Kletterwände, Wasserbomben und Abseits-Regeln

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Als ich vorsichtig meine Zimmertür öffnete und auf den Flur hinaustrat, öffnete sich nur einen Moment später Nath's Zimmertür. Selten hatte ich meinen Bruder so sauer gesehen. Seine Kiefermuskeln waren angespannt, die Augenbrauen grimmig zusammen gekniffen. Die Arme hatte er vor der Brust verschränkt und seine Lippen wütend aufeinander gepresst.

„Hi.", sagte ich vorsichtig und ignorierte das unangenehme Kratzen im Hals. Mein Lächeln erwiderte er nicht, er funkelte mich bloß wütend an. Dann holte er Luft und so ruhig er eben noch ausgesehen hatte, umso lauter brüllte er jetzt.

„Sag mal Sydney, spinnst du? Was ist bei dir in letzter Zeit eigentlich los? Ich hoffe für dich, dass du so einen Kater hast, wirklich! Warum musst du dich immer betrinken? Kannst du nicht einmal nüchtern Spaß haben?"

Verständnislos schaute ich ihn an. Ich hatte gedacht, er wäre sauer, weil ich zur Party gegangen war, und nicht, weil ich etwas getrunken hatte.

Oh nein. Was hatte ich gemacht? Es muss etwas ziemlich Schlimmes gewesen sein, wenn er so sauer war. Mein Herz begann ängstlich schneller zu schlagen und vor meinem inneren Auge blitzen verschiedene Horrorzenarien auf. Eine schlimmer als die andere.

Mittlerweile hatte mein Bruder wohl auch bemerkt, dass ich keinen blassen Schimmer hatte, wovon er redete.

Er lachte höhnisch auf. „War ja klar, du hast einen Blackout. Dann lass mich dir mal erzählen was passiert ist. Ich war gestern auf einer Party und alles war super, bis Chad kam und mir gesagt hat, dass du da bist und in der Küche gerade Scheiße baust. Und weißt du was ich da sehe? Mein liebes kleines Schwesterchen, sturz betrunken, sitzt sie mit zwanzig Jungs in der Küche und spielt Strippoker, nur ohne Poker."

Geschockt schaute ich Nath an. Ich hatte doch wohl nicht gestrippt. Übelkeit, zusammen mit nackter Panik und Scham, stieg in mir auf.

„Ich habe was?", brachte ich schließlich hervor.

„Ihr habt Flaschendrehen mit einer leeren Wodkaflasche gespielt, nur, dass derjenige auf den sie zeigt, ein Kleidungsstück ausziehen musste. Sydney, deine Unterwäsche, kennen jetzt, sagen wir mal, ein paar Leute. Ich kam noch rechtzeitig, um dich vor Justin diesem Arsch zu ähm retten. Die Jungs haben die Flasche natürlich immer extra bei dir gestoppt, und du warst zu betrunken um es zu bemerken. Ich denke du solltest dir echt mal Gedanken machen."

Dann drehte er sich um und ging wieder in sein Zimmer. Erneut stieg Übelkeit in mir auf, diesmal stärker, und ich eilte ins Bad.

Die Übelkeit legte sich, als ich meine Stirn gegen den kühlen Badewannenrand presste, aber der Scham blieb. Wie betrunken musste ich gewesen sein? Ziemlich. Und dann auch noch Wodka. Warum hatte ich Justin auch etwas beweise wollen? Ich sollte lernen, andere zu ignorieren.

Es klopfte leise an der Tür. „Syd. Ist alles okay?", fragte Nath.

Ich stand vorsichtig auf und öffnete ihm die Tür. In seinen Augen spiegelte sich Sorge, auch wenn er sich große Mühe gab, mich weiterhin finster anzublicken.

„Ja, schon. Ich schäme mich nur. Danke Nath, dass du mich da weg geholt hast. Was hat Mum gesagt?"

Nath seufzte nur und tätschelte meine Wange. „Nichts, sie Mitch und Brice sind kurzfristig zu Grandma gefahren. Gestern Abend hat Mum einen Anruf bekommen, Grandma hat wieder Probleme mit den Knien und kann nicht laufen. Also haben sie sich frei genommen und Brice mitgenommen. Sie kommen erst am Mittwoch wieder."

Erleichtert atmete ich aus. Wenn Mum es noch nicht wusste, bestand die Möglichkeit, dass ich noch heil aus der Sache raus kam.

„Und sagst du es ihr?", ich schaute zu ihm auf und setzte meinen besten Hundeblick auf. Er schien kurz mit sich zu ringen, dann schüttelte er schließlich widerwillig den Kopf. „Nein, nicht wenn du aufhörst dich zu betrinken. Von mir aus geh auf Partys, aber Syd, lass es einfach mit dem Alkohol."

The special Fan(5sos FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt