132. Hope

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Etwas niedergeschlagen, jedoch trotzdem entschlossen, da ich einfach nicht glauben konnte, dass Denise tatsächlich einfach so weg sein sollte, machte ich mich mit dem Brief, auf den Weg in Harry' s Zimmer. Er hatte wohl am meisten mit der ganzen Sache zu kämpfen...

„Harry?“, fragte ich vorsichtig, als ich anklopfte.

Keine Antwort. Zögerlich legte ich meine Hand auf die Klinke, bevor ich jedoch, ohne weiter darüber nachzudenken, eintrat. Ich muss zugeben, ich war auf alles vorbereitet, doch was ich dann sah, damit hatte ich dann doch nicht gerechnet. Ungläubig ging ich auf ihn zu und schnappte mir Deliha, die neben ihm auf dem Bett lag und an der Unterseite eines Feuerzeugs nuckelte. Schnellen Schrittes verließ ich das Zimmer und gab sie nebenan bei Niall und Zayn ab. Dann machte ich mich stinksauer zurück auf den Weg zu Harry, wo ich die Tür hinter mir mit einem Knall ins Schloss warf. Ich war ehrlich am überkochen vor Wut.

„Harry, sag mal spinnst du?“, schrie ich ihn an, woraufhin er wage seinen Kopf zu mir drehte, bevor er sich allerdings wieder der Bierflasche in seiner Hand widmete.

Jetzt reichte es mir! Wütend stolperte ich über die bereits leeren Flaschen hinweg und riss ihm die andere aus der Hand.

„Jetzt hör mir gefälligst zu, Styles!“, brüllte ich weiterhin.

„Was? WAS WILLST DU LOU?“, lallte er nun laut.

Ja, er war etwas betrunken, jedoch noch lange nicht so schlimm, sodass er mir nicht mehr zuhören, geschweige denn, mich verstehen könnte. Außerdem hatte er diesmal auch keinerlei Rücksicht verdient, denn so unverantwortlich, wie er gerade mit seiner Tochter umgegangen ist, war ja wohl das allerletzte!

„Was ich will? Das ist doch nicht dein Ernst? Du lässt dich hier volllaufen, während Deliha mit einem Feuerzeug in der Hand neben dir liegt? Und da fragst du mich tatsächlich was ich will??“, fragte ich aufgebracht und zerrte Harry dabei an seinem Kragen zu mir hoch.

„Lass mich..!“, schnaubte er und schubste mich an meiner Brust von ihm weg. „Ich hab ja wohl jeden Grund dazu mich zu betrinken, außerdem hast du mir da gar nichts zu sagen!“

„Das kann doch nicht wahr sein! Klar, kannst du dich betrinken wann und wo du willst, aber nicht wenn deine Tochter bei dir ist! Du trägst ihr gegenüber eine Verantwortung! Du bist ihr Vater! Außerdem hast du gar keinen Grund dich zu betrinken, denn du reagierst hier völlig über! Du glaubst doch wohl nicht, dass dieser Brief komplett der Wahrheit entspricht?“, rief ich und warf ihm ihn vor die Füße.

„Was meinst du damit? Es war ja wohl eindeutig! Sie ist weg, hat uns verlassen, hat Deliha verlassen, hat mich verlassen... Ihr ist es völlig egal, wie es mir dabei geht! Sie hat lediglich an sich selbst gedacht! Ich wäre jeder Zeit für sie da gewesen, hätte alles für sie gemacht und aufgegeben! Verstehst du Lou? Ich wäre für sie ans Ende der Welt gegangen, weil ich sie verdammt noch mal liebe!! Und sie haut einfach so ab und denk ich könnte sie von der einen auf die andere Sekunde vergessen! Verdammt, vielleicht kann sie das, aber ich sicherlich nicht!“, schrie er und wollte bereits das Zimmer verlassen, als ich ihn jedoch zurückhielt.

„Du!...“, sagte ich und zerrte ihn zurück zu seinem Bett. „ ...setzt dich jetzt hier hin und hörst mir verdammt noch mal zu!“

Dann hob ich den Brief auf und baute mich erneut vor ihm auf.

„Lou, warum sollte sie das nicht ernst gemeint haben?!“, schnaubte Harry und versuchte sich nun selbst etwas unter Kontrolle zu bringen. „Sie hat sich ja wohl klar und deutlich ausgedrückt!“

„Deshalb!“, entgegnete ich, hielt ihm den Brief hin und zeigte auf ein paar Zeilen. „Sie verfasst einen Abschiedsbrief und schreibt kein einziges Wort über Ben, verabschiedet sich nicht von ihm und erwähnt ihn auch sonst nicht! Dann, jedes Mal, wenn sie über ihre Vergangenheit schreibt, erwähnt sie sie nur kurz, geht jedoch nie weiter darauf ein, obwohl wir doch so wie so alle Bescheid wissen! Und bevor ichs vergesse, erklär du mir jetzt mal bitte seid wann wir einen Hund haben?!“, stellte ich ihn entschlossen zur Rede und blickte daraufhin in ein nachdenkliches Gesicht.

„Was weiß denn ich?“, schnaubte er noch immer, wirkte jedoch noch immer in Gedanken über das, was ich ihm gerade gesagt hatte.

„Harry, dieser Brief mag hier und da stimmen, doch an den entscheidenden Stellen ist er ein Fake! Du bist blind Harry, blind vor Enttäuschung, da du dir einredest, alles würde stimmen, doch tief in dir weist du, dass das nicht wahr ist. Du versuchst gerade lediglich mit dem Schmerz umzugehen, dass sie weg ist, doch das ist der falsche Weg! Mit Tequila ist Deliha gemeint und das weist du genauso gut, wie ich!“, sagte ich mit fester Stimme und sah nun, wie sich Harry' s Gesichtsmuskeln nach und nach entspannten. Er schien endlich wieder zu sich zu kommen und zu verstehen, dass das, was er da von sich gab reinster Bullshit war. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht und auch Harry schien das nun endlich zu begreifen...

Meine Sicht:

Seid gefühlten Tagen hatte ich den Brief inzwischen geschrieben. Ich wusste es nicht recht, da mir jegliches Zeitgefühl verloren gegangen war. Mein Vater hatte mich, nachdem ich bei seinem letzten Besuch versucht hatte zu fliehen, an der Heizung festgeschnallt. Danach zog er sämtliche Vorhänge zu und ließ die Rollos runter. Ich war also komplett von der Außenwelt abgeschattet... Zu dem wusste ich auch nicht seid wann bzw. ob er den Brief überhaupt schon abgeschickt hatte.. Im Moment saß ich also erneut auf dem Teppich vor meiner Heizung, da ich kurz auf die Toilette durfte, und dachte nach.. Was würden die Jungs nur denken, wenn sie meinen Brief lesen würden? Wären sie sauer? Traurig? Würden sie all dem Glauben schenken? Was würden sie von mir halten? Was würde Harry von mir halten...? Vor allem das letzte machte mich wieder schwach.. Harry... Was macht er wohl gerade? Wie geht es ihm? Vermisst er mich? Ist er traurig, enttäuscht...? Etwas warmes lenkte meine Aufmerksamkeit in die Realität zurück. Ich strich mit meinen Händen übers Gesicht und bemerkte meine feuchten Augen. Ich war ehrlich, ich hatte seid Tagen nicht mehr geweint, ich hatte einfach keine Kraft mehr dazu,... doch Harry und vor allem Deliha konnten mich nicht länger davon abhalten. Ich vermisste sie alle so, besonders meine Tochter. Sie war gerade einmal ein paar Wochen alt brauchte mich doch... Sie bedeutete mir alles! Ich musste zu ihr, sie wieder sehn, Harry wieder sehen, meine Freunde wieder sehen, Ben wieder sehen...! Doch dazu konnte ich nur hoffen, hoffen, dass die Jungs meine Nachricht verstanden hatten, hoffen, dass sie das Puzzle von Zeit zu Zeit zusammensetzten würden, hoffen, dass sie nicht aufgeben würden und vor allem hoffen, dass sie mich nicht längst vergessen hatten...

Now I know, I can't live without YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt