2. Kapitel

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»Du bist nicht zufällig ein total netter, freundlicher Werwolf, oder?« versuchte ich die etwas angespannte Situation, die der Wolf mit seiner nicht netten und nicht freundlichen Position hervorrief, zu lockern.
Der weißfarbige Wolf mit den schwarzen Flecken vor mir hatte sich nun noch mehr aufgebaut und schon so in seiner Wolfsgestalt konnte ich die Kraft in seinem Rücken und seinen Pfoten sehen, mit der sich nun noch größer machte und sich vor mir aufbaute. Ganz klar ein männlicher Macho-Werwolf. So als ob meine Gedanken ihn erreicht hätten, kam ein tiefes, gefährliches Knurren aus seiner Kehle und seine gefletschten Zähnen, zeigten nur noch mehr wie spitz und scharf sie waren.
Ich atmete einmal kurz tief ein und beruhigte mich etwas. Komm schon, ich musste dass jetzt schaffen und nicht schon am ersten Tag von innerhalb einer Stunde mir Feinde machen. Besonders nicht einen angriffslustigen, sehr starken, männlichen Werwolf
»Wer bist du?« zischte der Wolf mich bedrohend an. Innerlich schnaubte ich aufgebracht auf. Ich hatte nun mal viel Temperament und ehrlich gesagt, wollte ich mir hier doch Feinde machen, besser als eingeschüchtert rumzusitzen und sich wie ein armes, kleines Mädchen aufzuführen. Sollten wir doch mal herausfinden, wer der bessere Kämpfer war, obwohl ich ohne die Möglichkeit mich in einen Wolf zu verwandeln, schon etwas benachteiligt war, aber na gut.
»Ich bin jemand,« sagte ich mit zusammen gekniffenen Augen. Dann erhob ich mich und war somit wieder größer, vielleicht nicht stärker, aber majestätischer.
Der Wolf funkelte mich nun böse an.
»Ganz ehrlich man hat mir gesagt, die Leute in Mystic Hills wären nett,« meinte ich gespielt empört und darauf ihn zu reizen.
Der Wolf ging langsam rückwärts, was ich als Zeichen eines Sieges ansah.
Vielleicht konnte ich mir ja auch noch Ehre bei irgendeinem Rudel hier verschaffen, damit ich nicht als Omega endete.Aber ehrlich gesagt war ich das sowieso, da ich immer wieder wegzog.
Plötzlich, warf mich etwas um und presste mich kraftvoll mit zwei starke Pranken in den Boden. Nun entfuhr auch mir ein Knurren.
Während ich ihm weitere unfreundliche Blicke zu warf, schien er auf einmal etwas zu erkennen und seine Haltung änderte sich. Er setzte seine Vorderpfoten nun jeweils eine über eine meiner zwei Schultern. Mein Knurren und meine Blicke verstummten und während er mich irgendwie 'fasziniert' ansah, wie auch immer auf einmal, begegneten sich unsere Augen und ich vergaß irgendwie überhaupt mich zu wehren. Er legte den Kopf schief, bedachte mich nachdenklich, während unsere Gesichter in unmittelbarer Nähe waren.
Schlagartig schien den Wolf wieder irgendwas aus der Trance zu reißen und seine Haltung ähnelte wieder der bedrohenden, bloß schien er mich erstmal nicht mehr angreifen zu wollen. Aber besser ich stellte keine Vermutungen über Fremde an. Er ließ von mir ab, ging von mir runter, umkreiste mich aber noch.
Die Augen des Wolfs leuchteten gefährlich silber auf und ich unterdrückte ein weiteres Knurren. Schon wieder kurz vor einem Wechsel von "Ich greif ihn an." zu "Besser doch nicht. Bleib ruhig.".
»Bist du der Alpha deines Rudels?« fragte ich vorsichtig, da ich nicht als Hackbällchen enden wollte. Ich richtete mich wieder auf und nahm etwas Abstand von ihm.
»Nein, Fremde.Aber ich bin der Sohn des Alphas.«
Sauer auf mich seufzte ich auf und guckte nach rechts. Jetzt mochte mich der Sohn eines Alphas nicht. Fay würde das nicht gefallen.
»Und am Überlegen, ob du dich entschuldigen solltest?« verachtete er mich belustigt und ich konnte mir gut vorstellen, wie er als Mensch breit und fett ein Grinsen im Gesicht stehen hatte.
»Tut mir leid, aber ich muss dich und deine ach so bezaubernde Gesellschaft verlassen,« brummte ich grimmig und wandte ihm den Rücken zu. Im Gehen guckte ich mich nochmal um, aber er war nun verschwunden.
Und es stand da kein großer Wolf mehr.
Hierhin durfte ich wohl nicht mehr kommen. Die Aussicht auf den Wald würde dann auch nichts mehr nützen.
Das nächste Mal würde ich ja vielleicht netter zu dem Wolf sein, falls ich ihm wieder begegnen würde.
Nach einem letzten, sehnsüchtigen Blick auf den Wald klingelte ich an der großen Eichentür und sah meine Tante durch das Glas, das in die Tür eingebaut worden war, auf mich zukommen.
Sie machte die Tür auf und zog mich rein.
Dann setzte sie sich auf den Boden unserer fast leeren Küche, die nur von einem Herd und einer schwarzen Theke geschmückt wurde und versuchte weiter die Scherben, die auf dem Boden verteilt waren einzusammeln.
»Wie hast du das schon wieder angestellt?« grinste ich leicht über die Tollpatschigkeit meine Tante.
»Ehrlich gesagt hab ich das gar nicht gemacht, das Glas ist einfach aus meiner Hand gefallen, obwohl ich es ganz fest gehalten habe...«
Sie hob den Blick und grinste mich nun auch an.Doch dann würde ihr Blick ernst:
»Was ist im Wald passiert?Du riechst nach einem unbekannten Wolf.«
Na super. Ich wollte ihr das eigentlich gar nicht erzählen.Und wieso musste sie eigentlich als Mensch so einen ausgeprägten Geruch haben?
»Also...Ich hab jetzt wohl einen Feind.« Aber es müsste wohl passieren.
Ich ließ mich neben ihr nieder.
»Oh nein, wen hast du jetzt schon wieder auf dich gehetzt?«
Ich sah sie leicht empört an.
»Mach ich doch eigentlich nie....«
»Ja, ja du kleine hinterlistige Schlange und was war das letztes Jahr in Miami?« fragte sie mich gespielt prüfend.
Ich lachte auf und grinste leicht.
»Okay vielleicht ein bisschen...«
Fay verdrehte grinsend die Augen und erhob sich um die Scherben in den Mülleimer zu schmeißen.
»Erklär mir morgen, was du schon wieder angestellt hast, ja?«
Ich nickte und gähnte.
Zusammen gingen wir dann nach oben bis sie dann in den rechten Gang schlurfte, während ich den Mittelgang entlanglief und mich auf die Isomatte, die mir wahrscheinlich Fay reingestellt hatte, legte.
Dann nahm ich die zusammengerollte Decke, die vor mir lag und deckte mich zu.
Mit einer Hand unter meinem Kopf und der Decke schützend über mir schlief ich ein.

Wolves Of The Curse (Slow Updates)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt