Kapitel 7

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Das Wochenende ist um und ich muss wieder zur Schule. Ich freue mich schon riesig und habe mir vorgenommen heute gut mitzuarbeiten, denke ich ironisch während ich mit den Augen rolle und lustlos auf den weit entfernten Parkplatz fahre.

Von da aus laufe ich fünf Minuten bis zu dem anderem Parkplatz, wo ich mich auf eine kleine Mauer setze, um auf sie zu warten.

Ich fische eine Zigarette aus meiner Tasche, zünde sie an und richte meinen Blick auf die noch leere Parklücke gegenüber von mir. Es war schön mit ihr gewesen vorgestern und beinahe scheine ich mich auf die kommende Begegnung mit ihr zu freuen.

Selbstverständlich ist das alles nur ein Spiel. Es macht meinen Alltag als Schülerin etwas spannender. Sie ist wunderschön ja, aber ich besitze so etwas wie Gefühle nicht und das ist auch gut so. Bloß warum konnte ich nachdem sie mich Zuhause abgesetzt hatte und ich ins Bett gesunken war, nur noch an sie denken. Die Art wie sie gestikuliert während sie redet oder wie sie ihre Augenbraue hochzieht; ihr Lächeln.

Ich werde aus den Gedanken gerissen, als ihr Auto an mir vorbei auf den Parkplatz fährt. Sie steigt aus, sieht sich um aber entdeckt mich nicht. Eigentlich wollte ich zu ihr gehen, jetzt jedoch bleibe ich sitzen und sehe zu wie sie ihren Wagen abschließt um danach zu verschwinden.

Ihre dunkelblonden Haare trägt sie heute zu einem Dutt zusammen gebunden. Steht ihr gut, obwohl ich sie offen etwas besser finde. In der hellen Jeans die sie heute an hat, kommt ihr Hintern besonders gut zur Geltung, stelle ich fest und lege meinen Kopf schräg um ihn noch etwas genauer zu begutachten.

Was ist bloß los mit mir, vielleicht sollte ich einfach wieder für den nötigen Abstand zwischen uns sorgen. Bevor sich irgendetwas daraus entwickelt, was ich nicht kontrollieren kann, rät mir irgendeine kleine Stimme in meinem Kopf.

Nicht kontrollieren. So ein Unsinn ich habe alles unter Kontrolle. All meine Türen verriegelt und Mauern um mich herum errichtet, so hoch wie der verdammte Mount everest.

Niemand ist in der Lage sie einzureißen oder mich noch mehr kaputt zu machen, als ich es sowieso schon bin. Aber warum überhaupt diese Gedanken. Sie ist nur ein Zeitvertreib, wiederhole ich wie ein Mantra in meinen Kopf.

Dann springe ich auf, werfe meine Zigarette weg und mache mich auf den Weg in den Unterricht.

Quitschi wartet bereits auf mich und begrüßt mich wild winkend, um gleich darauf wie ein Wasserfall auf mich ein zu brabbeln.

Na super und ich dachte sie hätte endlich gemerkt, dass ich nicht auf dieses konversations Zeugs stehe. Ich blicke gelangweilt aus dem Fenster. Die Stunden ziehen quälend langsam am mir vorbei.

Als ich schließlich endlich zu meinem Auto und Nachhause fahren kann, sitzt jemand auf der Motorhaube meines Wagens.

Ich gehe näher und erkenne Paul. ,,Was machst du denn hier Alter?" Er grinst und hebt seine Hand in welcher er drei Ballerspiele hält. ,,Alles klar. Ist genehmigt. Steig ein.", sage ich. Er setzt sich neben mich auf den Beifahrersitz und ich fahre los.

Neben mir höre ich das klicken eines Feuerzeugs und sehe nach rechts.
Paul hat einen Joint zwischen den Lippen. ,,Willst du auch mal ziehen?", fragt er als er meinen Blick bemerkt. Ich schüttele den Kopf. Keine Drogen mehr, das war der Deal mit meinem Vater.

,,Wer bist du und was hast du mit meiner Alex angestellt? Alexandra Klint? Seit wann sagst du nein zu Dope?",fragt er entgeistert, mit einem Grinsen im Gesicht. Ich überquere die Ampel und biege links ab. ,,Hab aufgehört." Ich hoffe damit ist das Thema beendet, doch sein skeptischer Gesichtsausdruck verrät mir was anderes.

,,Wie du hast aufgehört?" Ich will nun wirklich nicht mit ihm darüber reden. ,,Ich kann mich beinahe an zwei komplette Jahre meines Lebens nicht mehr erinnern." Und eigentlich will ich das auch gar nicht. Ich will mich an gar nichts mehr erinnern was passiert ist, wäre es nur so leicht.

,,Na und? Was ist schon ein Jahr vom Rest deines erbärmlichen Daseins?" Er meint es nicht böse aber es trifft mich trotzdem. Erbärmlich ja. Da hat er wohl recht. Ich parke vor meinem Haus und steige aus, damit ist auch dieses Gespräch beendet und wir können uns endlich unseren Spielen widmen.

Ich bestelle Pizzen und stelle uns zwei Bier auf den Tisch, dann schalte ich die Konsole an. ,,Ich komme immer noch nicht damit klar was für ne große Luxusbude hier hast. Ich meine das Teil hier ist beinahe so groß wie unser Haus und wir leben zu viert."

Ich zucke bloß mit den Schultern und werfe ihm einen der beiden Controller zu. Mir hätte auch was kleineres gereicht.

Gemeinsam verbringen wir noch den Rest des Tages zusammen, bis er sich schließlich auf den Weg Nachhause macht und ich den Weg in mein Bett finde.

Gefühls Chaos  (teacherxstudent)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt