56 | Liebe

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belong - gnash (feat. DENM)

Ryder fuhr sich durch die dunkelbraunen, fast schwarzen Locken, und vermied den Augenkontakt zu mir.

Ich schloss die Tür hinter uns zu und schaute ihn bloß an.

Ist alles okay?, wollte ich fragen, aber das war natürlich bescheuert, da er vor nicht mal 24 Stunden noch im Krankenhaus war. Deswegen entschied ich mich einfach dafür, ihn zu beobachten.

Er ging zu seinem Bett, setzte sich hin und stand aber direkt wieder auf, um daraufhin zum Fenster zu gehen. Er war unentschlossen und ihn umgab eine wilde Ausstrahlung, die anderen Menschen dazu zwingen würde, sich umzudrehen und wegzulaufen, aber ich kannte ihn. Bei mir funktionierte es nicht.

Ich ging auf ihn zu und stellte mich neben ihn hin und schaute ebenfalls aus dem Fenster. Wir beobachtete vier Kinder, zwischen fünf und zehn Jahren, wie sie Fangen auf der Straße spielten. Da unser Viertel ruhig war, mussten sich die Eltern keine großen Sorgen machen, wenn die Kinder auf den Straßen spielten. Die Sonne schien und der Himmel war so blau, dass es beinahe in den Augen wehtat. Ich beobachtet die Vögel am Himmel, wie sie ihre Kreise zogen, anmutig sanken, um gleich wieder mit neuem Schwung, emporzusteigen. Mein Blick hing jedoch nicht lange an dem Geschehen draußen. Ich blickte zu Ryder und sah, dass er mich ebenfalls anschaute. Er regte sich nicht, als ich ihn dabei erwischte.

»Ryder«, flüsterte ich. Ich wusste nicht, weshalb ich flüsterte, aber mein Instinkt sagte mir, dass ich es lieber tun sollte.

Er schüttelte vehement den Kopf.

»Es ist zwecklos. Ich möchte nicht darüber reden.«

»Du bist krank«, platzte es aus mit heraus.

Er lachte humorlos auf. Es war ein hartes, kaltes Lachen, dass seine verhärtete Miene wiederspiegelte.

Zugegeben, es war nicht besonders hilfreich von mir gewesen, ihn daran zu erinnern, dass er krank war. Schließlich wusste er es von un beiden am besten.

»Warum hast du mir nichts gesagt? Ich meine, du weißt doch, dass du mir alles sagen kannst.« Ich schaute ihn mit einem zaghaften Lächeln an.

Abermals fuhr er sich durchs Haar und ließ seinen Blick gemächlich über mein Gesicht wandern. Dabei blieb er kurz an meinen Lippen hängen, bevor er wieder zu meinen Augen schweifte. Die Geste war zwar kurz, doch ich bemerkte sie, weshalb mein Gesicht warm wurde. Ich räusperte mich, um meine Verlegenheit zu verbergen, doch er hatte meine Reaktion bemerkt und ein Grinsen breitete sich über sein Gesicht aus.

Ich hasste es manchmal, wie Ryder mich so schnell in Verlegenheit bringen konnte. Doch gleichzeitig liebte ich es, ihm ein Lächeln zu entlocken.

Plötzlich nahm er meine Hand und führte mich zu seinem Bett. Ich setzte mich auf die Bettkante hin und schaute ihn schweigend an.

»Weißt du, Zara ...«

Ich wartete gespannt.

»Das Leben ist ein verdammter Stalker«, flüsterte er.
»Warum?«, fragte ich.
Er schaute mich eindringlich an. Als hätte er nicht erwartet, dass ich, Zara O'Dell, ihn hinterfragen würde. Doch ich tat es.
»Es wird nie aufhören dich zu verfolgen, bis du endlich tot bist.«

Mir stockte der Atem.

»Was erzählst du da ?«

Entgeistert starrt ich ihn an. Wie kam er auf sowas?

»Was ist passiert ?«, fragte ich, obwohl ich es insgeheim nicht wollte, denn ich hatte die Befürchtung, dass diese Konversation nicht gut enden würde. Ich starrte auf meine Hände, da ich seinen durchdringenden Blick nicht aushalten konnte.

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