Kapitel 1

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Ich ziehe noch einmal an meiner Zigarette. Dann lasse ich sie achtlos zu Boden fallen, wo sie langsam in einer kleinen Pfütze erlischt.
Meine Füße scheinen an dem kaltem Asphalt der Straße kleben bleiben zu wollen und meine Schritte sind schwer, als ich mich zwingen muss durch den prasselnden Regen, zu dem hässlichen Gebäude mir gegenüber zu stapfen.

Es ist noch früh am Morgen, zu früh. Normalerweise wäre ich jetzt noch umhüllt von meiner Decke und sanften Kissen die Wolkenstücken gleichen. In meinem Bett in dem es kuschelig warm ist, weit weg von Realität. Womöglich wäre ich in einem meiner schrecklichen Träume gefangen. Doch es wäre ein Traum, der niemals schlimmer sein könnte als meine Realität- dem hier.

Mein Weg führt mich durch einen großen Flur, voller laut durcheinander redender Jugendlicher. Von der Decke scheint grelles Licht, welches mich irgendwie an ein Gefängnis erinnert und in mir das Bedürfnis hervorruft, mich übergeben zu müssen.

Als ich endlich die Tür mit der Aufschrift 'Sekretariat' finde, seufze ich und trete widerwillig ein. Nun gibt es kein zurück mehr.

Kaum habe ich die schwere Holztüre geöffnet, werde ich auch schon von einer Sekretärin mit wissenswerte​m zugeschwallt. Ich blicke mich verzweifelt um und mir werden noch gefühle hundert, von Informationsblättern in die Hand gedrückt.

Ich atme erleichtert auf, als dem ganzen ein Ende gesetzt wird. Irgendein dürrer Lehrer mit Halbglatze kommt, um mich in meine neue Klasse mitzunehmen. Gott sei Dank.

Den Namen, den dieser seltsame Lehrer mir verraten hat, habe ich schon längst wieder vergessen.
Mit großen Schritten geht er vor mir her, während er mir irgendwas zu erzählen scheint. Ich höre ihm nicht zu. Warum sollte ich auch?

Meine Aufmerksamkeit wird wieder geweckt, als wir an einer der vielen Klassenzimmer stehen bleiben. Obwohl die Tür geschlossen ist, hört man die Schüler bereits unglaublich laut. Furchtbar. Das werde ich ab jetzt wohl öfter ertragen müssen. Der Lehrer wirft mir noch ein aufmunterndes Lächeln zu, dann öffnet er die Tür.

Freundlich begrüßt er die Schüler und ich kann ein Augenrollen nicht unterdrücken, als die Klasse ihm in Singsang einen guten Morgen wünscht. Als nächstes lassen sich alle wieder lustlos auf ihre Plätze fallen.

Läuft das hier so, mit aufstehen und guten Morgen singen? Ist ja lächerlich, ich meine das hier ist schließlich keine vierte Klasse mehr. Was soll das Theater?

,,Wie ihr seht habe ich jemanden mitgebracht.",sagt der kahlköpfige Mann neben mir. Dann deutet er mit seinem abgemagertem Arm in meine Richtung, als hätten sie mich noch nicht bemerkt.

,,Magst du dich vielleicht kurz vorstellen? Danach kannst du dir dann einen der freien Plätze aussuchen."

Ob ich mag? Nein ich mag nicht, aber mir bleibt jawohl keine andere Wahl. Die zu denen ich bald wohl irgendwie gehören werde, starren mich neugierig an. Wie nervig, können die ihre Glotzer nicht woanders hinrichten?

,,Ich heiße Alex. Alexandra Klint...",sage ich und setze mich auf den freien Platz ganz hinten in der Ecke. Der Lehrer sieht mir verblüfft hinterher.
Anscheinend ist er nicht zufrieden mit diesem Mangel an Informationen. Tja sein Pech. Was mich angeht, wird er wohl lernen müssen mit Enttäuschungen um zu gehen.

,,Hi ich bin Fiona. Fiona Erikson. Freut mich dich kennenzulernen Alexandra.",höre ich eine aufdringlich quietschende Stimme direkt neben mir. Meine Sitznachbarin. Wieso kann die mich nicht in Ruhe lassen?

Aufmerksam blickt sie mich an. Anscheinend erwartet sie eine Antwort. ,,Alex. Nur Alex. Ich hasse es wenn man mich bei meinem vollem Namen anspricht.", nuschle ich und nehme mir einen kurzen Moment, um die Quitschestimme neben mir zu mustern.

Sie trägt eine scheußliche Brille bemerke ich naserümpfend. Die runden Gläser schmeicheln ihrem Gesicht nicht sonderlich und heben ihre lange, krumme Nase irgendwie hervor.

Sie trägt ihre braunen Haare zu einem strengem Zopf zusammen gebunden. Insgesamt sieht sie irgendwie ziemlich spießig aus.

Die darauf folgende Stunde bestätigt sich mein Eindruck von ihr, sie ist der totale Streber und absolut nervtötend. Wieso musste ich mich auch ausgerechnet neben sie setzen, ich Idiotin.

Andererseits war es nicht meine Schuld, seit wann saßen Streber wie sie auch in der letzten Reihe? Ätzend. Als wäre es nicht schlimm genug, dass ich gezwungen bin diese Schule zu besuchen, nun muss ich auch noch neben der Klassenbesten sitzen.

Nach einer halben Ewigkeit ertönt endlich der Gong zur Pause. Erleichtert greife ich mir meine Lederjacke und stehe auf um so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.

,,Aaaleex?" Ich schließe für einen kurzen Moment die Augen und bemühe mich ruhig zu bleiben. Aber wenn diese Qietscheente noch einmal so meinen Namen leiert, kann ich für nichts mehr garantieren. Ich drehe mich zu ihr um, schade das Blicke nicht töten können.

,,Wohin willst du denn? Soll ich dich nicht noch etwas herumführen und dir alles erklären?",bietet sie an und lächelt breit und freundlich. Ich könnte kotzen. ,,Nein. Ich gehe jetzt eine rauchen."

Sie sieht mich vorwurfsvoll an und bevor sie anfangen kann mir einen Vortrag darüber zuhalten, wie schlecht rauchen für mich und die Menschen in meiner Umgebung ist, verschwinde ich so schnell ich kann.

Gefühls Chaos  (teacherxstudent)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt