Kapitel 3

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Ich hörte ein leises Klopfen an meiner Tür. Es waren gute zehn bis zwanzig Minuten vergangen seit dem Vorfall in der Küche. Ich telefonierte mit Alice und sie versuchte, mich zu trösten. Dennoch saß ich weinend auf meinem Bett.

Die Tür ging auf und mein Dad kam herein.
"Ich habe nicht gesagt, dass jemand reinkommen darf!", fuhr ich ihn an. 
Mein Dad sagte nichts und setzte sich neben mich auf's Bett. Er legte seinen Arm um meine Schultern und drückte mich zu sich.
"Wie geht es Alice?", fragte er.
"Ihr geht es gut. Warum willst du das wissen?", fragte ich zurück.
Er zuckte mit den Schultern. "Sie ist ein liebes Mädchen und ich habe sie lange nicht mehr gesehen. Grüß' sie von mir." Ich tat, was er mir sagte und legte schließlich auf.

"Ich glaube dir." Ich schaute zu ihm rauf und er lächelte mich mitfühlend an.
"Wirklich?", fragte ich ungläubig. Er nickte aufmunternd.
„Danke Dad."
Wir saßen fünf Minuten so da bis er endlich wieder sprach. "Ich weiß nicht, was mit deiner Schwester los ist, aber sie meinte es nicht so. Sie hat vermutlich viel Stress mit dem College und war heute so aufgeregt, weil sie uns Sam vorgestellt hat. Du musst sie verstehen."
"Nein Dad. Ich muss gar nichts verstehen. Ich habe nichts Schlimmes getan. Sam hat gefragt, ob er sich das Tattoo angucken darf. Hätte ich nein gesagt, hätte sie mir eine geklebt, weil ich zu unhöflich wäre. Sie hat immer einen Grund, um auf mir rumzuhacken. Und Mom auch. Es tut mir leid, dass ich nicht wie Mel bin. Dass ich nur die blöde, unerwünschte Tochter bin und nicht perfekt bin. Dass ich bunte Haare, Tattoos, Piercings und schwarze Kleidung mag. Aber so bin ich nunmal und ich will mich nicht verstellen."
Dad strich mir über den Rücken und küsste mein Haar. "Du bist nicht unerwünscht. Du warst es nie und wirst es nie sein. Deine Mom und Mel verstehen einfach nicht deinen Geschmack und deinen Lebensstil, aber das heißt nicht, dass er falsch ist. Ich bin so stolz auf dich und so froh, dass du meine Tochter bist. Du gehst zur Schule, deine Noten sind ganz gut, du hast noch keinen Kerl nach Hause gebracht und machst keinen Quatsch.", sagte er und lachte, als er die Kerle erwähnte. Ich lachte auch.
"Danke Dad."
"Ich liebe dich und Mom und Mel auch. Sie haben nur Schwierigkeiten, es zu zeigen, aber glaub' mir, sie tun es."
"Ich liebe euch auch.", sagte ich schniefend.
Wir saßen noch weiter da und unterhielten uns über Verschiedenes. Nach circa einer Stunde holte mein Dad Eiscreme für uns. Vanille, meine Lieblingssorte. In der Zeit, in der er unten war, schrieb ich Alice und sagte, ich würde mich morgen wieder bei ihr melden.

Als Dad wiederkam, legte er sich neben mich ins Bett. Wir lehnten unsere Rücken an das Bettende, aßen das Eis und redeten über alles Mögliche. Wir schwelgten in Erinnerungen aus der Vergangenheit. Es war wirklich schön. Ich hatte lange nicht mehr so mit Dad geredet. Er war leider oft beschäftigt mit seiner Arbeit und oft auf Reisen. Er war Anwalt und vertrat viele große Geschäftsführer. Dafür musste er oft weg.

Irgendwann spät abends stand mein Dad auf. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn.
"Ich liebe dich.", sagte er.
"Ich dich auch."
Er ging zur Tür und nahm den Griff in die Hand. Bevor er die Tür öffnete, drehte er sich noch einmal um. "Ana?"
"Ja, Dad?"
"Dein Tattoo sieht wirklich cool aus. Es ist echt schön geworden und es steht dir sehr gut."
Das kam unerwartet.
"Danke Dad." Ich musste lächeln. Er nickte und ging aus dem Zimmer. Ich dachte immer, Dad würde meinen Style einfach hinnehmen, aber anscheinend fand er ihn gar nicht so schlecht.
Ich stand auf, putzte meine Zähne und zog Schlafsachen an, um schlafen zu gehen. Dad hatte es wirklich geschafft, mich aus meinem Kummer rauszuholen. Ich fühlte mich schon viel besser.

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Am nächsten Morgen stand ich relativ früh auf, um schnell unbemerkt zu Alice zu fliehen bis Melanie und Sam wieder weg waren. Ich ging ins Bad und machte mich schnell fertig. Ich drehte das Wasser in der Dusche auf und spielte leise Musik von meinem Handy ab. Als die Musik ertönte, fing ich an zu tanzen. Ich sprang in die Dusche und fing an, meine Haare zu shampoonieren. Ich genoss das heiße Wasser. Es tat unendlich gut, sich unter heißes Wasser zu stellen, wenn man traurig oder gestresst war. Es ließ die Muskeln entspannen und ich fühlte mich automatisch relaxed.

Als ich aus dem Bad trat, stand Sam vor der Tür. Ich schrak zusammen. Wieso stand er vor der Tür?
"Du hörst Panic! at the Disco?", fragte er begeistert und ignorierte mein Schock.
"J-ja, das ist meine Lieblingsband und Brendon Urie ist einfach ein Gott.", sagte ich schwärmend.
Sam lachte. "Das kann ich als Kerl nicht begutachten."
Ich lachte. "Du kennst Panic also?"
"Klar! Ich muss zugeben, Green Day ist zwar viel besser, aber Panic ist auch ziemlich cool!"
Ich grinste ihn an. Er schien eigentlich, wirklich cool zu sein.
"Was ist dein Lieblingssong?", fragte ich.
"Green Day oder Panic?"
"Beide."
Er überlegte kurz. "Green Day: Boulevard of Broken Dreams und Panic: Emperor's New Clothes."
"Hm, nicht schlecht."
"Deine?", fragte er neugierig.
"Green Day: Holiday und Panic: Don't threaten me with a good time und der Klassiker, I write sins not tragedies. Ich kann mich irgendwie nicht entscheiden.", lachte ich.
"Auch nicht schlecht.", antwortete er und lachte ebenfalls. Wir grinsten uns bestimmt eine Minute nur an.

"Ähm, ich glaube, ich sollte wieder gehen. Du willst auch bestimmt duschen.", sagte ich verlegen.
"Oh, ja."
Ich ging in Richtung meines Zimmers.
"Ana?", rief er mir hinterher.
Ich drehte mich um. "Ja?"
"Es tut mir leid, was gestern passiert ist. Ich wollte dir nicht so viel Ärger einbringen.", sagte er mit einem traurigen Gesichtsausdruck.
"Ach Quatsch, das war nicht deine Schuld.", versicherte ich ihm.
"Doch. Ich hätte dein Tattoo einfach ignorieren sollen. Ich weiß, dass Mel keine Tattoos mag, aber es ist einfach so wunderschön und ich war wirklich fasziniert davon und bin es noch immer, ehrlich gesagt."
Ich wurde rot. "Danke. Aber mach' dir bitte keine Vorwürfe, es ist alles in Ordnung."
"Soll ich dir meins zeigen?", fragte er mit leuchtenden Augen.
Ich war überrascht. Er wollte es mir ernsthaft zeigen?
"Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.", sagte ich.
"Ach komm schon, es dauert nicht lange.", versuchte er mich zu überzeugen. 
Ich konnte nicht nein sagen. Er war so nett. "Okay."

Ich folgte ihm ins Bad.
Er legte seine Sachen ab. Dann zog er sein T-Shirt aus und ich konnte seine Bauchmuskeln sehen. Er war wirklich durchtrainiert. Das konnte man gestern unter seinem Hemd gar nicht sehen. Wow. Ich schaute verlegen weg.
Er lachte. "Du musst schon herschauen, um es zu sehen."
Ich schaute zu ihm und wurde knallrot. Was war los mit mir?
Er drehte sich zu mir, damit ich es besser sehen konnte. Es war links über seinen Rippen. Es war eine Gitarre aus der vorne Musiknoten hervorkamen. Die Gitarre war so eintätowiert, als würde sie irgendwo angelehnt stehen. Unten drunter stand ein Name.
"Wer ist das?", fragte ich, als ich über den Namen strich. Er zuckte unter meiner Berührung leicht zusammen. Ich entschuldigte mich bei ihm.
"Schon gut. Es ist der Name meines Großvaters. Er hat mir das Gitarrespielen beigebracht und ich bin ihm auf Ewig dankbar dafür. Das ist meine größte Leidenschaft."
"Wow. Das ist wirklich cool. Es ist schön, dass es eine tiefe Bedeutung hat."
Ich lächelte ihn an. Sam schien wirklich toll zu sein. Mel musste ihn behalten, aber so wie sie drauf war, würde es wahrscheinlich nicht lange halten.
"Danke Ana."
Ich ging zur Tür. "Du solltest es behalten." Damit ging ich hinaus und in mein Zimmer.

Love Triangle-Verliebt in den Freund meiner SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt