Meine Sicht:
Vorsichtig zog Harry mich hinter sich her. Er wollte mich eigentlich tragen, doch ich wollte noch etwas Selbstständigkeit für mich behalten. So liefen wir also händchenhaltend durch den Flur, auf dem Weg nach oben, als ich Louis in der Wohnzimmertür sah. Mein Blick wanderte zu seinem Gesicht und mir war augenblicklich klar, er wusste es!
„Harry, geh schon mal vor, ich komme gleich nach.“, lächelte ich meinen Freund an und schob ihn die ersten Stufen hoch.
Er beäugte uns beide noch kurz skeptisch, bevor er mir zunickte und verschwand.
„Louis...“, seufzte ich. „Ich wollte es euch ja sagen, nur...“, nuschelte ich mit gesenktem Kopf.
„Achja? Und wann? Wahrscheinlich dann, wenn der Prozess vorbei gewesen wäre!“, unterbrach er mich streng.
Nun ja, jetzt hatte er es also ausgesprochen... Kurze Zusammenfassung also. Vor ein paar Tagen bekam ich einen Brief. Es war eine Einladung zum Gerichtsverfahren wegen Noah. Allein bei dem Namen, überkam mich eine Gänsehaut. Bis vor ein paar Tagen war ich noch hin und her gerissen gewesen, ob ich hingehen sollte. Ich hatte schließlich einfach nur panische Angst vor diesem Kerl und das nächste Problem war, dass die Verhandlung morgen stattfinden sollte, ich müsste ihm also auch noch hochschwanger gegenüber treten. Ich weiß nicht, ob ich das aushalten würde. Am Ende schade ich mit der ganzen Aktion nur meiner Kleinen, doch ich musste hin! Er durfte nicht einfach so davon kommen! Nicht er! Meine Aussage würde eine der wichtigsten sein und ich durfte einfach nicht zulassen, dass er womöglich noch mehreren Menschen so unendlich weh tun würde. Jetzt hatte ich die Chance, zu handeln, jetzt hatte ich die Möglichkeit etwas zu verändern, also musste ich das auch tun. Harry, Ben und den andern hatte ich bisher nichts davon gesagt, weil ich nicht wollte, dass sie noch ein weiteres Thema hatten, in das sie sich regelrecht hineinsteigern würden. Sie sollten endlich ihr Leben zurück bekommen und es nicht von meinen Sorgen, Ängsten und Gefühlen steuern lassen. Sie hatten alle etwas besseres verdient...
„Ich wollte nicht, dass ihr euch da reinstresst. Ich meine, ihr hattet mit mir in den letzten Monaten schon genug Probleme. Wegen mir ist eure Tour beschissen gelaufen, wegen mir war Harry nicht bei der Sache, als es darauf ankam euren Fans das zu geben, was sie verdient haben und wegen mir ist die ganze Sache mit Noah schließlich überhaupt erst passiert. Ich wollte das morgen deshalb einfach nur ganz schnell alleine durch ziehen und hinter mich bringen und fertig.“, murmelte ich.
„Das ist doch nicht dein Ernst?! Wie kannst du so was nur sagen? Wir sind doch alle deine Freunde, da geht man nur mal auch durch schwere Zeiten, das ist das normalste der Welt und die Sache mit Harry, naja, er war ja nicht ganz unschuldig an der ganzen Situation und Noah... Was kannst du dafür, wenn dich so ein Psycho stalkt, angreift und wer weiß was. Ich bitte dich! Rede dir nicht so einen Unsinn ein! Eins sag ich dir zumindest jetzt schon! Du wirst dort morgen auf keinen Fall alleine hin gehen, falls wir dich da überhaupt hin lassen sollten. Ben war auf 180, als er den Brief gefunden hatte und ich bin es gerade ehrlich gesagt genauso! Du kannst in deinem Zustand einfach nicht so leichtsinnig mit allem umgehen! Dir ist klar, dass ich es den andern sagen werde, falls du das nicht sofort machst, vor allem Harry! Du musst endlich damit aufhören, dir so viele Gedanken über unsere Gefühle zu machen! Stattdessen solltest du lieber auch mal nach dir selbst schauen und weniger nach anderen. Ich meine es ist ja echt liebenswert von dir, doch du übertreibst das Ganze ein Wenig. Wie gesagt, denk an dich und weniger an uns. Wir kommen mit solchen Dingen klar, wenn du sie uns sagst, wir sind im Schnitt 4 Jahre älter, als du und noch dazu männlich. Glaub mir, der einzige Mensch über dessen Wohlbefinden du dir Gedanken machen solltest, bist du selbst!“, entgegnete er plump und war schon wieder im Wohnzimmer verschwunden, während ich verdattert zurück blieb.
Ja, diese Ansage hatte gesessen. Lange starrte ich noch die Tür an, durch die er eben verschwunden war und ließ mir seine Worte durch den Kopf gehen. War ich tatsächlich so überfürsorglich? Ich meine es doch nur gut. Trotzdem, solche klaren Worten aus Louis' Mund zu hören, war ich einfach nicht gewohnt. Ich musste noch einmal mit ihm reden, mich entschuldigen. Langsam machte ich also ein paar Schritte, bis ich vor der Klinke stehen blieb. Zögerlich bewegte sich meine Hand zum silbernen Türgriff und verweilte dort noch einen Moment, bevor ich noch mal kurz die Augen schloss, tief durchatmete und dann runter drückte... Die Tür öffnete sich einen Spalt, als ich ihn auch schon sah. Er saß mit dem Rücken zu mir am Flügel ohne allerdings zu spielen. Sein Kopf war leicht gesenkt. Er schien nachzudenken.
„Lou?“, fragte ich vorsichtig und sah erwartungsvoll in seine Richtung.
Sein Kopf bewegte sich kurz nach oben, umdrehen tat er sich allerdings nicht, woraufhin ich auf ihn zu ging. Mit jedem Schritt wurde ich etwas unsicherer. Ich hatte ihn so einfach noch nie gesehen. Er war doch immer der, mit dem ich lachte, der mich aufmunterte und genau nach solchen Situationen wieder aufbaute, doch jetzt? Jetzt musste ich da allein durch, schließlich war es meine Schuld, mal wieder... Leicht nervös stand ich inzwischen seitlich neben ihm und wartete eine Reaktion ab, doch nichts passierte, sodass ich mich neben ihn setzte und ihn weiterhin von rechts beäugte. Mein Blick wanderte zu den Tasten und nach kurzer Zeit begann ich einfach irgendetwas zu spielen. Es hatte nicht wirklich Sinn, doch ich versuchte die Stimmung etwas zu lockern und die Stille zu überbrücken. Lange musste ich das dann aber gar nicht, da er bereits nach wenigen Tönen seine Hand auf meine legte, um mich zu stoppen. Sofort hörte ich auf und sah auf unsere Hände. Ich wusste er erwartete jetzt, das ich redete, doch so richtig darüber nachgedacht, was ich eigentlich sagen wollte, hatte ich nicht.
„Es tut mir Leid.“, nuschelte ich schließlich und sah noch immer nach unten.
Langsam bewegte sich seine Hand von meiner und wanderte zu meinem Kinn um es zu sich zu drehen.
„Versprich mir einfach, dass du in Zukunft mit uns redest. Zu mir kannst du immer kommen, das weist du, genauso wie zu Harry und den andern. Ich kenne sie jetzt alle schon ziemlich lange und würde ihnen jedes Geheimnis anvertrauen. Du bist nicht alleine.“, meinte er. „Ach und noch was, komm in deinem kleinen Kopf nie wieder auf die Idee in solchen Situationen irgendwelche Alleingänge zu starten!“
„Ja, nur Louis, ich muss dort morgen wirklich hin. Von meiner Aussage hängt einfach zu viel ab und dieser Kerl muss einfach bekommen, was er verdient.“, antwortete ich hastig.
„Sprich erst mal mit Harry und ich sags den andern, dann entscheiden wir gemeinsam.“, sagte er und hielt mir seine Hand hin, damit ich besser aufstehen konnte.
Ich nickte noch schnell und als ich sein darauf folgendes Lächeln sah, musste ich es einfach erwidern und ihn umarmen.
„I.. ich geh dann mal zu Harry.“, sagte ich leise und schlürfte zur Tür.
„Und ich zu den andern. Wir sehn uns dann noch!“, entgegnete er noch kurz mit hochgezogener Augenbraue, bevor er sich auf die Suche nach ihnen machte, während ich die Treppe hoch stolperte.
Bei Harry angekommen, klopfte ich kurz und als ich nichts hörte, ging ich einfach rein. Ein Lächeln zierte meinen Mund, als ich ihn dort liegen sah. Er schlief tief und fest, während seinen Lippen hin und wieder ein Schnarchen entwich. Schmunzelnd setzte ich mich neben ihn und strich ihm ein paar Locken aus dem Gesicht. Er war wunderschön. Wieder stellte ich mir innerlich die Frage, womit ich ihn verdient hatte und starrte dabei in sein atemberaubendes Gesicht. Wie gerne hätte ich ihn noch eine Weile beim Schlafen beobachtet, doch ich musste ja mit ihm reden.
„Harry?“, sagte ich und rüttelte leicht an ihm, was allerdings nicht viel nützte.
Er brummte nur kurz vor sich hin, bevor er sich komplett zu mir drehte. Ich setzte gerade erneut an seinen Schultern an, um ihn zu wecken, als sich dieses allzu bekannte freche Grinsen auf seine Lippen schlich.
„Idiot...“, murmelte ich lächelnd und wollte aufstehen, als er mein Handgelenk packte.
Seine Augen waren noch immer geschlossen, seine Lippen dagegen hatte er gespitzt. Langsam beugte ich mich zu ihm runter und erfüllte seinen Wunsch.
„Wo warst du so lange?“, murmelte er und zog mich noch enger zu sich. Dann löste ich mich vorsichtig und noch bevor er mich wieder zu sich runter ziehen konnte hielt ich so gut es ging dagegen und sah ihn an.
„Ich habe mit Louis geredet und jetzt muss ich mit dir reden..“
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Now I know, I can't live without You
FanfictionWas tun, wenn für einen eine ganze Welt zusammenbricht, und das bereits im jungen Alter? Was tun, wenn man nicht mehr weiß, wie es einmal weiter gehen soll? Was tun, wenn man nur noch verunsichert und verzweifelt ist und keinen Ausweg mehr sieht? G...