Kapitel 45

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Ich zünde mir einen Joint an und sehe in den Sternenhimmel. Es ist schon spät, aber meine Gedanken kommen einfach nicht zur Ruhe. Hat sie das ernst gemeint, wenn ja warum?

Warum zur Hölle verliebt sie sich in mich, warum sagt sie sowas? Ich traue der Liebe nicht. Ich lege den Kopf in den Nacken und Puste den Rauch aus. Der Mond scheint hell und sieht wunderschön aus in der Dunkelheit der Nacht.

Mein Mund hatte sich wie ausgetrocknet angefühlt, nach ihrem Liebesgeständnis und ich bin sicher, meine Augen vielen mir fast aus den Augenhöhlen. ,,Du musst mir jetzt nicht antworten, ich will nur, dass du das weißt.", hätte sie vorsichtig gesagt und mich aus meiner Schockstarre gerissen. ,,Aber warum?", war das erste gewesen, was ich herausbekommen habe.

,,Das mit dir fühlt sich einfach so besonders an, ich habe noch nie so für jemanden empfunden. Ich fühle mich so verstanden von dir, so vertraut, fast als würde ich dich schon länger kennen." Verwundert habe ich sie angeblickt und nur ein mageres ,,Oh." heraus gebracht.

Ja, ich habe sie auch gerne, sehr gerne sogar aber ich will keine Liebe. Liebe bringt Schmerz, Liebe macht verletzlich. ,,Alex, jetzt guck nicht so verdattert. Meinst du, ich hätte mich sonst auf den ganzen Mist hier eingelassen?", hatte sie gesagt und im Grunde hatte sie Recht.

,,Ich fühle mich auch sehr wohl bei dir, Kate. Es ist bloß ich hätte damit nicht gerechnet, nicht mit diesen Gefühlen, nicht mit dir- und ich habe es auch nicht gewollt, nach der ganzen Sache mit meiner Mutter. Es macht mir einfach irgendwie Angst, um ehrlich zu sein."

Jetzt wo ich hier sitze und der Joint meine Sinne benebelt, wird mir bewusst, dass ich es gerne erwiedert hätte.

Nachdem wir uns eine Weile unterhalten haben, hat sie mich schließlich mit in ihr Arbeitszimmer genommen, in welchem sich unter anderem ein Klavier befand.

,,Du spielst Klavier?", habe ich verwundert gefragt und sie angebettelt mir was vor zu spielen, als sie dies bejahte. Unsicher hat sie mich angesehen und erklärt, sie spiele nicht so gut, da sie sich alles selbst beigebracht hatte.

Dennoch konnte ich sie Überreden und sie spielte wunderschön. Fasziniert beobachte ich, mit welch einer Eleganz ihre Finger über die Tasten flogen. Mein Herz pochte Mal wieder einmal unregelmäßig in meiner Brust, mein Bauch kribbelte und ich musste Lächeln während ich ihr zusah.

Sie hat so anmutig ausgesehen, so wunderschön. Nach einer Weile fing sie auf einmal an mitzusingen.

Spätestens ab diesem Moment bin ich ihr vollkommen verfallen. Ihre Stimme war engelszart und dieser Moment mit ihr fühlte sich so besonders, beinahe magisch an.

Warum fällt es mir bloß so schwer, warum kann ich es ihr nicht sagen obwohl ich genauso empfinde?
Ich drücke den Joint aus und gehe wieder rein, es ist bereits ein Uhr und ich sollte jetzt wirklich schlafen gehen.

Viel zu früh werde ich wieder wach, ich habe Mal wieder von ihr geträumt. Obwohl ich noch locker zwei Stunden hätte schlafen können, stehe ich auf und schleppe meinen schweißgebadeten Körper unter die Dusche.

Diese verdammten Träume rauben mir den letzten Nerv. Nach der Dusche gehe ich eine rauchen und beschließe, dass es so nicht weiter gehen kann. Ich muss endlich das Grab meiner Mutter besuchen.

Das letzte und erste Mal war ich an ihrer Beerdigung da gewesen und ich habe das Gefühl, ich muss da jetzt hin, um mit der ganzen Sache irgendwie abzuschließen zu können.

Es gibt nur ein Problem, meine Mutter liegt auf einem kleinem Dorf in der Nähe von Berlin begraben und das ist locker fünf Stunden Autofahrt weg. Wenn ich nach der Schule fahre bin ich erst da, wenn es dunkel ist und das möchte ich nicht.

Unschlüssig mache ich mir einen Kaffe, heute ist Donnerstag, sollte ich noch bis zum Wochenende warten?
Vermutlich wäre es das, was normale Menschen machen würden und da ich dich momentan an mir arbeiten will, beschließe ich heute zur Schule zu gehen.

So viel Verantwortungsbewusstsein hätte ich mir gar nicht zugetraut.
Doch kaum habe dich die ersten paar Stunden hinter mit, wünschte ich bereits ich hätte mich anders entschieden.

Obwohl die Fahrt zu meiner Mutter bestimmt auch sehr anstrengendend wäre, zumindest emotional.

Fiona ist heute besonders nervig verabschiedet sie aber nach der sechsten Stunde, da sie zum Zahnarzt muss. Ich solle ihr unbedingt erzählen was wir gemacht haben und mir die Hausaufgaben notieren.

Na super, ausgerechnet wenn wir Mathe haben. Dann kann ich Kate ungehindert von hier hinten anschmachten und ich weiß nicht, ob das so gut ist.

Als der Gong die Stunde einleitet, sitze ich bereits an meinem Platz und kurz darauf Beitritt Kate den Raum. ,,Guten Tag.", begrüßt sie und stellt ihre Tasche auf dem Pult ab. Werde ich jetzt verrückt oder ist die Raumtemperatur tatsächlich gestiegen?

Keiner der Schüler hat noch Lust auf die letzten beiden Stunden und selbst der Streber in der ersten Reihe, scheint an Konzentration eingebüßt zu haben.

Gefühls Chaos  (teacherxstudent)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt