Kapitel 6

159 5 0
                                    

"Guten Morgen!", sagte Mr. Steves als er das Klassenzimmer betrat.
"Guten Morgen!", antworteten alle Schüler verschlafen, inklusive mir. Montagmorgende waren immer super anstrengend.
"Heute werden wir uns mit Photosynthese beschäftigen. Holt eure Bücher heraus und schlagt Seite 94 auf!"
Wir taten, was uns gesagt wurde. Wir lasen gemeinsam einen Text und Mr. Steves erklärte uns die wichtigsten Dinge.
Eigentlich war es nichts Neues. Das Thema hatten wir schon mindestens zwei Mal gehabt in den letzten Schuljahren, aber anscheinend schadete ein bisschen Wiederholung nicht.
Nach circa einer halben Stunde bekamen wir einige Arbeitsblätter und mussten mit unserem Partner die Aufgaben bearbeiten.
Ich drehte mich zu Nils, der mein Biopartner war. Wir waren Freunde. Naja, nicht wirklich, aber er war das nächste was neben Alice einem Freund rankam. Ich sah ihn eigentlich nie wirklich als Freund. Ich hatte nicht einmal seine Nummer, aber ab und zu aßen wir gemeinsam in der Cafeteria und saßen in einigen Fächern nebeneinander. Dieses Jahr hatten wir leider nur Biologie zusammen. Alice war nicht in meinem Kurs, also saß ich neben Nils.
Wir bearbeiteten die Aufgaben und waren schon zehn Minuten vor Unterrichtsschluss fertig. Also unterhielten wir uns. Es war einfach, sich mit Nils zu unterhalten. Er hörte immer zu und war immer für ein bisschen Spaß zu haben. Ich mochte ihn wirklich.

"Hey, diesen Freitag findet eine Party bei meinem Kumpel Tim statt. Hast du Lust zu kommen?", fragte Nils mich überraschend.
"Ich weiß nicht. Ich bin nicht so der Partymensch." Ich war wirklich kein Partymensch, ich verkroch mich an einem Freitagabend lieber unter meiner Decke und schaute irgendwelche Serien.
"Ach komm schon, das wird lustig. Du kannst auch Alice mitnehmen.", versuchte er mich zu überreden.
Ich überlegte kurz: "Na gut. Aber wir werden nur kurz vorbeischauen und dann direkt wieder gehen."
„Einen Drink.", flehte er mich an.
Ich schüttelte den Kopf.
„Ach komm schon.", quengelte er, „Ein Drink kann nicht schaden."
„Wenn es sein muss."
"Juhu!", schrie Nils so laut, dass uns alle blöd anstarrten.
"Sind die Herrschaften schon mit den Übungen fertig?", fragte unser Lehrer. Wir nickten und zeigten ihm unsere Zettel. Er schlenderte zu unserem Tisch und schaute sie sich skeptisch an. Als er bemerkte, dass wir wirklich alles bereits erledigt hatte, nickte er und ging wieder zu seinem Platz. In diesem Moment schellte es. Die Stunde war vorbei. Mr. Steves sagte noch, der Rest sei Hausaufgabe. Zum Glück waren Nils und ich schon fertig und mussten nichts zu Hause machen.

Wir liefen gemeinsam den Flur entlang bis wir zu meinem Schließfach kamen und Nils sich verabschiedete.
Ich packte meine Biosachen in mein Schließfach und suchte meine Mathesachen für die nächste Stunde.
Zwei Arme schlangen sich um meine Taille und drückten mich bis ich keine Luft mehr bekam.
Ich wusste, wer es war. Alice. Sie machte das oft.
Nach einigen Sekunden ließ sie mich los, sodass ich mich umdrehen konnte.
"Na, du Hübsche?"
Ich lachte nur. Ich drehte mich noch einmal zu meinem Schließfach und schloss es. Dann drehte ich mich wieder zu Alice. Sie streckte mir ihre Hand entgegen und ich nahm sie und verschränkte unsere Finger ineinander. Dann liefen wir zusammen zu Mathe.
Die Zeit verging eigentlich immer sehr schnell mit Alice an meiner Seite. Mathe war zwar mein Hassfach Nummer 1, aber trotzdem ging die Zeit immer schnell rum, weil ich Alice bei mir hatte, die Mathe liebte und mir immer bei Problemen half und mich auch gleichzeitig immer entertainte. Sie schrieb mir immer Zettel, auf denen irgendwelche blöden Sprüche draufstanden, die ich natürlich mit meinem unreifen Teenagergehirn witzig fand. Unser Mathelehrer, Mr. Carnell war außerdem auch wirklich witzig und erklärte die Aufgaben verständlich. Wir hatten ihn erst dieses Schuljahr bekommen, aber ich war in der Zeit schon eindeutig besser geworden. Heute allerdings zog sich Mathe wie ein Kaugummi.

Irgendwann waren endlich die 90 Minuten vorbei und die Klingel erlöste mich von meinem Elend.
Ich schrieb schnell die Hausaufgaben von der Tafel ab und packte meine Sachen zusammen.
Ich hatte jetzt Schluss, aber Alice hatte noch eine Stunde. Also begab ich mich in die Bibliothek und machte meine Hausaufgaben. Ich machte das oft und sie genauso, damit wir wieder zusammen nach Hause laufen konnten. Ich wollte sowieso nicht viel Zeit zu Hause verbringen. So konnte ich wenigstens meine Hausaufgaben vernünftig erledigen und mehr Zeit außerhalb von meinem Zuhause verbingen.

Als die Stunde vorbei war, lief ich zum Schulausgang und wartete auf Ali.
Sie kam kurze Zeit später und wir liefen nach Hause.
"Nils hat mich- uns auf eine Party eingeladen. Am Freitag. Was sagst du?", fragte ich Alice.
"Ich sage ja!", schrie sie. Zum Glück war keiner in der Nähe, der das gehört hatte. Ich mochte keine Aufmerksamkeit.
Ich schaute mich um und signalisierte ihr, dass sie leiser sein soll. Dann brachen wir in Gelächter aus. Ich hatte wirklich keine Lust auf die Party, aber wenn Alice unbedingt wollte, blieb mir wohl keine andere Wahl.

Bei Alice angekommen, machten wir uns erst einmal Fertigpizzen. Wir waren total hungrig.
Alice' Eltern waren oft nicht zu Hause. Ihr Dad war Professor an einer Universität, die zwei Stunden von hier entfernt war. Er schlief meistens dort, denn er hatte ein Apartement dort und kam dann nur am Wochenende.
Ihre Mutter war Tagesmutter. Sie war also den ganzen Tag irgendwo anders und passte auf Kinder auf. Oftmals auch abends. Alice hatte keine Geschwister, also war sie meistens alleine, aber ich war zu fünfzig Prozent der Zeit hier, also hatte sie mich. Wir chillten oft zusammen in ihrem Haus und bestellten und Essen oder machten Fertiggerichte warm.
Die Pizzen waren 15 Minuten später fertig und wir aßen sie und schauten dabei Fern. Es folgte ein Programm nach dem anderen.
Ich schaute irgendwann auf die Uhr. Es war mittlerweile schon 18 Uhr. Ich sollte nach Hause, bevor meine Mutter wieder durchdrehen würde. Ich löste mich von Al, die mittlerweile halb auf mir drauflag und weckte sie dabei ausversehen.
"Hey, wo willst du hin?!", fragte sie in einem gespielt angepissten Ton.
"Ich muss langsam nach Hause, es ist schon spät."
"Verlass mich nicht Baby.", jammerte sie und streckte mir ihre Arme entgegen wie ein Kleinkind. Ich setzte mich wieder und umarmte sie.
Nach einigen Minuten löste ich mich wieder von ihr und ging diesmal, trotz ihres Gejammers, wirklich.

Als ich zu Hause war, sagte meine Mutter nichts. Sie warf mir nur einen bösen Blick zu, aber hielt erstaunlicherweise ihre Klappe. Ich ging in mein Zimmer und machte meine restlichen Hausaufgaben, die ich nicht in meiner Freistunde geschafft hatte. Dann ging ich duschen und legte mich ins Bett. Es war erst 21 Uhr, aber ich war hundemüde. Kurze Zeit später fiel ich in den Schlaf. Und ich träumte etwas sehr Komisches.
Ich sah Nils in meinem Traum. Auf der Party. Am Freitag. Er flirtete mit mir. Er wollte mich küssen, aber ich stieß ihn weg. Er war aber so stark, dass ich mich nicht richtig wehren konnte. Er packte mich überall an. Es war widerlich.
Schweißgebadet wurde ich wach. Mitten in der Nacht. Ich realisierte, dass es nur ein Traum war. Nils würde so etwas nie tun. Er war nicht einer dieser Sorte Typen. Es war einfach nur ein Traum, aber trotzdem hatte ich noch immer ein unruhiges Gefühl in mir. Irgendwie wollte ich jetzt nur noch weniger zu dieser blöden Party, aber ich musste, denn Alice liebte Partys.

Love Triangle-Verliebt in den Freund meiner SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt