Der Besuch beim Grab von Remus und Nymphadora Lupin war nicht so lange, wie bei Fred. Auch, wenn Hermine ihren ehemaligen Lehrer wie einen Freund geliebt hatte, war es doch etwas anderes, als bei Fred. Remus war immer ein Lehrer gewesen, immer ein Mensch zu dem sie aufsehen konnte, den sie um Rat fragen konnte. Doch so eine Freundschaft wie mit Fred ist nie entstanden. Nicht einmal, nachdem sie sich alle dem Orden angeschlossen hatten. Schweigend stand Hermine auch vor dem Familiengrab der Lupins und strich über die Namen.
Remus John Lupin
* 10. März 1960
† 2. Mai 1998Nymphadora Lupin
* 12. November 1973
† 2. Mai 1998Was tot ist kann niemals sterben.
„Teddy wird niemals seine Eltern kennen lernen", sagte Hermine leise. „Harry weiß wie das ist, deshalb bemüht er sich sehr um den Kleinen."
„Wie meinst du das?", fragte Draco.
„Er hat mir erzählt, dass Dromeda im Sommer oft im Fuchsbau zu Besuch war und sie waren auch auf seinem Geburtstag. Harry zu beobachten, wie er mit dem Jungen umgeht ... Er wird ein großartiger Pate sein. Auch wenn er selbst keine Eltern hatte und die meiste Zeit seines Lebens keine Liebe erfahren hatte, glaube ich, dass er ein wirklich guter Pate sein wird. Vermutlich gerade deswegen. Weil er weiß, wie es ist ein Waise zu sein. Weil er weiß, wie es ist, wenn einem keine Liebe entgegen gebracht wird."
„Harry hat es nicht einfach gehabt, hm?", fragte Draco und klang nachdenklich.
Er hatte Harry immer verspottet dafür, dass er bei Muggel aufgewachsen war. Doch in den letzten Wochen hat er so manches erfahren, wie ihn die Muggel behandelt haben. Draco konnte sich nicht vorstellen, wie es Harry trotzdem schaffte so an die Liebe und an die Freundschaft zu glauben, wenn er zehn Jahre seines Lebens nichts als Abscheu und Hass erfahren hatte. Es war für ihn unglaublich. Draco bedauerte es nun, dass er früher so auf Harry herabgesehen hatte. Eigentlich gebührte ihm eher Respekt, dass er nicht auf die Dunkle Seite gekommen ist. So wie er seine Muggelfamilie hassen musste, weil sie ihn wie ein Tier behandelt hatten. Nein, schlimmer als ein Tier. Weil sie ihn eingesperrt und hatten hungern lassen.
Aber nein, Harry hatte keinen Hass gegen Muggel entwickelt. Er ist er selbst geblieben. Er hat sich nicht fertig machen lassen. Harry war ein wahrer Gryffindor.
Das sah nun auch Draco ein.
Hermine kniete sich wieder vor dem Grabstein hin und zauberte die gleichen weißen Lilien, welche sie schon zuvor an Freds Grab niedergelegt hatte.
„Lass uns weiter gehen. Es wird bald dunkel." Sie nahm seine Hand und führte ihn vom Friedhof. Es wurde tatsächlich langsam dunkel. Die Sonne hatte es den ganzen Tag nicht geschafft durch die Wolkendecke durchzudringen. Grau war es über ihnen.
Hermine blieb am Rande des Friedhofs neben einer Hecke stehen. Hier waren sie unbeobachtet und konnten disapparieren.
Sie sah Draco fragend an, der ihr zunickte.
Auf einer verschneiten Straße erschienen sie wie aus dem Nichts. Es war dieselbe Stelle, an der Hermine damals mit Harry appariert war. Doch anstatt Harrys Hand hielt sie nun Dracos. Sie hielt sich weiter an ihm fest, während sie den Hügel hinab ins Dorf liefen. Sie wusste nicht, wie sie reagieren würde, wenn sie an diesem Haus vorbei laufen würden. Hier hatte sie Harrys Zauberstab zerstört. Vor fast genau einem Jahr.
Hermine lief eine Gänsehaut über den Rücken, als sie an Heiligabend vor einem Jahr zurückdachte.
Draco folgte ihr weiterhin ohne Worte. Er fragte nicht wo sie waren und wen sie hier besuchen würden. Er würde es erfahren, wenn er die Namen auf dem Stein sah.
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Hermine Granger und der Hundertjährige Krieg | ✔
FanfictionDie Schlacht um Hogwarts ist gewonnen ... ... und nach der Rückkehr auf die Zauberschule, scheint es ein erholsames Jahr für Hermine und ihre Kameraden zu werden. Doch mit dieser Annahme haben sie weit gefehlt! Noch bevor das neue Schuljahr beginnt...