Kapitel 1 - Friends will stay forever? (2/2)

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Langsam hob Hermine den Kopf und sah ihn an. In der Zwischenzeit war sein komplettes Gesicht radieschenrot geworden. Wüsste Hermine nicht, was jetzt kommt, würde sie den Anblick als lustig empfinden. So aber tat er ihr nur leid. Sie würde ihm das Herz brechen und die Freundschaft zerstören. Sie wusste es einfach.

„E-es geht um ... um den K-Kuss", fuhr Ron fort und beobachtete ihre Reaktion, doch Hermine regte sich nicht. Sie wartete ab. „Ähm ... i-ich weiß nicht wie ich das sagen soll ...", stotterte Ron weiter „Ich weiß nicht, wie du das siehst ... ähm ... wir sind ja F-Freunde und alles und ... und ... i-ich ..."

„Meine Güte, nun sag es doch einfach!", brach es aus Hermine heraus, die sich nicht mehr zurückhalten konnte.

„Wieso wirst du gleich wieder böse?", fragte nun Ron „Ich versuche dir hier etwas wichtiges zu sagen!"

„Dann sag es doch einfach und stottere nicht so vor dich hin. Ich habe heute noch einen Geburtstag zu feiern", antwortete Hermine ärgerlich.

„Und du glaubst ich nicht?", fragte Ron wütend „Harry ist mein bester Freund!"

„Ach, und meiner nicht?", fragte Hermine zurück.

„Was weiß ich? Du warst ja schließlich den ganzen Sommer über weg, während ich ihn mit Harry verbracht habe. Bist du überhaupt noch seine Freundin?" Rons Stimme wurde immer lauter.

„Was soll denn das jetzt? Darf ich nach dem Krieg meine Eltern nicht besuchen oder was?!", warf Hermine zurück. „Im Gegensatz zu deinen Eltern sind meine schutz- und wehrlos ohne mich! Ich werde mich doch wohl vergewissern dürfen, dass es ihnen gut geht!" Hermine hatte zwar ihre Eltern nicht besucht, doch Ron wusste nichts davon. Sie schämte sich zwar dafür, dies als Vorwand zu nehmen, doch sie konnte einfach nicht zurück in den Fuchsbau. Sie musste damit erst selbst fertig werden. Sie konnte sich Harry und Ron noch nicht stellen.

Und jetzt stand sie mit Ron im Wohnzimmer im Fuchsbau und sie schrien sich über dem kleinen Tisch hinweg an. Oh Gott das läuft so falsch, dachte Hermine. Sie wollte es ihm schonend beibringen. Sie wollte ihn als Freund bewahren, auch wenn sie nicht so für ihn fühlte wie er für sie. Aber mit seinem Temperament kam sie einfach nicht klar.

„Den ganzen Sommer über? Du hättest nicht mal zu Besuch vorbei kommen können, oder?", fragte Ron nun gehässig. „Dachtest du, du kannst dich vor uns verstecken? Uns aus dem Weg gehen? Bedeuten wir dir überhaupt noch etwas?"

„Was soll das alles, Ronald? Was bildest du dir ein?", Hermine wurde immer verwirrter von Rons Aussagen.

„Letztes Jahr noch hast du jeden Tag mit uns verbracht und im Krieg gekämpft! Es sind Leute für uns gestorben!", rief Ron mit Tränen in den Augen „Fred ist gestorben! Und du bist nicht einmal zur Beerdigung aufgetaucht!" Die Tränen verließen langsam seine Augen. „Du bist einfach verschwunden nach dem Krieg. Hast nicht geschrieben, dich nicht gemeldet. Tonks und Remus wurden auch beerdigt und auch da hast du dich nicht blicken lassen. Was hast du den Sommer über getrieben, während wir hier getrauert haben? Hast du überhaupt getrauert?", schrie Ron sie nun an.

Hermine wich vor ihm zurück.

„Ich ... ich musste einiges klären", antwortete sie leise.

„Klären? Was bitte musstest du denn klären? Wir haben dich gebraucht! Harry hat dich gebraucht, Ginny, George ... ICH habe dich gebraucht!"

„Ich ... ich konnte nicht", flüsterte Hermine.

„Was konntest du nicht? Für deine so genannten Freunde da sein? Um deine Freunde trauern? Oder warst du einfach mal wieder egoistisch und hast dich in deine eigene kleine Welt verzogen ohne nach rechts und links zu schauen?" Ron schrie sich in Rage.

Mittlerweile müsste der komplette Fuchsbau ihrer Unterhaltung folgen, so laut waren sie. Doch Hermine konnte Ron nicht die Wahrheit sagen. Sie konnte es nicht.

„Ich ... es ... es tut mir leid", stotterte Hermine.

„Was tut dir leid? Dass du uns im Stich gelassen hast? Dass du die Beerdigungen verpasst hast? Oder vielleicht, dass du uns einfach vergessen hast?"

„Ich habe euch nicht vergessen!", schrie nun Hermine wieder zurück. „Ich habe jeden Tag an euch gedacht und euch vermisst." Und das stimmte. Jeden Tag hat sie an ihre besten Freunde gedacht, als sie allein im Haus ihrer Eltern saß und nachdachte. „Ich habe euch vermisst. Ich habe getrauert. Ich kann es nicht fassen, dass du so über mich denkst." Hermine kamen ebenfalls die Tränen.

„Jetzt spiel nicht die Unschuldige! Du hast mich doch abgeknutscht und dann verwirrt zurück gelassen! Und jetzt wagst du es zu sagen, du hast uns - mich vermisst?", schrie Ron zurück.

„Ja verdammt, wir haben uns geküsst. Na und? Es war während der Schlacht! Da spielen die Gefühle halt mal verrückt! Das heißt aber noch lange nicht, dass es etwas bedeutet", schrie nun Hermine, bevor sie sich zurückhalten konnte. Als sie sah, wie Rons Gesicht bleich wurde schlug sie sich die Hand auf dem Mund.

Verdammt!

„Es bedeutet nichts?", fragte Ron nun in einer normalen Lautstärke.

„R-Ron ... es tut mir leid. Ich meine ... wir sind Freunde und ...", doch weiter kam Hermine nicht. Ron hatte verstanden. Wieder stiegen Tränen in seine Augen als er sich wortlos rumdrehte und ins Treppenhaus verschwand. Hermine hörte wie er die wackligen Stufen hinaufpolterte und seine Zimmertür hinter sich zu schlug.

Sie seufzte und setzte sich zurück aufs Sofa. Abermals mit dem Kopf in den Händen weinte sie leise, während sie versuchte das Gespräch zu verarbeiten.


Nach ein paar Minuten kam Ginny zu ihr und nahm sie in den Arm.

„Er wird darüber hinweg kommen. Du wirst schon sehen", sagte sie leise.

„Wird er nicht. Du weißt doch wie stur er ist", antwortete Hermine dumpf durch ihre Hände.

„Ja ... da hast du Recht", stimmte ihr Ginny zu und streichelte ihr beruhigend über den Rücken.

Hermine unterdrückte ein Schluchzen und schaute Ginny direkt an.

„Ich habe soeben unsere Freundschaft zerstört", sagte sie mit feuchten Augen.

Hermine Granger und der Hundertjährige Krieg | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt