Kapitel 14

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Ich ziehe sie näher an mich. Ihre Nähe tut so verdammt gut. Irgendwie fühlt sich alles so vertraut an mit ihr. Ich lehne meine Stirn gegen ihre und sie lässt es zu, als wäre es selbstverständlich. Doch genauso fühlt es sich mit ihr an, selbstverständlich.

Sie riecht so lecker, nach Kirsche. Bezaubernd. Für kurze Momente kann ich vergessen, wenn sie bei mir ist. Warum das so ist weiß ich nicht.

Aber das ist jetzt auch egal. Ich schalte meinen Kopf aus, will nicht darüber nachdenken was richtig und was falsch ist. Was ich will ist ihr Mund auf meinem, also verbinde ich unsere Lippen miteinander.

Sie sind so weich. Ich kann einfach nicht genug von ihnen bekommen, nicht genug von ihr. Ich hebe sie auf die Waschbeckengarnitur, um sie noch intensiver zu küssen. Meine Zunge trifft auf ihre und uns beiden entflieht ein leises seufzen. Ich muss gestehen, dass meine Beine sich anfühlen wie Wackelpudding und mein Herz unglaublich schnell, gegen meinen Brustkorb pocht.

Sie küsst wahnsinnig gut. Ich will mehr von ihr, will sie näher.

Da höre ich wie sich Schritte nähern. Schnell löse ich mich von ihr und setze sie wieder auf dem Boden ab. Verwirrt sieht sie mich an. Ich gehe noch zwei Schritte nach hinten, weg von ihr, da öffnet sich auch schon die Tür.

Zwei Schülerinnen gehen tief in ein Gespräch versunken an uns vorbei, zu den Toiletten. Kate und ich sehen uns an, keiner von uns sagt ein Wort. Doch ihr Blick sagt alles. Gerade in diesem Moment scheint ihr bewusst zu werden, was passiert ist und sie bereut es.

Ein ekelhaftes Gefühl durchströmt meinen Körper, dabei dachte ich doch keine Gefühle mehr zu besitzen. Es ist Schmerz. Ganz tief in mir, er soll da weg gehen.

Kates Blick ist immer noch der gleiche, geschockt, schuldig, hilflos. Sie sieht aus, als wünscht sie sich alles ungeschehen machen zu können und ich weiß nicht, warum ich das so schlimm finde.

Ich muss hier erstmal raus. Mit leicht zitternden Händen stoße die Holztür auf und gehe hinaus Richtung Ausgang. Ich höre meine Schritte in dem Flur wiederhallen. Irgendein gestörter Teil meiner Selbst hofft sie würde mir hinterher kommen, aber sie tut es nicht.

Ich springe in mein Auto und rase los zum nächstem Geschäft. Ich fühle etwas, da hilft nur eins ich muss meinen Körper desinfizieren. Mit etwas hochprozentigem. Vodka.

Als ich aus dem überteuerten Kiosk komme, öffne ich sofort die Flasche und nehme drei große Schlucke, bevor ich mich wieder auf meinen Sitz fallen lasse. Das brennen was mit dem Vodka durch meinen Körper fließt tut gut.

Ich lasse meinen Kopf gegen die Kopfstütze gleiten und schließe einen Moment lang die Augen, bevor ich mit einen routiniertem Handgriff den Motor starte. Wohin? Ich weiß es nicht, aber während der Fahrt wird mir sicher was einfallen.

Nach anderthalb Stunden parke ich und steige mit der Vodkaflasche in meiner Hand aus. Ich weiß nicht wie ich hier gelandet bin. Eigentlich bin ich eine knappe Stunde nur so vor mich hin gefahren, ganz ohne Ziel. Doch dann war mir plötzlich aufgefallen, wohin mein Kopf mich lenkte.

Hier hin. Zu diesem See.

Ich trinke die Glasflasche nun schnell bis zur Hälfte leer, um mich dem kommendem zu wappnen, dann gehe den Hügel vor mir hinauf. Dieser Sommer war sehr heiß und die Erde bröckelt unter meinen Füßen davon, weshalb ich mich bemühen muss, nicht an halt zu verlieren. Ich komme erst wieder zum stehen, als ich das riesige, glitzernde Blau vor mir erblicke. Ein schmerzliches Lächeln gleitet über meine Lippen hinweg.

Hier habe ich es immer geliebt. Doch seit ihrem Tod, habe ich mich nicht mehr her gewagt. Wir waren oft hier. Nur wir zwei.

Da ist er wieder, der Schmerz. Ich fühle. Fuck! Irgendwie verlässt mich die Kraft und ich sacke auf die Knie.

Mir wird einfach alles ist zu viel. Tränen kommen aus meinen Augen. Seit ihrer Beerdigung habe ich nicht mehr geweint, doch ich kann einfach nicht mehr. Ich bin so kaputt, so verdammt kaputt...

Gefühls Chaos  (teacherxstudent)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt