da sind wir wohl.« Ich schluckte. Nun, da sie endlich reden wollte, gab es eine Möglichkeit es zu klären. Wieso ich sie verraten hatte. Und betrogen. Bei dem Gedanken an den Tag und die letzten wenigen Tage, nachdem sie über mich rausgefunden hatte und bevor sie dann umzog, musste ich schlucken. Ich hatte ihr einiges angetan... Ein großer Regentropfen platschte auf mein Gesicht und ich war mir wieder bewusst, wo ich war. Ich sah nach oben in den Himmel. Dem einen, der mich getroffen hatte, folgten weitere und ich wusste, ich sollte mich besser beeilen mit dem Gespräch mit Taya. Ein paar Schritte, die Auffahrt entlang und ich war an ihrer Haustür. Eilig klopfte ich. Es dauert ein paar Sekunden und dann wurde mir ihr ein beunruhigender Anblick geboten. Taya. Betrunken. Sie lehnte uninteressiert an der Tür. Ich brauchte nur wenige Momente, um es herauszufinden. Sie hatte eine ungerade und gleichgültige Haltung. Ihre Augen starrten mich glasig an. Ihr Atem roch bereits nach Alkohol. Nur allzu vertraut waren mir diese Symptome. Doch abgesehen von meinen Problemen... Wieso hatte sie sich betrunken? »Taya?« Ihr Blick flog einmal über mich hinweg. Dann blieben ihre Augen an etwas hinter mir hängen. Meinen irritierten Gesichtsausdruck und meine Frage schienen nicht bei ihr angekommen zu sein. »Wollen wir immer noch reden?« Ich wollte es definitiv, aber ich war nicht sicher, ob sie es in ihrem Zustand wirklich wollen und machen sollte. Mit Vorsicht berührte ich sie leicht an der Schulter. »Tay?« Langsam begegnete sie meinem Blick. »Nenn mich nicht so.« Sie sprach leise aber eindringlich. Ihre Miene war finstrerer geworden. Ich atmete tief ein. Ich hatte einen verletzlichen Punkt getroffen. »Nun, lass uns gehen.« Sie griff hinter sich, zog eine Jacke hervor und trat mit mir hinaus in den peitschenden Wind und Regen. Jetzt stand sie direkt vor mir. Mit einem aufgebrauchten Funkeln in den Augen. Der Alkohol hatte sie impulsiver gemacht. Besorgt sah ich ihr entgegen. Ohne sich umzudrehen, schloss sie die Tür hinter sich und lief an mir vorbei. Aber nicht ohne mich noch dabei schwungvoll anzurempeln. Ich schüttelte leicht den Kopf, der Tür noch zugewandt. »Das war ein idiotischer Fehler. Nun sieh, was du davon hast,« sprach ich mir im gemäßigten Ton wütend zu.

Taya's P.o.v.:

Cole drehte sich mit aufrechter Haltung zu mir und öffnete das Auto per Autoschlüssel. Noch nieselte es leicht, doch trotzdem bevorzugte ich den warmen Platz im Auto. Ich öffnete die Autotür, mit so viel Kraft, wie möglich und wäre fast dabei ins feuchte Gras gefallen. Der Alkohol setzte mir zu. Doch ich tat so, als wär nichts gewesen und setzte mich mit meiner verbliebenen Ehre ins Auto. Ich sah Cole ums Gefährt herumgehen und dann saß er auch schon neben mir. Er legte den Gurt an und steckte den Schlüssel ins Schloss. Dann drehte er den Schlüssel um und der Motor ging los. Dann sah er mich an, danach den Gurt, der unbenutzt neben meinem Sitz hing. Ich blickte ihm trotzig entgegen und gab ihm zu verstehen, dass ich ihn nicht anlegen würde. Er nickte, mit zusammengepressten Lippen und trat aufs Pedal. »Wohin geht's?«
»Zur Schule.« Dann nahm ich die vorbeiziehende Umgebung in Augenschein und schwieg geflissentlich. Weswegen auch immer verspürte ich eine große Wut auf Cole. Selten war sie so präsent gewesen wie jetzt. Ich fühlte mich, als ob seine verletzenden Taten gerade erst passiert waren. Und sie lasteten gewaltig auf mir. Ein Gefühlschaos, das nur bei seinem bloßen Anblick hochgekommen war. Das Auto hielt und die erste Tür knallte zu. Ein wenig später auch meine. Die Schule war nur ein paar Meter von uns entfernt und wir befanden uns auf dem Parkplatz. Der Ort, an dem Juliana Keadon angegriffen hatte. Es war bereits dunkler geworden, und es war hier komplett leergefegt, angesichts der Uhrzeit, nicht ungewöhnlich. Wie lange war ich schon nicht mehr zur Schule gekommen? Es mussten zwei Wochen, wahrscheinlich länger, gewesen sein. Mein Zeitgefühl war so zerstört. Für mich zählten Tage kaum noch seit Fay's Verschwinden. Jedenfalls, soweit mir von Keadon gesagt wurde, hatten sich seiner und Raphael's Vater um die Sache gekümmert. »Also,« mein Blick flog zu Cole hinüber, der mit ein wenig Abstand neben mir stand, »lass uns reden.« Von der einen auf die anderen Sekunde verdoppelte sich mein Herzschlag, womit auch meine Atmung schneller wurde. Mein Zorn auf ihn schien wieder auf Hochtouren aufgeladen sein. Alles an ihm reizte mich. Mir war nicht bewusst, wie sehr ich gerade die Kontrolle verlor. »Reden?« Ich schnaubte. Cole sah mir entrüstet entgegen. »Ich will nicht nur reden, Cole,« Ich kam wütend auf ihn zu gestampft, »ich will eine Antwort!« Ich tippte anklagend mit einem Finger auf seine Brust. Ich war in Rage gekommen. In den Genuss von Rache, und ich genoss ihn viel zu sehr. »Auf die Fragen, die mich schon viel zu lange quälen: War ich nicht genug für dich? Wieso musste es gerade meine beste Freundin sein? Und vor allem, was hab ich dir nur getan?« Cole war nun komplett geschockt, doch langsam kapierte er, dass ich ihn fertig machen wollte. Plötzlich entwickelte sich der Nieselregen in einen wahren Sturm aus starkem, prasselndem Regen, der uns nur innerhalb von Sekunden komplett durchnässt machte. Doch es interessierte mich keine bisschen. »Taya, es tut mir leid. Ich...«
»Hör auf dich zu entschuldigen! Es ist ein wenig zu spät dafür!« Ein Donnern kam zu dem Regen. Meine Wut umgab mich wie eine rote Seifenblase, die jeden Moment zu platzen drohte. Dennoch war dass nicht das einzige Gefühl, das in mir tobte, sondern auch noch Schmerz. Der Schmerz der das erste Mal begonnen hatte, als ich meinen Fehler, Cole zu lieben, erkannte. Doch diese Emotion linderte oder eher dämmte der Alkohol zurück. Sodass ich vollen Zugriff auf meinen Zorn hatte. Während ich kurz vor einem Amoklauf stand, spiegelte sich in Cole's Augen eher Leid und Traurigkeit wieder. Er senkte den Blick und sah mich erst wieder an, nachdem sein Satz geendet hatte:
»Ich...Ich weiß nicht, wieso ich es getan habe.«
Auf seine Antwort hin schaute ich auf den Boden, damit er nicht sehen konnte, wie ich um die Tränen kämpfte. Die Wut war noch präsent, doch nun drängte sich vor allem der Schmerz nach vorne.
Ich hätte wahrscheinlich alles erwartet, aber nicht das. Dass er gar keinen Grund vorzuweisen hatte. Aber wann tat man das schon, wenn es um die Liebe ging? Die Tränen schluckte ich gerade noch so runter, um ihm meine Wut entgegen zu schleudern, aber als ich ihn ansah, schaffte es doch eine verdammte Träne aus meinem Auge. Ich schluckte. Zischend sprach ich meine Gedanken aus:
»Das ist nicht die Antwort, die ich erwartet hätte, aber wenigstens, kenne ich jetzt die Antwort zu der Frage, ob ich dir je vergeben könnte: Nun definitiv nicht.«
Jetzt zeigte sich auch ein Anzeichen von Wut gemischt mit Hoffnungslosigkeit in seinem Gesicht. Man hörte ein weiteres Donnern.
»Hör mal! Es tut mir leid! Okay! Wenn ich es wüsste, hätte ich es dir sofort gesagt. Ich wollte, dich nie mit dieser Ungewissheit allein lassen.«
Er warf frustriert die Hände in die Luft.
»Ich hätte sowas eigentlich nie freiwillig getan! Ich habe dich geliebt!«
Sein Blick wurde überrascht, als er selber erst realisierte, was er gesagt hatte. Der plätschernde Regen blieb an meinem Gehör haften.
So wie er war ich fassungslos über sein Geständnis. Und das Schlimmste daran war, dass es sogar stimmte. An seinem Herzschlag erkannte ich die Wahrheit in seinen Sätzen.
Aber ich wollte...Obwohl ich wusste nicht was ich wollte. War es Keadon, in den ich mich eindeutig zu verlieben begann oder ein Junge, den ich nie wirklich überwinden konnte?
Nein, doch...ich wusste es. Ich wollte nicht nochmal, durch sowas gehen müssen mit ihm. Nicht noch einmal würde ich zulassen, dass man mir so wehtat. Das ist das, was ich dachte. Doch ich wusste tief im Inneren, dass ich noch nicht ganz abgeschlossen hatte mit diesem Kapitel. Doch was ich nicht wusste, war, was mit meiner Mutter war, wo und wer mein Vater war und was ich nun wirklich war für eine Art Wesen war und was Lupa noch mit mir vorhatte. So viel, das auf mir lastete. So viel Schmerz und Ungewissheit als Bürde. Ich kam in den eigentlichen Moment zurück. Herzensbrecher Cole schien nun etwas mutiger. Ein sicherer Ausdruck prangte in seinem scharf geschnittenen Gesicht.
»Taya, ich tue es immer noch.« Cole war mir nun noch näher, dank eines weiteren Schrittes und ich nahm meine Hand von seiner Brust. Grollen war aus dem Himmel zu hören. Der Zorn war verfolgen und ich war mit Cole und dem Schmerz allein. Mein Herzschlag war immer noch erhöht, doch war die Wut nicht mehr der Grund dafür, sondern Cole. Langsam legte er seine warmen Hände an meine kalten Wangen. Ich wusste nicht recht, was gerade geschah. Klare Gedanken zu fassen war unmöglich. Der Alkohol hatte da bereits seine Arbeit verrichtet. Alles was ich wusste in Bezug auf uns, war, dass sich seine Hände an meinen Wangen erschreckend und verdammt gut anfühlten. Bedacht mit mir innigen Blickkontakt zu halten, zog er mein Gesicht näher zu ihm heran. »Ich liebe dich.« Sein Blick hielt mich gefangen und mir fehlten die Worte. Ganz zärtlich und langsam schloss er die Augen und legte seine Lippen auf meine. Ohne lange überlegen, schloss ich auch die Augen und gab mich dem hin. Zu lange hatte ich das Cole-Feuerwerk, dass nun in mir ausbrach, vermisst. Obwohl diese Küsse irgendwie anders waren als früher. Vorher war er fordernder, gieriger gewesen. Jetzt war er sanft und liebevoll. Und das löste etwas in mir aus. Mir wurde etwas klar und es änderte meine Meinung über ihn. Ich verlor mich in unserem Kuss und beließ es bei dieser Art. Der sanften Art. Auch das Feuerwerk war nicht mehr schnell und trat nicht mehr kurzzeitig auf wie bisher, sondern sprühte stetig und langsam in meinem Herzen. Und mir war klar, dass ich mich nicht entscheiden konnte. Ich liebte beide. Das hatte ich zumindest in betrunkener Fassung gedacht und ich war am nächsten Morgen, bezüglich dieser Sache nicht mehr so sicher gewesen. Doch in dem Moment war das unwichtig. Es zählte nur für mich, wie viel Sicherheit mir seine Nähe für die paar Sekunden verschaffen konnte.

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Heyyyyyy,
Na ratet mal, wer dieses Kapitel innerhalb von zweieinhalb Stunden an einem Tag auf die Beine gestellt hat😁 Bin gerade ziemlich stolz und froh, dass es so gut geklappt hat. Obwohl es nur nicht so lang wie sonst gedauert hat, weil ich ein Teil schon vorgeschrieben hatte, um es an passender Stelle zu benutzen, aber ich habe es auch noch überarbeitet, also...
Wenn ich es schaffe, jedes Wochenende, zu uploaden, gewinne ich vielleicht meine Leser zurück. Nicht dass es mir auf die Zahl ankommt, aber ich kann nie genug von euren Kommentaren kriegen😍
Schönes Wochenende noch
Have a glorious day
Eure CelestialRootedSoul 🌄

Ps:
Was haltet ihr von Cole?

Wolves Of The Curse (Slow Updates)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt