13 | Eine nasse Katastrophe

1.4K 136 75
                                    

Billie Eilish - when the party is over

Es ging alles sehr schnell:
Plötzlich ging ein Ruck durch Ryder, sein Körper prallte gegen meinen, ich verlor den Halt und ich griff vergeblich nach Ryders schwarzem T-Shirt. Er riss erstaunt die Augen auf, doch dann geschah das Unvermeintliche:
Wir fielen ins Wasser.
Die Nässe und die Kälte nistete sich auf der Stelle in meine Kleidung ein.
Einfach überall.
Für wenige Sekunden verlor ich die Orientierung – wusste nicht, wo unten und oben war. Doch als ich wieder an die Wasseroberläche gelang, schnappte ich nach Luft und schaute mich verwirrt um.

Das erste, was mir auffiel, war, dass die Jugendlichen uns erstaunt anschauten.
Das Zweite, was mir auffiel, dass die Musik verstummt war.

»Wer. War. Das !?«, rief Ryder wutenbrannt.
Stille.
Alle schauten Ryder teilweise verängstigt an.
Er bebte vor Wut – oder vor Kälte, das wusste ich nicht genau – und schritt bedrohlich auf die anderen zu.
Ich tat es ihm gleich – jedoch weniger bedrohlich – und ging auf Zac und Tia zu, die beide überrascht ansahen, aber mich zu dich winkten.
»Komm, wir gehen hinein«, sagte Tia zu mir.

Ich nickte, wobei ich vor Kälte zitterte, bewegte mich aber nicht, denn ich schaute zu Ryder, der vor den anderen Jugendlichen stand und jeden – wirklich jeden – wütend anstarrte.

»Ich war's«, sagte ein Junge aus der Menge und trat hervor.
Meine Augen wurden groß. Das war der Junge, der Leroy das Bier zugeworfen hatte.

»Du Arsch«, schimpfte Ryder und ging auf ihn zu.

»Alter, das war nicht so ge –«
Ryder packte den fremden Jungen am Kragen und schaute ihn bedrohlich an. Es sah so aus, als würde die Situation jede Minute eskalieren.
Die anderen Jugendlichen schauten nur zu, was mit dem Jungen passierte.
Griffen nicht ein.
Was war bloß los mit denen?
Warum halfen sie nicht?
Ich schaute zu Tia, doch sie beobachtete bloß mit großen Augen das Geschehen.
Langsam wurde ich echt wütend.
Und mit der Wut stieg meine Ratlosigkeit.
Was sollte ich denn machen?
Ryder war gut ein Kopf größer als ich und war viel muskulöser.

»Ryder, lass ihn in Ruhe!«, rief ich schließlich.

Doch er ignorierte mich und hob den Arm, als der fremde Junge ihm irgendetwas zuzischte, was ich aus der Entfernung nicht hören konnte. Ryder war kurz vorm Explodieren.

Ich wusste nicht, warum ich es tat, jedoch stand ich kurz darauf zwischen denen und wollte sagen, dass sie aufhören sollten, aber dann geschah es:

Ich bekam mit einer unbändigen Kraft Ryders Faust in die Magengrube. Der Schlag zwang mich in die Knie. Mir blieb auf der Stelle die Luft weg. Vergeblich schnappte ich dennoch nach Luft.
Von Schmerzen gepeinigt schaute ich zu Ryder hoch, der mich widerum erstaunt ansah.
Er und ich konnten nicht fassen, dass er mich – wenn auch aus Versehen – geschlagen hatte.

»Das wollte ich nicht«, flüsterte er mir zu.
Fassungslos schaute er auf seine Hand. Als könnte er nicht glauben, was gerade passiert war.
Plötzlich wirbelte er herum und verschwand in der Menschenmenge, die entstanden ist, um einen besseren Blick auf das Schauspiel von eben zu erhaschen.
Manchmal hasste ich Menschen.
Ryder haute einfach ab.
Plötzlich kam Bewegung in die Menge und alle standen plötzlich um mich herum.

»Ich kann nicht fassen, dass Ryder sie geschlagen hat«, sagte einer.
»Er ist einfach abgehauen«, sagte eine webliche Stimme.
»So ein Bastard. Man schlägt keine Frauen!«
Diese Stimme erkannte ich.
Es war Leroy, der sprach.
Und es war auch Leroy, der mir half aufzustehen, da er sich einen Weg zwischen die Menschenmenge erkämpft hatte.

»Ist alles in Ordnung?«, fragte er mich besorgt.

Seine große Hand lag wie selbstverständlich auf meinen Rücken und auf meiner Schulter.
Ich nickte.
Der Schlag war zwar heftig gewesen, aber ich wollte nicht, dass er sich Sorgen machte.
»Wo ist er?«, fragte ich. Der Schmerz verklang allmählich.
Leroy schaute mich fassungslos an.

Ich An Deiner Seite  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt