3 | Stalker

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Follow You - Imagine Dragons

Heute war Freitag. Das hieß für mich Tanzunterricht um acht Uhr abends.
Jedoch hatte Macy, die Tanzlehrein der jüngeren Schüler, mich heute angerufen und mich darum gebeten, ihren Tanzkurs zu übernehmen.
Sie war kurzfristig erkrankt und konnte daher den Unterricht nicht leiten. Ich hatte mich über ihren Anruf gefreut und zugestimmt. Das hieß aber auch, dass ich zwei Stunden früher los musste.
Doch als ich jetzt auf die Uhr blickte, bekam ich einen Schreck. Es war bereits viertel vor sechs!
Ich sollte um sechs da sein. Hastig sprang ich vom Bett, zog mir eine bequeme Sportshorts und T-Shirt an, stopfte meine Sportschuhe mitsamt Wasserflasche in meine Sporttasche und ging aus dem Haus. Ich schloss mein Fahrradschloss auf und radelte los.

*

»Hey, ich bin Zara. Manche kennen mich bereits«, begrüßte ich die kleinen Tänzer im Alter von acht bis zwölf Jahren.
»Da Macy leider erkrankt ist, springe ich ein.«

Ich lächelte die Kinder an. Sie wirkten neugierig und ein wenig aufgeregt – genau das, was ich brauchte.

»Weiß jemand von euch, zu welchem Song ihr tanzt?« Ich wusste eigentlich zu welchem Lied sie tanzten, weil Macy mir zuvor ein Video von der Choreografie geschickt hatte. Es schadete aber nicht zu fragen.

Alle Hände schossen nach oben. Ich grinste. Die süßen Kinder wetteiferten praktisch darum, wer drangenommen wurde.

»Ja, du, wie heißt du?«, fragte ich und schaute das Mädchen, das ich drangenommen hatte, auffordernd an.

»Clary. Wir tanzen zu ›Chain Hang Low‹ von Jibbs.«

»Und zu ›Don't Worry‹ von Madcon«, fügte ein andere Mädchen hinzu.

Ich staunte nicht schlecht, da Macy den Kindern zwei verschiedene Choreographien zumutete. Zwar waren die Choreos nicht schwierig, trotzdem forderte es Zeit und Disziplin ein, sie draufzuhaben. Ich klatschte in die Hände und rief motiviert:

»Dann wärmen wir uns erstmal auf!«

*

Nach dem Training der Kids blieb ich in der Halle, da meine Gruppe bald eintrudeln würde.

»Hey, du bist aber früh dran!«, begrüßte mich Amanda.

»Ja, ich hab die Kleinen unterrichtet.«

Sie nickte und machte sich aus ihren kastanienbraunen Haaren einen Zopf. Argwöhnisch betrachtete ich mein blondes Haar im Spiegel. Eine Wand der Halle war komplett mit einem Spiegel ausgestattet. So konnten wir uns beim Tanzen beobachten und Fehler leichter korrigieren.

Mein Resultat:
Mein Dutt war kein Dutt mehr und die Strähnen an der Schläfe kräuselten sich leicht vom Schweiß.
Ich seufzte. Meine Haare waren stinknormal. Es wurde Zeit, dass ich mal etwas mit denen machte. Die Spitzen fliederfarbend
färben beispielsweise...

»Hast du schon etwas von dem Neuen gehört?«, fragte Amanda mich und riss mich aus meinen Überlegungen. Ich schüttelte mit dem Kopf als Antwort und gesellte mich zu ihr, indem ich im Schneidersitz gegenüber von ihr Platz nahm.

»Nein. Du weißt ja, ich war letzte Woche nicht da.«

»Ach ja, hab ich vergessen. Jedenfalls ist er neu hier und er ist in der anderen Tanzgruppe.«
Der Teil mir dem »er ist neu in Portland« kam mir vage bekannt vor.

»Jazz?«

»Nein, Hip-Hop und Break-Dance. Das kann er gut! Olivia und ich sind vorgestern absichtlich länger geblieben, um ihn zu beobachten. Und ich muss sagen er ist umwerfend!«

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