26 | »Wir sind für dich da«

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I'm Here For You - Kygo ft. Ella Henderson

»Zara, wir haben dich erwartet«, sagte er.

Ohne das ich es wollte, schossen mir Tränen in die Augen. Verzweifelt biss ich mir auf die Lippe und schaute fieberhaft nach oben an die Decke, um zu verhindern, dass die Tränen meine Augen verließen.

»Hallo«, erwiderte ich – nein, hauchte ich.

»Komm doch her«, schlug er mir vor, da ich am Türrahmen stand.

»Warum?«, fragte ich argwöhnisch.

»Zara, ich möchte nur mit dir reden. Oder ist es schon zu viel verlangt?«

Ich räusperte mich und ging zum Sofa hin.

Meine Mutter hatte bis jetzt noch nichts gesagt. Sie schaute mich bloß warnend an.

Reiß dich zusammen!, schien ihr Blick zu sagen.

»Es geht um die Hochzeit, Zara.«

Das hätte er nicht sagen sollen, da ein Teil von mir dreist aufstehen wollte. Doch ein neugieriger Teil von mir, wollte hören, was er zu sagen hatte.

Schnell warf ich Mum einen flüchtigen Blick zu. Sie schien sich nicht unbehaglich zu fühlen. Sie schaute Dad bloß an – beinahe desinteressiert.

Merkwürdig.

»Rosella und ich – hoffen, dass du zu unserer Hochzeit kommst.«

Mein Vater schaute mich beinahe flehentlich an.

Das tat weh, denn wir waren offensichtlich so weit, dass mein Vater mich beinahe anflehen musste, damit ich auf seine Hochzeit ging.

Ich schluckte. So dreist war ich nicht, denn er war mein Vater – auch nur ein Mensch. Und es war allzu bekannt, dass Menschen Fehler machten.

»Ich komme.«

Schlicht und doch so bedeutungsvoll.

Mein Vater stand ruckartig auf und blinzelte heftig - weinte er etwa? - während er auf mich zukam. Einen kurzen Moment schien er unschlüsslich zu sein, doch dann breitete er die Arme aus und umarmte mich. Augenblicklich versteifte ich mich und hing in seinen Armen wie ein nasser Strohsack.

»Ich habe so gehofft, dass du bejahst«, flüsterte er mir ins Ohr.

Ein wenig hilfesuchend schaute ich zu meiner Mutter, die uns anlächelte.

Als wären wir eine glückliche und eine heile Familie.

Dies waren wir jedoch nicht.

Als mein Vater sich von mir löste und einen Schritt zurückmachte, schaute er mich liebevoll an.

»Zara, du bist so erwachsen geworden.«

Das bezweifelte ich.

Er sah meinen zweifelnden Gesichtsaudruck.

»Doch, Zara. Denn Verzeihen ist ein großer Schritt des Erwachsenwerdens. Über die Dinge hinwegzusehen, aber sie nicht zu ignorieren oder gar zu vergessen, ist eine große Überwindung.«

Mein Vater hatte recht.

Ich hatte ihm bereits verziehen.

»Rosella hatte mich ebenfalls gefragt, ob du vielleicht Lust hättest ... « – er ließ den Satz in der Luft hängen und atmete tief ein – »für uns auf der Hochzeit singen möchtest.«

*

»Rosella möchte, dass ich auf ihrer Hochzeit für sie singe« sagte ich zu Zac, währenddessen wir uns auf den Weg zum Klassenraum machten.

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