Ich nehme ein Stück und Kate tut es mir gleich. ,,Mhh, die ist gut." Ich grinse zufrieden. ,,Echt? Mhh, lass mal probieren.", sage ich und beiße prompt, an ihrem Stück. Erst scheint sie perplex, dann beginnt sie zu Lachen und ich stimme mit ein.
Verdammt tut das gut. Sie bringt eine ganz neue Seite in mir zum Vorschein. Die hinter den Mauern, deren Fundament immer bröseliger wird.
Als wir aufgegessen haben setzen wir uns gemeinsam auf die Terrasse und ich rauche eine. ,,Also, du wolltest mit mir reden?", fragt sie mich mit sanfter Stimme. Ich lehne mich an den Tisch. ,,Ich- Ich will mehr als das Kate.", bewusst switche ich wieder zu ihrem Vornamen.
,,Ich hätte gerne einfach einen entspannten Nachmittag mit dir. Ich würde auch gerne mehr über dich erfahren. Du sagtest, es wäre eine längere Geschichte. Wir haben Zeit und ich würde sie gerne hören, wenn du möchtest."
Gespannt sehe ich sie an. Ich weiß, dass ist mehr als ein einfaches Schüler-Lehrer Verhältnis. ,,Hast du Wein da? Denn ohne wird das ganz sicher nicht funktionieren."
Ich grinse und richte mich wieder auf. ,,Jawohl Madame. Ich habe erst vor kurzem zwei mir empfohlene Flaschen Rotwein gekauft. Das wäre einmal ein Cabernet Sauvignon aus Kalifornien oder ein Château Ausone aus Frankreich. Welchen darf ich dir anbieten?"
Sie wählt den ersten, also ich gehe in die Küche und fülle uns zwei Weingläser. Als ich wieder komme grinst sie mir entgegen und nimmt mir eins ab, dann setzen wir uns. ,,Das Hemd steht dir übrigens ausgezeichnet.", haucht sie bevor sie sich den ersten Schluck genehmigt.
,,Danke.", erwidere ich etwas verlegen dann trinke ich ebenfalls.
,,Der ist großartig.", sagen wir beide wie aus einem Mund und sehen einander verwundert an.Ich versinke in ihren Augen und ihr scheint es ähnlich zu ergehen. Ich weiß ich könnte sie jetzt eventuell Küssen, aber ich tue es nicht. Stattdessen räuspere ich mich gepflegt und unterbreche den intensiven Blickkontakt.
,,Wie gesagt meine Mutter bekam Krebs. Das war kurz vor meinem zwanzigsten Geburtstag.", beginnt sie kurze Zeit später und trinkt erneut an ihrem Wein. Sie berichtet, welch ein Loch der Verlust gerissen hat.
,,Sie war so eine lebensfrohe Frau. Die Diagnose meiner Mutter hat in mir solch eine Angst, Wut, Hilflosigkeit und Verzweiflung auslöst. Ich stand völlig neben mir. Das Wechselspiel von Hoffnung und Verzweiflung, immer wenn meine Mutter von einer Arzbesprechung wieder kam, mit neuen Neuigkeiten, laugte mich aus. Ich kann mich erinnern, wie oft sie morgens geweint hat, nach dem Bürsten ihrer Haare, die stetig weniger wurden. Nach vier Monaten der Chemotherapie, durch welche ihr Körper sehr geschwächt war, stand sie eines morgens mit komplett kahl rasierten Kopf vor mir und erklärte, sie hätte das nicht mehr länger mitansehen können. Sie starb etwa ein Jahr nach ihrer Diagnose." Mein Herz zieht sich beinahe schmerzhaft zusammen bei ihren Worten.
,,Vielleicht hätte ich das alles irgendwie verarbeiten können, wäre da nur nicht der Fakt, dass meiner Mutter ihre letzte Chance auf Heilung genommen wurde. Jährlich erkranken etwa 476.000 Menschen neu an Krebs weißt du? Jeder dieser Menschen verdient medizinische Behandlung, viele können geheilt werden."
Sie sieht mich mit Tränen in den Augen an. ,,Sagt dir der Todes Apotheker aus Bottrop etwas?"
Tatsächlich sagt mit das irgendetwas, ich vermute, ich habe es in den Nachrichten gehört.
,,Der Apotheker hat Krebsmedikamente zusammen gemischt und hergestellt. Er hat ganz Deutschland mit dem Medikament beliefert. Einer der Inhaltsstoffe ist sehr wertvoll. Das verrückte ist, dass der Mann mehr als genug Geld hatte. Trotzdem hat er bloß Kochsalzlösung anstatt dem Wirkstoff hinzugefügt. Das hat er Jahre lang gemacht.", ihre Stimme bricht und ihr kleiner Körper, beginnt im Takt ihres Schluchzen zu zucken.
Schnell ziehe ich sie in meine Arme. Ich presse sie ganz nah an mich, es bricht mein Herz sie weinen zu sehen. Ich würde ihr gerne all den Schmerz nehmen, in mir kommt das tiefe Bedürfnis auf sie zu beschützen.
Sie weint eine Weile, mit ihrem Kopf auf meiner Schulter abgelegt. Sanft streichele ich über ihre Haare.
,,Es tut mir so leid Kate." Sie sieht zu mir auf aber sie sagt nichts, stattdessen umarmt sie mich erneut. Einige Minuten liegen wir einander wieder in den Armen, bis wir uns vorsichtig voneinander lösen. ,,Danke, dass du mit das erzählt hast."
Ich weiß das war noch nicht alles doch sie braucht eindeutig eine Pause.
,,Komm.", sage ich und reiche ihr meine Hand, dann gehen wir gemeinsam wieder rein.Doch wie soll ich sie ablenken? Ich überlege fieberhaft. Dann überlasse ich es ganz meinem Bauchgefühl und gehe mit ihr nach oben in mein Zimmer. Sie sieht sich neugierig um, dann beäugt sie schmunzelnd meine CD-Sammlung.
Ich ziehe den Karton unter meinem Bett hervor. Er ist sehr verstaubt, so lange habe ich mich nicht getaut ihn anzufassen.
Ich stelle ihn auf meinem Bett ab und setze mich im Schneidersitz, auf die graue Bettdecke. Kate setzt sich gegenüber von mir hin. ,,Das ist unsere Fotokiste.", sage ich und sehe verunsichert zu ihr auf.
Sie Lächelt mir ermutigend entgegen, doch mich erfasst Panik. Dieser Karton ist gefüllt mit Gefühlen. Im einen Moment war sie noch da, lebendig im nächsten, war sie Tod. Es macht mir Angst. Der Tod macht mir Angst und ich will mich nicht damit auseinander setzen.
,,Das ist keine gute Idee.", sage ich springe auf und stelle den Karton hektisch wieder zurück.
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Anscheinend haben die beiden eine schwere Vergangenheit, doch ist Alex bereit sich ihrer zu stellen?
Schönen Nachmittag euch noch, in fünf Tagen gibt's das nächste Kapitel:)
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Gefühls Chaos (teacherxstudent)
RomanceAlexandra ist cool und unnahbar. Sie hat keine Gefühle und das ist gut so. Von dieser wunderschönen jungen Frau, die sich als ihre Lehrerin herraus stellt, will sie nur Sex. Nicht mehr. Denn sie hat keine Gefühle. Nein. Nur Probleme mit ihrer Luft...