52 | Pfannenkuchenorgasmus und Unsicherheiten

1.1K 73 29
                                    

Unsteady - X Ambassadors

Es gab Momente im Leben, die man viel zu gerne im Bett verbrachte - eingehüllt in der Wärme der Decke. Für einige Stunde vergaß man die Zeit und ließ sie an sich vorbeiplätschern. So einen Moment sehnte ich mir jetzt herbei. Ich wollte mich einfach nur noch in mein Bett verkriechen.

»Da bist du endlich, Zara«, begrüßte mich mein Vater.

Rosella, eine brünette Frau mit warmen, braunen Augen schenkte mir ein Lächeln. Sofort stieg Wut in mir auf und ich schaute zu Mum, die selbst nicht glücklich aussah.

Grazienne zuckte mit den Schultern und schaute mich entschuldigend an.

»Wir wollten nu-«, setzte Dad an.

»Ihr wolltet was ?!«, sagte ich laut.

»Was fällt dir ein mit der da« - dabei zeigte ich auf Rosella - »hier aufzukreuzen. Spinnst du etwa ?! Weißt du eigentlich, was du Grazienne und mir antust? Was du Mum antust?«

»Dave hat dich und deine Schwester lange nicht mehr gesehen. Deswegen ist er hier ... und da wir schon hier sind, wollten wir noch über die Hochzeit reden«, mischte sich Rosella ein.

Ich war fassungslos. Wie konnte man nur so unensibel sein?
Die Wut bebte in jeder Faser meines Körpers und übermannte mich gleich vollständig, sodass ich definitiv etwas Dummes anstellen würde. Tränen - das könnte jetzt nicht wahr sein - schossen mir in die Augen, doch ich drängte sie tapfer zurück und biss mir stattdessen so fest auf die Lippen, dass ich glaubte den Geschmack von Blut zu schmecken.

Ich schaute zu Mum und allmählich verschwand meine Wut. Sie sah so erschöpft aus. Ich wollte nicht, dass sie sich noch schlechter fühlte, wenn ich die Kontrolle verlor. Mit geschlossenen Augen befahl ich:

»Geht einfach.«

Als sich niemand regte, schlug ich die Augen auf.

Mein Vater schaute mich erschüttert und enttäuscht an. Ha, das ich nicht lachte!

Drei mal dürft ihr raten, welche Personen in diesem Raum ebenfalls enttäuscht waren.

»Ich will es nicht nochmal sagen.«

Rosella war die erste von den beiden, die sich aufrichtete. Sie ergriff schweigend Dads Hand. Zuerst schien es so, als wollte er nicht von dem Sofa aufstehen, doch als er es schließlich tat, spürte ich, wie sich mein Herz verkrampfte. Der Schmerz war so heftig, dass ich nach Luft schnappen musste. Ich war im Inbegriff meinen eigenen Vater aus dem Haus zu schmeißen. Zwar wohnte er nicht mehr hier, aber das hat er mal getan. In den Räumen des Hauses hatten wir zusammen gelacht, geweint und uns gestritten.

Ob ich stolz darauf war?

Die Antwort lautet Nein.

Schließlich verschwanden sie aus dem Raum. Ich merkte, dass mein Vater im Türrahmen stehen geblieben war und uns drei anschaute, jedoch starrte ich unnachgiebig nach vorne.
Die Haustür fiel nach paar Minuten Schweigen zu und ich atmete erleichtert aus. Grazienne ging zu Mum und zog sie in eine warme Umarmung. Es gab niemanden, der es so gut konnte wie Grazi - egal, wie lächerlich es klang, es war so. Es gab zwei Arten von Umarmungen. Die eine, die nur aus Pflichtbewusstsein entstand und die andere, die so warm und so ehrlich war, dass sie das Herz des Umarmenden berührten - ja, sogar bis zu einem bestimmten Grad flicken konnte.

Ich An Deiner Seite  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt