3. Der Unfall

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Nun wohnte ich also mit Ben seid zehn Jahren hier. Inzwischen hatte ich gelernt Gitarre und Klavier zu spielen. Ich übte täglich und sang einfach nur.. das Singen war neben meinem Bruder das Wichtigste in dieser Zeit, um überhaupt halbwegs über die Vergangenheit hinwegzukommen.

Allerdings hinterließ sie trotzdem Spuren. Ich magerte über die Jahre hinweg immer mehr ab. Wegen meiner Trauer, Wut, Einsamkeit... waren mir Sache wie Essen und Trinken egal und unwichtig geworden. Ich klappte bereits des öfteren zusammen und war auch schon zwei mal im Krankenhaus deswegen. Dann kamen noch Depressionen dazu, die mich auf Grund meiner Erfahrungen bis heute begleiteten. Ich hatte Narben am Unterarm und nur durch meinen Bruder war ich überhaupt noch am Leben, da ich mich eines Abends so sehr selbst verletzte, sodass ich fast verblutet wäre. Er fand mich rechtzeitig...

Ben war ist nun bereits 28 und arbeitete als Künstler. Seine Stärken spiegelten sich im Portrait zeichnen wieder, welche er von unserer Mutter geerbt hatte. Auch sie war eine leidenschaftliche Künstlerin. Oft ging er deshalb durch London, um Menschen auf dem Papier zu verewigen und verdiente damit immer sehr gut. Ich saß öfter mit meiner Gitarre daneben, was den Umsatz zumindest noch ein bisschen steigerte.

Heute waren wir also wieder auf dem Weg in die Stadt. Mein Bruder lief voraus. Ich wollte hinterher und überquerte die Straße. Allerdings hatte ich dabei vergessen meine Kopfhörer abzunehmen. Ich lief also los, mit der Musik in den Ohren und schon kam ein schwarzer Van um die Ecke. Ich sah ihn noch rechtzeitig, um ausweichen zu können, fiel aber hin und kam etwas ungünstig auf. Mein Fuß schmerzte.

Der Van fuhr seitlich ran und der Fahrer stieg aus. Es war ein noch junger Mann. Er war vermutlich etwas älter als ich und trug neben seiner riesigen Sonnenbrille eine hochgekrempelte Hose und einen gestreiften Pulli. Er hetzte auf mich zu und kniete sich neben mich.

„Entschuldige das war meine Schuld. Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte er mit aufgeregter Stimme.

Ich wollte aufstehen und ihm antworten, doch ich sank wieder, mit Schmerz verzogenem Gesicht, hinunter. Der Junge kniete noch und fing mich auf. Er wischte mir die Tränen, die durch den Schmerz entstanden sind, aus meinem Gesicht und hob mich hoch. Ich lag nun in seinen Armen und ohne, dass er eine Antwort von mir hatte meinte er, dass er mich lieber mal ins Krankenhaus bringen möchte.

Ich nickte nur und ließ mich von ihm in seinen Wagen bringen. Was war los mit mir? Ich wehrte mich nicht, was mich selbst wunderte.. immerhin war er doch ein Fremder?! Er hob mich hinten hinein und schloss die Tür.

Now I know, I can't live without YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt