„Wie konnte er das einfach so tun?", schluchzte Melanie.
Sie war Donnerstagabend gekommen und hatte uns von der neuen Nachricht erzählt. Neu für meine Eltern. Ich wusste ja schon Bescheid. Sie schwänzte Freitag die Uni und heute, am Samstag, war sie zunächst mit unserer Mutter frühstücken und dann frustshoppen.
Ich sah, wie die beiden, die Arme voll mit Einkaufstüten, die Einfahrt zu unserer Tür entlang liefen. Nun standen sie alle im Hausflur mitten im Weg herum.Ich machte einen großen Bogen darum und ging ins Wohnzimmer.
„Mom? Ich bin kurz weg."
Ich machte auf dem Absatz kehrt und wollte gerade losgehen, als meine Mom fragte: „Wohin gehst du denn? Du bist den ganzen Tag außer Haus, seitdem Melanie hier ist."
Ich verdrehte die Augen und überlegte mir schnell eine Lüge: „Ich muss ein Referat für Mathe vorbereiten. Nils hilft mir dabei, weil ich eine Niete in Mathe bin."
Als ich Nils' Namen erwähnte, entspannten sich die Gesichtszüge meiner Mutter. Sie mochte ihn wirklich und fand es gut, wenn ich Zeit mit ihm verbrachte. Warum auch immer, sah sie in ihm etwas, das anscheinend gut für mich war.
„Bis später dann.", sagte ich und machte mich aus dem Staub.Ich lief zuerst die Straße runter in Richtung Park. Dort konnte ich immer entspannen. Ich setzte mich gerne auf eine Bank und schaute den Menschen zu, wie sie mit Freunden grillten, Skateboard fuhren oder mit ihren Kindern fangen spielten. Es war beruhigend, andere zu beobachten. Das tat ich schon immer gerne. Ich zog mich zurück und ließ die anderen machen.
Ich war schon kurz vor dem Park, als mein Handy klingelte. Ich war mir schon ziemlich sicher, wer es war und verdrehte die Augen, bevor ich überhaupt das Handy aus der Hosentasche hervorgezogen hatte. Ich schaute auf den Display und natürlich war es - wer sonst - Sam.
Er hatte mich die letzten beiden Tage mit anrufen und SMS bombardiert. Er hatte mir sogar bereits mehrere Male auf die Mailbox gesprochen. Ich zog es wie immer ziemlich hinaus, mir diese anzuhören, aber war mir im Klaren, dass ich mich bald alldem stellen musste. Ich konnte mich vor der Situation nicht drücken. Irgendwann musste ich mich selbst damit konfrontieren.Ich seufzte und nahm mir vor, die Nachrichten später abzuhören. Ich wollte momentan nicht an Melanie oder Sam denken. Ich hatte ihre Beziehung zerstört und deshalb fühlte ich mich schon schlecht genug. Ich versuchte, die frische Herbstluft zu genießen und mich gedanklich abzulenken. Es klappte jedoch nicht sonderlich. Egal, was ich sah, es erinnerte mich an Sam. Die Jungs, die auf der Wiese Frisbee spielten, die Männer, die etwas weiter grillten, die frischverliebten Pärchen, die Hand in Hand am Teich entlangspazierten, die Sonne, die meinen Körper mit einer warmen Umarmung empfing. Alles erinnerte mich an ihn.
Mein Handy klingelte wieder und ich dachte schon, dass es Sam war, als ich dann auf dem Bildschirm in Großbuchstaben „Mom" las. Ich ging ans Handy.
„Ja?"
„Kannst du bitte auf dem Nachhauseweg ein paar Taschentücher und Schokolade mitbringen? Vielleicht auch Tee oder irgendetwas anderes. Deiner Schwester geht es wirklich nicht gut. Bitte beeil dich."
Bevor ich protestieren konnte, hatte sie schon aufgelegt.
Ich verdrehte die Augen. Konnte sie nicht die Sachen für Melanie besorgen? Melanie war alt genug, man konnte sie alleine zu Hause lassen und musste sie nicht rund um die Uhr betreuen, nur weil ihr Freund sie verlassen hat.
Ich atmete noch einmal tief ein und machte mich auf den Wahnsinn zu Hause gefasst. Dann stand ich auf und machte mich auf den Weg zu Target.„Schokolade, Schokolade...", sagte ich vor mich hin. Ich suchte bereits seit zehn Minuten die verdammte Schokolade und noch immer hatte ich sie nicht gefunden. Ich hatte bestimmt schon alle Gänge durchlaufen, aber trotzdem hatte ich sie noch nicht gefunden. Ich bog gerade in den nächsten Gang ab, als ich Alice sah - mit Bane. Ich verdrehte die Augen. Das hatte mir noch gefehlt. Sie hielten beide jeweils mehrere Packungen Süßigkeiten in den Händen und diskutierten, ob sie eine weitere Schokolade mitnehmen sollten oder nicht. Also hier war die Schokolade. Diesen Gang hatte ich bereits zweimal durchlaufen, aber anscheinend waren meine Gedanken so weit weg von Schokolade, dass ich irgendwie alles übersehen hatte.
Ich versuchte, mich rückwärts aus dem Gang zu schleichen, aber zu meinem Entsetzen bemerkten die beiden mich natürlich. Sie schauten mich zunächst erschrocken und dann etwas merkwürdig an. Ich muss auch zugeben, ich befand mich in einer merkeürdigen rückwärtlaufenden Position, in der das linke Bein bereits nach hinten gestreckt war und das rechte noch vorne auf Zehenspitzen stand.
Ich grinste die beiden verlegen an. Bane lächelte mich an, während Alice mich böse anschaute, Banes Hand nahm, sich umdrehte und mit ihr ging.
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Love Triangle-Verliebt in den Freund meiner Schwester
Teen FictionMelanie hat seit kurzer Zeit einen neuen Freund. Sie schwärmt total von ihm. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er besser ist als die Arschlöcher, die sie davor gedatet hat. Als sie ihn uns vorstellt bin ich noch immer negativ eingestellt, aber Sam...