Kapitel 33

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,,Also, wie genau hast du dir das vorgestellt, ich kenne deinen Bruder ja noch nicht​ mal.", frage ich und fahre los. Fiona schiebt unsicher ihre Finger, unter ihre Schenkel. ,,Er muss auch zu Schule, ich dachte wir nehmen ihn mit, dann lernst du ihn kennen."

Bitte nicht, flehe ich stumm aber beiße mir auf die Lippe, bevor mir ein dummer Spruch raus rutscht. Ich kann ihr ihren Wunsch schlecht verwehren, nachdem sie von mir und Kate weiß.

,,Du weißt, morgens nett zu sein ist nicht meine Stärke." Ich betätige den Blinker und biege rechts ab. ,,Bitte, Alex." Ich seufze und halte vor ihrem Haus. ,,Und spreche​ ihn bitte nicht direkt darauf an." Ich nicke ergeben und Fiona steigt aus. ,,Ich beeile​ mich."

Ich hole meine Zigaretten heraus, fahre das Fenster runter und zünde mir eine an. Na super, wo bin ich da nur rein geraten? Ihrem kleinen Bruder mit seinem Drogenproblem helfen, dabei hatte ich mich doch selber nicht unter Kontrolle, wie also sollte ich ihn belehren?

Kaum habe ich aufgeraucht kommt Fiona wieder aus dem Haus, hinter ihr ein schlaksiger Junge, mit einer Cappy auf dem Kopf. Er setzt sich hinten hin. ,,Alex, das ist Manuel. Manuel, Alex.", stellt Fiona uns vor.

,,Hey jo, Alex. Danke für's mitnehmen.", sagt er. Ich nicke und starte den Motor. ,,Klar doch.", entgegne ich, dann fahre ich los. Wir haben noch etwas mehr als zehn Minuten, weswegen ich mich bemühe so schnell wie möglich Richtung Schule fahren. 

,,In welche Klasse gehst du?“, frage ich und sehe ihn durch den Rückspiegel an. Im Gegensatz zu Fiona sieht er ziemlich schlampig aus. Er trägt eine schwarze Jogginghose und ein ihm viel zu großes T-Shirt. ,,In die Zehnte."

Wieder nicke ich. Dieses Smaltalk, konversations Zeugs liegt mir einfach nicht. Ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll und sehe kurz zu Fiona rüber. ,,Weißt du, Alex hat eine Playstation Zuhause, vielleicht wollt ihr ja mal zusammen spielen."

Ich rümpfe die Augenbrauen und beäuge Quietschi kritisch. Sie redet mit ihrem Bruder, als wäre er zehn.
Dann als ich einen erneuten Blick in den Rückspiegel werfe und sehe wie Manuel die Augen verdreht, wird er mir auf einmal sympathischer.

,,Aber nur, wenn du ein sixpack Bier mitbringst.", meine ich grinsend und erfreue mich an Fiona's Blick. ,,Mhmm vielleicht komme ich mal drauf zurück.", lacht ihr Bruder. Ich biege auf den Parkplatz und halte. Unser Gespräch endet jäh, aufgrund der restlichen zwei Minuten die uns noch bleiben, bis Unterrichtsbeginn.

Um vier Uhr Nachmittag ist der Spaß endlich vorbei. Es war wirklich ein langer Tag, doch Kate habe ich kein einziges Mal gesehen. Ich frage mich, ob sie mir absichtlich aus dem Weg geht und überlege ihr zu schreiben.

Auf dem Weg zu meinem Auto sehe  ich jedoch, dass ihres immer noch auf dem Parkplatz steht. Sie ist also noch da. Ich zünde mir eine Zigarette an und sehe mich um.

Ich will mit ihr reden, aber nach allem was passiert ist, wäre es wohl nicht die beste Idee, hier an ihrem Auto direkt an der Schule, auf sie zu warten. Ich gehe also weiter zu meinem Wagen und kicke einige auf dem Asphalt liegende Steine, über die Straße.

Aber wäre es nicht genauso unangebracht, bei ihr Zuhause aufzutauchen? Ich hole mein Smartphone heraus, ich werde mich einfach vorher anmelden.

Kaum sitze ich in meinem Auto, kommt ihre Antwort. Sie fragt wo ich bin. Ich antworte ihr, ich stände noch auf dem Parkplatz und sie weißt mich an ihr zu folgen. Keine zwei Minuten später fährt ihr Wagen an mir vorbei, ich setze den Blinker und folge ihr.

Nach kurzer Zeit merke ich, dass wir aus der Stadt raus fahren und ich frage mich, wo sie hin will. Weitere zehn Minuten später halten wir an einem Parkplatz, vor einem Wald.

Ich parke mit meinem Wagen neben ihr und sehe seufzend zu ihr herüber, nur um fest zu stellen, dass sie das selbe tut. Matt lächeln wir einander an, dann steige ich aus und sie tut es mir gleich.

,,Auf einen Spaziergang?", frage ich und winkele meinen Arm an, damit Kate sich bei mir unterharken kann. Sie nickt und wir gehen gemeinsam Waldweg hoch und langsam tiefer, den schmalen Pfad, in den dicht bewachsenen Wald hinein.

Die Sonne scheint und überall um uns herum, hört man zwitschernde Vögel. Ich meine sogar das Klopfen eines Spechtes zu vernehmen. Keiner von uns sagt etwas. Gemütlich gehen wir nebeneinander her und genießen die Atmosphäre.

Ich merke wie Kate sich etwas entspannt, bis sie mich schließlich von der Seite anlächelt und mein Herz einen Schlag aussetzt. Ihr Lächeln ist einfach atemberaubend.

Doch dieses und das gute Gefühl in meiner Magengegend, sind nicht von langer Dauer. ,,Was ist mit Fiona?", fragt sie und führt mich einen Trampelpfad abseits des Weges entlang.

,,Sie wird nichts sagen.", meine ich und erläutere ihr, was genau gestern eigentlich passiert ist und wie es mit Fiona lief. Sie nickt, doch statt einem erleichternden Lächeln, ist ihres schmerzhaft.

Gefühls Chaos  (teacherxstudent)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt