Kapitel 42

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Als ich am nächsten Tag an der Schule ankomme, wartet Fiona bereits ungeduldig auf mich. Genervt steige ich aus meinem Wagen und bin bereits kurz davor ihr zu sagen, dass ein Montagmorgen mit Sicherheit nicht der richtige Moment ist, um mir ein Gespräch aufzuzwingen, da reicht sie mir einen Kaffee.

,,Ich weiß es ist zu früh aber", beginnt sie und lächelt mich entschuldigend an ,,du weißt ja, die Sache mit meinem Bruder." Seufzend zünde ich mir eine Zigarette an und nehme den Pappbecher entgegen. ,,Danke.", meine ich knapp und gehe gefolgt von ihr die Straße entlang.

,,Was ist denn passiert?", frage ich, was für Fiona so etwas wie ein Start-Schuss gewesen zu sein scheint, denn sie beginnt sofort los zu brabbeln.

,,Als er Nachhause gekommen ist, habe ich versucht mit ihm zu reden. Aber er hat sich aufgeführt wie das letzte Arschloch. Meine Eltern waren nicht da, irgendein Abendessen. Also habe ich gewartet, bis er Duschen gegangen ist und habe das ganze Zeug in den Grill geworfen." Erschrocken stoße ich Luft aus und sehe Fiona mit in die Höhe gezogenen Augenbrauen an.

Sie hat doch nicht wirklich dreihundert Euro gegrillt?
Kaum auszumalen wie ihr Bruder reagiert haben muss. ,,Ich gebe zu, dass war vielleicht etwas zu impulsiv, ich wusste ja nicht, dass das Zeug so viel Wert war.", murmelt sie kleinlaut.

,,Aber er hat es nicht anders verdient. Er benimmt sich wie ein Arschloch und das schlimmste ist, ich verstehe nicht einmal, warum er das macht. Mein Onkel arbeitet in einer Pizzeria gleich um die Ecke. Er könnte ohne weiteres da arbeiten, um Geld zu verdienen. Warum also hört er nicht verdammt noch mal damit auf? N
Besonders nachdem das mit der Polizei passiert ist und meine Eltern ihn fast rausgeschmissen hätten. Er versteht einfach den Ernst der Lage nicht."

Nur zu gut kann ich nachvollziehen, wie er sich fühlen muss. Genau so wie ich damals, bloß das es sich bei meinem Auslöser, um meine verstorbene Mutter gehandelt hatte und nicht bloß um eine in die Brüche gegangene Liebesbeziehung.

,,Ich schätze es ist ihm momentan einfach nicht mehr allzu wichtig, was mit ihm passiert könnte. Er versucht irgendwie mit dem Verlust seiner Ex klar zu kommen und vielleicht hilft ihm der Nervenkitzel dabei.", überlege ich laut, dann trete ich meine Zigarette aus.

Nachdenklich folgt mir Fiona ins innere des Gebäudes, gleich fängt der Unterricht an. Als die letzten beiden Stunden ausfallen kommt Fiona nach der Schule mit zu mir. Kurz überlege ich, ob ich das vielleicht Kate texten soll, nur für den Fall. Andererseits scheint sie Paranoid genug für uns beide zu sein.

Nachdem wir etwas gegessen haben, bringt, beziehungsweise zwingt Fiona mich dazu, gemeinsam mit ihr Hausaufgaben zu machen.

Fast zwei Stunden sitzen wir an den Aufgaben, dann äußert Fiona eine seltsame Bitte. ,,Soweit ich das beurteilen kann, haben wir alles erledigt. Lass und jetzt zusammen Kiffen." Perplex sehe ich zu ihr herüber und fange an zu lachen, doch sie verzieht keine Miene.

,,Ich meine das ernst, Alex. Ich will, dass du auf mich aufpasst, okay? Ich habe das noch nie zuvor gemacht.", erklärt sie. ,,Aber warum willst du jetzt?"

Ich lehne mich in meinem Stuhl zurück. ,,Ich will einfach wissen wie es ist.", meint sie, steht auf und verschränkt die Arme vor der Brust. Ich grinse. ,,Na gut. Wie du willst." Das wird ein Spaß werden.

Während ich uns einen baue, ließt Fiona noch schnell einen ausführlichen Artikel über Marihuana, im Internet. ,,Du bist so eine Streberin.", meine ich bloß Kopf schüttelnd. ,,Bist du jetzt belesen genug? Kann es los gehen?"

Sie nickt und folgt mir nach draußen. ,,Wehe du passt nicht auf mich auf." Ich grinse. ,,Keine Sorge. Ich habe ganz viel Süßkram hier, das hilft falls es dir zu viel wird."

Fiona sieht skeptisch zu mir herüber. ,,Jetzt mach dich mal locker." Sie steht mit ernster Miene vor mir, so steif, als hätte sie einen verdammten Stock im Arsch. Ich weise sie an, sich mit mir auf die Stühle zu setzen und erkläre ihr nochmal, dass nichts schlimmes passieren wird.

Dann klemme ich mir den Joint zwischen die Lippen und zünde ihn an. Nach zwei Zügen reiche ihn an Fiona weiter. Unbeholfen nimmt sie ihn, zieht einmal und erleidet unverzüglich einen Hustenkrampf.

,,Merkst du schon was?", fragt sie aufgeregt als sie den Glimmstängel nach einen weiterem Versuch an mich weiterreicht. Zwei Minuten später läuft sie fasziniert umher, guckt sich alles genauestens an und kichert wie eine, der Psychiatrie entflohene Patientin.

Amüsiert beobachte ich sie. ,,Alex. Ich habe so einen scheiß Durst.", ruft sie mir zu und ich folge ihr in die Küche. ,,Was ist denn so witzig?", frage ich. ,,Einfach alles." Ich gebe Fiona ein Glas Wasser und sehe zu wie sie dieses in einen Zug leert. Der Typische beim kiffen auftretende Pappmund, vermute ich und fülle ihr das Glas erneut auf.

Davon bin ich zum Glück verschont geblieben. Dafür merke ich jedoch, dass ich unglaublich Lust auf Süßes habe. Ich öffne den Schrank über der Spüle. ,,Sind das Gummibärchen?", fragt Fiona neugierig und sieht über meine Schulter in den Schrank. Ich gebe ihr die Tüte und nehme mir selbst eine Tafel Schokolade.

,,Also warum das ganze? Wegen deinem Bruder?", frage ich als wir langsam wieder runter kommen. Fiona nickt schuldbewusst. ,,Ich wollte wissen wie es ist, ich dachte dann könnte ich ihn vielleicht besser verstehen.", gesteht sie. ,,Und, kannst du?" Fiona lächelt zu mir herüber. ,,Frag mich das morgen nochmal."

Gefühls Chaos  (teacherxstudent)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt