10 | Reinen Wein schenken

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That's us - Anson Seabra

Zac und ich schliefen bis ein Uhr mittags. Wenn es nach unsere Meinung ginge, würden wir sogar weiterschlafen. Meine Mutter gab uns allerdings Bescheid, dass sie uns Geld auf den Küchentresen für Pizza hingelegt hatte, kurz bevor sie zur Arbeit aufbrach. Somit wurden wir auf eine äußerst unangenehme Art aufgeweckt:
Sie machte meine Steroanlage an.
Laut.
Sogar sehr laut.
Zac und ich schossen hoch.

Verwirrt schauten wir in das engelsgleiche Gesicht meiner Mutter. Sie räusperte sich, um das Grinsen in ihrem Gesicht zu kaschieren, allerdings sah ich es.

»Mum!«, riefen wir beide.

Ich schaute verwirrt zu Zac, der sich mit der Hand über das verschlafene Gesicht fuhr.

Meine Mutter schaute uns komisch an.

War das Besorgnis?
Nein, Besorgnis sah anders aus.
War sie etwa gerührt ?

Sie legte eine Hand auf das Herz und schaute Zac an, der es nicht bemerkte, da er sich müde wieder auf mein Bett schmiss.

Sie war tatsächlich gerührt, weil Zac aus Versehen »Mum« zu ihr gesagt hatte.
Mum räusperte sich abermals.

»Ich wollte nur sagen, dass ich Geld hingelegt habe.«

Ich verdrehte die Augen. Das wusste ich bereits. Das tat sie jedes Wochenende.

»Mum, das weiß ich doch.«

Sie wollte noch etwas sagen, besinnte sich jedoch anders. Sie lächelte uns an und ging dann.

Ich legte mich wieder hin und versuchte einzuschlafen. Gestern waren Zac und ich ungefähr bis halb zehn bei den Hills geblieben.
Allerdings hatte meine ... Heultirade einige Zeit in Anspruch genommen, weswegen wir recht spät schlafen gegangen sind.

Obwohl Mum länger bei den Hills geblieben war, sah sie frisch und munter aus, wogegen ich bestimmt wie eine Horrorfigur aussah.

»Tut mir leid Zac, dass ic– «, fing ich an mich zu entschuldigen.

»Ist schon okay«, unterbrach er mich.

Ihm schien die Sache ebenfalls unangenehm zu sein.

Zac hatte mich noch nie Weinen gesehen.
Wahrscheinlich hatte er gestern sogar Angst vor mir gehabt, da er mich kaum wiedererkannt hatte.
Ich schloss beschämt die Augen.

»Wirst du ihn heute anschreiben?«, wechselte er das Thema, wobei er mich nicht anschaute, sondern meine lavendelfarbende Decke.

»Ich weiß es nicht.«

Jetzt drehte er sich zu mir und musterte mich wortlos.
Eine Minute verging.
Die zweite.
Und dann unterbrach ich die Stille:

»Was?«

»Ich, an deiner Stelle, würde ihn anschreiben, Zara. Ich weiß, was du versuchst zu erreichen.«

»Was denn?«, fragte ich unschuldig, obwohl ich exakt wusste, was er sagen würde:

»Du willst das Treffen, das schon mehr als fällig ist, hinauszögern.«

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