Kapitel 40

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Ich wurde vom Klingeln meines Handys geweckt. Ich blinzelte einige Male und schaute auf den hellen Bildschirm.
Dick und fett stand Alice mitten auf dem Bildschirm.
Innerlich machte ich Freudensprünge und ging schnell ans Handy.
"Hallo?", fragte sie.
"Hey.", sagte ich.
"Hey ich- ähm wir müssen miteinander reden. Ich glaube, ich habe dich lange genug ignoriert."
"Elf Tage um genau zu sein."
"Hör zu, es tut mir leid, aber ich hatte meine Gründe."
"Und die wären?"
"Das kann ich dir nicht am Telefon sagen. Kannst du in einer Stunde bei mir sein?"
"Ja. Bis dann."

Ich legte auf und sprang sofort aus dem Bett.
Ich putzte meine Zähne, sprang unter die Dusche und zog mich an.
Eine Stunde später stand ich bei Alice vor der Tür.
Ihre Mutter machte auf und schickte mich nach oben.
Ich klopfte an und ging danach hinein.
Alice saß an ihrem Schreibtisch und tippte irgendwas an ihrem Laptop.
Sie drehte sich zu mir um und begrüßte mich.
Ich setzte mich auf ihr Bett und sie begann auch schon sofort mit ihrer Erkkärung für ihr Verhalten die letzten Tage.
"Ana, ich muss dir etwas sagen, dass ich schon lange mit mir herumtrage. Ich hoffe, du wirst mich danach nicht hassen, aber ich bin immer noch dieselbe. Das, was ich dir jetzt sage, ändert nichts an meiner Person oder an meiner Freundschaft zu dir." Sie räusperte sich kurz, bevor sie fortführte: "Wie du weißt, stehe ich auf beide Geschlechter und somit auch auf Mädels. Ich hatte mal hier und da was mit einer und fand auch schon sehr viele Mädchen attraktiv und süß, aber ich habe noch nie für ein Mädchen so starke und tiefgründige Gefühle gehabt wie für ein besonderes Mädchen. Du kennst dieses Mädchen."
"Ich verstehe ehrlich gesagt nur Bahnhof. Du bist doch jetzt mit Cody zusammen oder nicht?"
"Das mit Cody war nur Ablenkung und eine richtige Beziehung war das sowieso nicht. Wir wollten beide nur ein wenig Spaß."
Ich schaute sie einfach nur stumpf an. Ich kam gar nicht mehr mit in Alice Liebesleben. Erst sagt sie, sie fährt total auf Bane ab, dann macht sie mit irgendeinem anderen Mädchen auf einer Party rum, dann fängt sie eine Äffäre mit Cody an und jetzt liebt sie ein Mädchen?

"Ich kenne dieses Mädchen schon mein Leben lang und habe schon länger diese Gefühle für sie, aber habe Angst, ihr diese offen zu gestehen."
Sie schaute mich intensiv an, als würde sie eine Antwort von mir erwarten.
Dann sprach sie weiter: "Ich denke, nein ich weiß, dass dieses wunderbare Mädchen nicht dieselben Gefühle für mich hat und das macht die ganze Sache kompliziert. Sie steht nicht auf Mädchen und ist außerdem in einen Kerl verliebt, den sie aber leider nie haben kann."
"Also ist es nicht Bane?", fragte ich verdutzt.
Sie schüttelte den Kopf.
"Du bist es Ana."

Ich fing an, laut loszulachen.
Ich ließ mich rückwärts auf Als Bett fallen und lachte mir die Seele aus dem Leib. Mein Bauch tat schon weh, sodass ich ihn halten musste.
Ich bekam keine Luft und mein Lachen klang mittlerweile wie ein gestrandeter Wal.
Als ich mich beruhigt hatte, setzte ich mich wieder auf.
Alice hatte nicht einen Zentimeter ihrer Mimik verzogen. Sie saß ganz still auf ihrem Schreibtischstuhl wie bereits zuvor.
Mein Lachen ebbte ab und ich schaute sie ernst an.

"Meinst du das ernst?", fragte ich sie.
"Aber natürlich. Meinst du, ich würde mit sowas scherzen?"
"Aber warum? Wie? Hä?"
Ich war verwirrt.
Das konnte nicht sein. Alice war meine beste Freundin. Nicht mehr. Meine Mutter konnte nicht all diese Jahre Recht gehabt haben, was Alice anging. Das war absurd.
"Ich weiß auch nicht, wie es passieren konnte.", unterbrach sie meinen Gedankenfluss.

Ich schaute sie an und bemerkte erst jetzt, wie schrecklich sie aussah.
Große, dunkle Augenringe unterstrichen ihre Augen, die restliche Haut war sehr blass, ihre Haare waren ein einziges Vogelnest und ihr Pullover hatte einige Schokoladenflecken.
"Warst du in den letzten Tagen eigentlich duschen?", fragte ich sie.
Es kam unhöflicher rüber als ich es eigentlich gemeint hatte.
"Das tut zwar nichts zur Sache, aber nein.", entgegnete sie.
Ich ließ einen tiefen Seufzer aus.
Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte.
"Seit wann empfindest du so?", fragte ich sie schließlich.
"Seit wir 15 waren. Ich war schon vorher etwas in dich verknallt, aber ich dachte, es sei nur eine Phase. Also tat ich nichts und hoffte einfach, dass es schnell vorbeigeht. Ich hatte dann meine erste Beziehung mit Damon und ich mochte ihn wirklich. Er war super süß und wirklich nett und zuvorkommend. Er hat mich gut behandelt, aber er war nicht du. Mir ist klar geworden, dass diese Gefühle dir gegenüber mehr sind als nur ein kleines bisschen verknallt sein."
"Hast du mit ihm Schluss gemacht?"
Sie senkte ihren Kopf und nickte.
"Wie konntest du mir das antun, Alice? Du hast gesagt, er hat Schluss gemacht. Du hast dir tagelang die Augen ausgeheult und ich musste dich trösten. Ich war so besorgt um dich und das alles umsonst?"
"Ana, es tut mir leid."
"Wie konntest du überhaupt so viel fake-heulen?"
"Ein wenig traurig war ich schon. So ist es ja nicht.", sagte sie beleidigt, "Aber ich war noch trauriger, weil ich mir zugestehen musste, dass ich in dich verliebt bin und dich eh nie haben kann. Das war Grund genug, um zu weinen."

Ich wusste nicht weiter. Alice war seit zwei Jahren in mich verliebt und hat nie ein Sterbenswörtchen gesagt. Ich habe ihr alles anvertraut. Ich habe sie umarmt, sie geküsst, ihre Hand gehalten. Ich habe mich vor ihr ausgezogen. Sie hat mich nackt gesehen.
Sie hat nie etwas gesagt. Nie.

"Es tut mir leid, aber ich kann das nicht. Ich- ich muss gehen."
Ich stand auf und ging aus ihrem Zimmer. Ich lief die Treppen herunter und Katherine kam mir gerade entgegen.
"Du willst schon gehen? Ich habe gerade Snacks für euch zubereitet. Bleib doch noch ein wenig."
"Es tut mir leid Katherine, aber ich muss los. Ich habe einen dringenden Termin vergessen.", log ich und flitzte die letzten Treppen hinunter.
Ich lief in den Flur, riss die Tür auf und schloss sie wieder hinter mir.
Dann fing ich an zu rennen. Ich wusste nicht wohin, aber ich musste einfach weg.
Ich rannte und rannte und rannte.

Love Triangle-Verliebt in den Freund meiner SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt