Kapitel 50 - The Hundred Years' War (2/2)

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Hermine wälzte Bücher um Bücher. Sie hatte alles hier, was sie brauchte, um über den Stein der Weisen nachzulesen. Oder zumindest war Draco der Meinung. Sie tat den ganzen Tag nichts Anderes. Perenelle, die ihr helfen wollte, las ebenfalls Bücher, doch immer wieder starrte sie traurig aus dem Fenster. Hermine vermutete, dass all die Berichte sie an ihren Mann erinnerten und es ihr so umso schwerer machten. Perenelle hatte ihr inzwischen alles erzählt, was sie über den Stein wusste.

Nie hätte Hermine gedacht, dass sie einmal mit Perenelle gemeinsam den Stein der Weisen erforschen würde, und doch saßen sie hier gemeinsam. Sie saßen hier und versuchten den Stein für Blaise und Draco herzustellen. Hermine hatte noch immer nicht ganz verdaut, dass Blaise nicht derjenige war, den sie die letzten Monate kennen gelernt hatte. Sie verstand es einfach nicht. Wie war es nur möglich, dass er sie so sehr getäuscht hatte?

Und was war die Sache mit Draco? War er nun böse oder nicht? Hermine konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass Draco nicht ganz ehrlich war. Sein Verhalten war einfach zu kontrovers. War er vielleicht doch unter einem Imperiusfluch? Oder interpretierte sie zu viel in seine Handlungen und er hatte wirklich nur vor, sie zu brechen? War es sein Ziel gewesen, dass sie darüber nachdachte?

Immer wieder drifteten ihre Gedanken zu diesen Fragen ab. Doch immer wieder holte sie sich selbst zurück. Sie musste das hier tun, sie musste den Stein der Weisen herstellen. Oder Perenelle war in Gefahr. So las sie still die Bücher vor sich, versuchte Verbindungen zu finden, wie Flamel den Stein hatte herstellen können. Doch er hat sich in seinen sechshundertsiebzig Jahren Lebenszeit nie dazu geäußert, wie er es vollbracht hatte. Auch Perenelle wusste nicht, wie er es gemacht hatte. Sie hätte es schon vor langer Zeit Blaise verraten, wenn sie es gewusst hätte. Perenelle war eine starke Frau, doch selbst die stärksten Frauen brachen irgendwann, wenn sie lang genug der Folter ausgesetzt waren. Und Perenelle war bereits acht Monate hier gewesen, bis sie Hermine entführt hatten. Ohne Zauberstab, ohne eine Möglichkeit es für Perenelle und sich einfacher zu machen, tat Hermine das einzige was sie tun konnte. Sie las Bücher. Sie las Bücher um Bücher und versuchte zu verstehen, wie Nicolas Flamel den Stein der Weisen hergestellt hatte. Ob sie es irgendwann schaffen würde und ob sie das Wissen preisgeben würde, wusste sie selbst noch nicht.

Hermine las eben ein Buch über Flamels ersten hundert Jahre.

Der Alchemist Nicolas Flamel, auch Nicholas Flamel oder Nicolai Flamelli, lebte im 14. und 15. Jahrhundert in Paris, wo noch heute sein 1407 erbautes und inzwischen in ein magisches Restaurant umgewandeltes Wohnhaus in der 51 rue de Montmorency zu besichtigen ist. Es war ihm das gelungen, wonach alle Alchemisten strebten: nämlich den sogenannten >Stein der Weisen< zu schaffen. Grundlage seiner erfolgreichen langjährigen alchemistischen Forschungen soll ein geheimnisvolles Buch von >Abraham dem Juden< gewesen sein, über den nichts Näheres bekannt ist. Mit seinem Stein der Weisen ist es Flamel möglich, Blei in Gold umzuwandeln und das unsterblich machende Elixier des Lebens zu gewinnen.

Nachweise hierüber gibt es genug. Flamel wurde reich, nachdem er von seiner Forschungsreise zurückgekehrt war. Er selbst lebte zusammen mit seiner Frau Perenelle zwar unverändert in eher bescheidenen Lebensverhältnissen, stiftete aber Krankenhäuser und wohltätige Einrichtungen. Weiterhin lebt Flamel noch heute mit seiner Frau Perenelle, die beide über sechshundertfünfzig Jahre alt sind, in einem kleinen Haus an einem See, weit ab von der Zivilisation. Sie wünschen keine Besucher, weshalb der genaue Ort nur den engsten Freunden bekannt ist.

Nicolas Flamel war ein angesehener Schüler der Beauxbatons-Akademie für Zauberei. Mit Alchemistengold finanzierte er teilweise den Bau des Gebäudes und der Anlagen. Ein Brunnen auf den Ländereien, der heilende und verschönernde Kräfte haben soll, ist nach den Flamels benannt.

Hermine Granger und der Hundertjährige Krieg | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt