Kapitel 6

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,,Ich zahl schon.", sage ich und gebe dem Eisverkäufer Geld. Dann reiche ich ihr die Waffel, gefüllt mit Eis. Sie bedankt sich lächelnd und auch mir stiehlt sich ein leichtes Grinsen auf die Lippen.

,,Also hatten du und deine Freundin irgendetwas spezielles vor heute?", frage ich nachdem wir eine Weile schweigend nebeneinander her gegangen sind. Als ich meinen Kopf zu ihr drehe und sehe wie ihre Zunge über das Eis streicht, wird mir unerwartet ganz anders.

Ich spüre wie Blitze bis hin zu meinem Unterleib ziehen, zwinkere zwei Mal um mich zu sammeln und ziehe scharf Luft ein. Verdammt​ was ist nur los mit mir? Wieso zur Hölle hat diese Frau so eine intensive Wirkung auf mich? Ich fahre mir durch die Haare.

,,Wir hatten eigentlich nichts besonderes vor." Auf einmal kommen einige Tropfen den Himmel hinunter und sie sieht mit zusammengekniffenen Augen in den Himmel, während es langsam immer mehr wird. Innerhalb weniger Sekunden ist um uns herum nur noch lautes Plätschern zu hören; ein Platzregen.

Sie breitet ihre Jacke über unseren Köpfen aus. ,,Komm.", ruft sie dann gegen den Regen und greift nach meiner Hand. Zwar habe ich keine Ahnung wo sie hin will, dennoch fange ich an mit ihr zu laufen. Wenig später sehe ich, wie sie mit einem Blinken ein Auto gegenüber von uns aufschließt.

Schwer Atmend lassen wir uns in die Sitze fallen und als sie anfängt zu Lachen, muss ich einfach mit einstimmen.

So ehrlich, spontan und herzlich habe ich schon lange nicht mehr gelacht. Eine Erkenntnis die mich beunruhigt, doch ich schiebe die Gedanken mit aller Kraft beiseite und genieße einfach dieses wohlige, sich in mir ausbreitende Gefühl, welches ich nicht genau zu definieren vermag.

Mein Blick zu wandert zu ihr, noch immer Lächelt sie. Leicht dreht sie ihren Kopf und erwidert meinen Blick. Der auf das Auto plätschernde Regen schafft irgendwie eine gemütliche Atmosphäre. ,,Hast du noch Zeit oder hattest du was vor?", fragt sie mit sanfter Stimme und einem Lächeln auf dem Lippen.

Noch immer in das tiefe Grün ihrer Augen blickend, eröffne ich ihr nichts vor zu haben. Sie nickt schmunzelnd, dann startet sie den Motor und beginnt auszuparken.

Als ich reflexartig mit den Fingern zu trommeln beginne realisiere ich, dass mir die aus den Lautsprechern dringende Stimme bekannt ist. Ich muss schmunzeln und greife nach der CD-Hülle, die ich in der Nähe der Handbremse entdecke.

Track 7. Ich drücke vier mal auf die Weitertaste an der Musikanlage ,,Eins meiner Lieblingslieder von denen.", verkünde ich dann. Ein Lächeln legt sich auf ihre Lippen. ,,Das ist auch eins meiner Lieblingskieder.", sagt sie.

Gemeinsam genießen wir die Musik, die Stille zwischen uns ist alles andere als unangenehm, sondern vielmehr entspannt. Ich genieße es die Regentropfen auf der Scheibe zu beobachten und in den grauen Himmel zu gucken.

Passanten eilen im Schnellschritt die Straßen entlang und versuchen dem Regen zu entkommen. Kaum einer war so klug einen Regenschirm mit zu nehmen. Warum auch? Noch vor wenigen Minuten hatte die Sonne geschienen und jetzt, von einer auf die nächste Sekunde hatte sich das Wetter schlagartig verändert. Es machte beinahe den Anschein als würde die Welt untergehen.

Ich bin froh das ich mit der jungen Frau neben mir im gemütlich, warmen Auto sitze und das auch noch mit solch guter Musik im Hintergrund.

Nach etwa einer halben Stunde ist alles vorbei und nichts erinnert mehr an den Wolkenbruch. Was geblieben ist ist der Geruch vom Regen nehme ich erfreut war. Und die Dunkelheit, welche aufgrund der Uhrzeit langsam Gestalt angenommen hat. Mein Blick gleitet über die Stadt vor uns.

Gemeinsam sitzen wir mittlerweile auf der Motorhaube ihres Autos. Sie hat mich zu einer Anhöhe weit über der Stadt gebracht. Nun da ich meinen Blick über die Stadt habe gleiten lassen und die ersten Eindrücke gewonnen habe, grinst sie mir siegessicher entgegen.

,,Der Ausblick ist wirklich fantastisch.", gebe ich lächelnd zu und zünde mir eine Zigarette an. ,,Hab ich doch gesagt!", sagt sie und ich werde überrascht, als mir meine Zigarette von ihr aus der Hand genommen wird und sie selbst einen Zug nimmt.

,,Du weißt aber schon das ungesund ist.", gebe ich frech ihre Worte wieder und lächele sie herausfordernd an.

,,Du bist ein schlechter Einfluss.", gibt sie grinsend zurück und legt ihren Kopf in den Nacken, während sie genießerisch den Rauch inhaliert.
Ich kann nicht anders, als sie dabei zu beobachten um festzustellen, wie sehr sie mich mit ihrer Art fasziniert.

,,Da magst du wohl recht haben.", erwidere ich, dann nicke ich Richtung des Autos hin und frage neugierig:,,Was hörst du denn sonst noch so?" Sie zieht noch ein Mal, dann gibt sie mir die Zigarette zurück.

,,The 1975 sind auch ganz gut, falls dir das was sagt." Ich nicke zustimmend und tippe zwei Mal mit dem Finger auf die Zigarette, damit die Asche abfällt. ,,Was gefällt dir denn noch so?", fragt sie mich und ich nenne ihr einige Bands die sie ebenfalls kennt und die ihr zu gefallen scheinen.

,,Guten Geschmack hat die unmögliche Frau die mir immer den Parkplatz klaut also immerhin. Wenn du nicht aufpasst, baue ich dir das nächste mal deine Musikanlage aus."

Gefühls Chaos  (teacherxstudent)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt