Kapitel 18

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"Okay, okay. Du musst stillhalten.", sagte Ethan als er mir half, auf eines der Pferde zu steigen.
"Ich habe Angst vor Pferden.", gestand ich ihm flüsternd.
Er schaute mich mit großen Augen an. "D-du hast Angst vor Pferden?"
Ich nickte. "Siehst du diesen Fleck? Da hat mich mal ein Pferd getreten. Es war tagelang angeschwollen und hinterher war es ein großer Bluterguss. Als es abgeheilt ist, blieb der Fleck. Das ist schon vier Jahre her. Seitdem habe ich kein Pferd mehr angefasst.", sagte ich und zeigte ihm meinen rechten Unterarm.
"Warum hast du das nicht vorher gesagt? Du musst nicht reiten. Warte, ich sag meiner Mom-"
"Ethan!", unterbrach ich ihn, "Es ist okay. Ich muss das machen. Meine Mom wird mich sonst köpfen. Außerdem muss ich sowieso irgendeines Tages meine Angst ablegen."
"Du bist wirklich mutig.", sagte er und lächelte mich an.
Ich wurde rot. "Danke."
"Ok, komm her."

Er hielt seine Arme offen und ich machte einen Schritt auf ihn zu, dann packte er mich an den Beinen und am Rücken und hebte mich hoch wie eine Braut. Ich schlang meine Arme um seinen Hals, um mich besser abzustützen. Er machte einige Schritte auf das Pferd zu. "Ok, bleib ganz ruhig. Wenn du ruhig bist, bleibt es auch ruhig."
Ich nickte. Er ging zwei weitere Schritte auf das braune Pferd zu und setzte mich schließlich auf dessen Rücken ab. Er gab mir die Zügel. "Ok. Hier, halt dich gut fest und immer schön ruhig bleiben. Ich werde neben dir bleiben, okay?"
"Mhm."
Er stieg auf sein eigenes Pferd. Ein Schimmel. Dann kam er mit dem Pferd auf mich zu. Er sah so elegant aus beim Reiten und es wirkte bei ihm als wäre es das Einfachste auf der Welt.

Wir ritten durch einen Wald. Es war wirklich schön. Einige Sonnenstrahlen schienen durch die Baumkronen durch und ließen einige Stellen des Waldes erstrahlen. Es war wunderschön. Wir ritten an einem Reitweg entlang. Ab und zu begegneten wir einigen Tieren, die dann aber nach kurzer Zeit schnell flohen. Ethan blieb die ganze Zeit neben mir wie versprochen. Er unterhielt sich mit mir. Wahrscheinlich, um mich abzulenken. Es half auf jeden Fall. Ich erfuhr vieles über ihn. Er hatte schon einen Job sicher.
Und er würde bald umziehen. In die Großstadt. Er spielte Football und arbeitete nebenbei in einem Restaurant.
Das erstaunte mich allerdings. Nicht jeder, der so reiche Eltern hat, würde in irgendeinem Restaurant als Kellner arbeiten. Warum arbeiten, wenn man Papis Kreditkarte hat?

Es war alles super bis wir an eine engere Stelle kamen. Wir konnten nicht mehr nebeneinander reiten, sondern mussten hintereinander reiten. Unsere Eltern gingen vor, dann Ethan und ich und hinter uns waren Melanie und Sam.
Ich hatte Angst als Ethan nicht mehr neben mir war und das spürte das Pferd. Es wurde unruhig und umso unruhiger das Pferd wurde, desto unruhiger wurde ich. Plötzlich sprang es hoch und stand nur noch auf den Hinterbeinen. Ich krallte mich an den Zügeln fest. Das Pferd wurde noch unruhiger. Ich zog an den Zügeln, um es zu beruhigen, aber es drehte sich nur um und ritt plötzlich ganz schnell los. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hielt mich so gut wie möglich fest.
Ich hörte jemanden meinen Namen rufen.
Das Pferd wurde immer schneller. Es sprang wieder hoch und ich merkte nur wie ich runterfiel und alles schwarz wurde.

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Ich öffnete meine Augen. Wo war ich? Was war passiert? Ich sah nur grün. Die Blätter der Bäume wackelten leicht im Wind. Ich war in einem Wald. Ich drehte mich zur Seite und hatte plötzlich einen stechenden Schmerz in meinem Rücken.
Ich stöhnte auf.
"Vorsicht! Du bist ziemlich unglücklich gelandet."
Ich schaute zu der Person, die mit mir sprach. Ich schaute sie verwirrt an, aber sie lächelte mich nur an. Es war ein besorgtes und zugleich trauriges Lächeln.
"Alles in Ordnung?"
Ich nickte vorsichtig, ängstlich vor mehr Schmerzen.
"Okay, warte. Ich helfe dir, aufzustehen oder möchtest du erst noch liegen bleiben?", fragte Sam mich.
Ich schüttelte den Kopf.
"Okay." Er legte einen Arm um meinen Rücken und den anderen um meinen Nacken, um meinen Kopf zu stützen. Dann setzte er mich aufrecht. Mir war schwindelig. Bevor ich wieder umkippen konnte, packte Sam mich und hielt mich fest. Mein Kopf lehnte an seiner Brust und ich sog wieder diesen atemberaubenden Duft ein. Es war zwar ein bestimmtes Parfüm, das er benutzte, aber es war gemischt mit seinem Eigenduft und das machte es einfach unglaublich. Er roch so gut.
Ich legte meinen rechten Arm um seinen Hals, um mich besser bei ihm abzustützen und schloss meine Augen. Wir saßen einige Minuten so da. "Willst du es noch einmal versuchen?", fragte er mich.
"Ja.", sagte ich mit einer rauen Stimme.
Ich war wirklich fertig.
Er löste sich von mir und ich fühlte mich direkt leer.
Er half mir, sodass ich wieder aufrecht saß. Diesmal etwas langsamer. Mir war noch immer schwindelig, aber nicht so sehr wie vorher.
Dann setzte er sich mir gegenüber. Er musterte mich. Ich mied seinen Blick bis er seinen Zeigefinger unter mein Kinn legte und meinen Kopf hochhob, sodass ich ihn anschauen musste.
"Alles klar bei dir?"
Ich nickte.
"Jag mir bloß nie wieder so einen Schrecken ein. Ich hatte totale Angst um dich. Weißt du wie schrecklich es war, dich hinfallen zu sehen?" Er sah wirklich besorgt aus.
Ich gab ihm nur ein schwaches Lächeln. "Tut mir leid."
"Es ist nicht deine Schuld, sondern die des blöden Pferdes!", sagte er wütend.
"Ich dachte, ich könnte diesmal meine Angst besiegen und es hat auch echt gut funktioniert als Ethan bei mir war, aber als wir diesen schmalen Weg entlang sind, hatte ich auf einmal Panik, weil er nicht mehr neben mir war und das hat das Pferd gemerkt und dann ist es unruhig geworden."
"Du hast Angst vor Pferden?"
"Ja."
"Warum hast du das nicht gesagt, dann wären wir nie ausgeritten?!"
War er sauer?
"Ich hab es Ethan gesagt."
"Dieser Vollidiot! Und dann lässt er dich auf ein Pferd steigen?"
"Er hat mir auch gesagt, dass ich nicht muss, aber ich wollte. Du kennst meine Familie. Die haben so hohe Erwartungen und wenn ich denen nicht gerecht werde, gibt es nur Stress."
Er gab mir einen mitfühlenden Blick. Dann rückte er näher und umarmte mich ganz fest. "Das tut mir alles so leid." Er küsste mein Haar.
Mein Herz begann zu rasen. Er hatte mich gerade geküsst!

Ich wusste nicht was ich tun sollte. Mein Instinkt sagte mir, ich solle zurückschrecken. Wir waren uns eindeutig zu nah. Aber mein Herz sagte, ich solle so nah wie möglich bei ihm bleiben.
Nach einiger Zeit löste er sich wieder von mir.
Er legte seinen Arm unter meine Beine und den anderen um meinen Rücken.
"Bereit?"
"Ja."
Dann hob er mich hoch und lief zu seinem Pferd. "Ich bin bei dir. Keine Sorge, es wird dir nichts passieren.", flüsterte in mein Ohr.
Es war so beruhigend.
Er setzte mich auf das Pferd und stieg selbst auf. Er saß hinter mir und rückte ganz nah an mich, sodass seine Brust meinen Rücken berührte.
Er schlang seinen linken Arm um meine Taille und mit der rechten griff er zu den Zügeln. Instinktiv nahm ich meine beiden Hände und legte sie um seinen Arm, der um mich geschlungen war.
Das Pferd setzte sich in Bewegung und wir ritten in Schrittempo zurück zum Haus der Donnells.

Love Triangle-Verliebt in den Freund meiner SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt