Kapitel 15

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Seit ich realisiert hatte, dass ich mich wirklich in Sam verliebt hatte, versuchte ich jeden Gedanken an ihn zu vermeiden. Ich durfte nicht in den Freund meiner Schwester verliebt sein. Das war falsch.
Ich versuchte mich abzulenken. Ich schrieb oft mit Nils. Ich hatte das Gefühl, dass wir seitdem wir uns wieder vertragen hatten erst richtige Freunde geworden sind.
Alice war in letzter Zeit immer mit Cody beschäftigt und so kam es, dass sie gestern nicht mit mir zur Schule gelaufen ist. Cody holte sie ab. Es war komisch, so distanziert von Alice zu sein. Wir verbrachten eigentlich immer jede freie Minute miteinander.

Ich saß gerade mit Nils in meinem Zimmer und wir arbeiteten an unserem Referat für Bio. Wir mussten es nächste Wochen halten.
Wir fingen heute mit der Recherche an.
"Ok. Wie wäre es, wenn du im Internet guckst und ich gehe hier mal diese Bücher durch?", fragte Nils.
Ich nickte.
Wir suchten eine Stunde nach Materialien bis wir einiges zusammen hatten.

"Ok. Ich denke, das reicht für den Anfang.", sagte Nils.
"Ja, denke ich auch.", stimmte ich zu.
Wir stellten uns gegenseitig unsere Suchergebnisse vor und planten schon einmal, wie wir was benutzen können.
Dann fingen wir schon an, die ersten Sachen aufzuschreiben und in unsere Power Point Präsentation einzufügen.
Nach zwei weiteren Stunden hatten wir genug.

"Lust, etwas zu essen?", fragte ich Nils. Er nickte eifrig.
Lachend stand ich von meinem Bett auf und ging runter in die Küche. Mom und Dad waren noch auf der Arbeit, also kochte ich einfach ein paar Nudeln und wärmte eine Soße aus der Dose auf.
Ich richtete zwei Teller an und stellte sie auf dem Küchenthresen ab. Dann holte ich noch zwei Gläser und eine Cola. Wir aßen und unterhielten uns über private Dinge. Es war echt leicht, sich mit Nils zu unterhalten. Ich fragte mich, warum ich das nicht vorher getan hatte. Zumindest so intensiv. Wir hatten uns zwar immer unterhalten, aber nur oberflächlich.

Irgendwann kam Mom nach Hause. Nils war schon weg. Sie checkte sofort, ob ich zu Hause war. Wenn es um das Einhalten des Hausarrests ging, war sie streng.
Dann ging sie wieder runter und bereitete Essen zu.
Ich erledigte Hausaufgaben und aß danach mit meiner Mutter und meinem Vater, der mittlerweile auch zu Hause war.
"Wir fahren dieses Wochenende zu den Donnells. Du kannst schon morgen anfangen, deinen Koffer zu packen. Wir werden das ganze Wochenende bleiben.", sagte Mom, "Pack ein paar von den Kleidern ein, die ich dir gekauft habe und einige hohe Schuhe. Und vergiss deine Perlenohrringe nicht."
Ich schaute weiter auf meinen Teller und nickte nur.
Ein Teil von mir freute sich, Sam wieder zu sehen und mal sein Elternhaus zu sehen, der andere Teil wollte jeden möglichen Bezug zu ihm verhindern.

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Morgen war es so weit. Wir würden zu Sams Eltern fahren. Ich nahm einen kleinen Koffer und legte ihn mitten in meinem Zimmer auf den Boden. Dann kramte ich in meinem Kleiderschrank herum und schmiss irgendwelche Teile in den Koffer. Nicht, dass es mich in irgendeiner Weise interessierte, was ich tragen würde. Mom hatte sowieso nur hässliche Teile gekauft. Ich lief schon seit einigen Wochen in Klamotten herum, in denen ich mich unwohl fühlte und seitdem Alice mit Cody zur Schule und wieder nach Hause fuhr, konnte ich mich nicht einmal bei ihr umziehen und musste in meinen hässlichen, von Mom ausgewählten Klamotten zur Schule gehen.
Nach zehn Minuten war mein Koffer fertig gepackt und ich stellte ihn neben meiner Tür ab.
Ich schrieb Alice, aber erwartete nicht so schnell eine Antwort.

Hey Babes,
ich wollte dich fragen, ob wir mal wieder etwas unternehmen wollen. Ich kann mich aus meinem Zimmer herausschleichen. Diesmal werde ich es klüger anstellen.
xx

Entgegen meiner Erwartung kam schon nach 15 Minuten eine Antwort.

Hey Sweetie,
tut mir leid. Ich kann heute nicht, bin mit Cody unterwegs. Vielleicht am Wochenende? xx

Ich: Schade :(
Am Wochenende kann ich nicht. Wir besuchen Sams Familie. Ich muss natürlich mit.

Alice: Kannst du dich nicht krank stellen? Sie werden es nicht rausfinden. Dann haben wir beide das ganze Wochenende für uns.

Ich: Tut mir leid, das kann ich nicht riskieren. Meine Mom wird es rausfinden und das wird nur Ärger bereiten.

Alice: Ok. Tu, was du für richtig hältst.

War sie jetzt sauer? Ich konnte ihre Reaktion nicht einordnen. Eigentlich reagierte sie nie so, sondern eher mitfühlend und verständnisvoll. Sie benahm sich in letzter Zeit sehr komisch. Ich beschloss aber, mich davon nicht unterbringen zu lassen und antwortete ihr nicht auf ihre letzte Nachricht.

Ich legte mich auf's Bett und starrte meine Decke an bis meine Augen langsam zufielen.

Am nächsten Tag in der Schule war Alice sehr distanziert. Sie redete kaum mit mir und vermied es, mich in irgendeiner Weise zu berühren. Sie umarmte mich nicht einmal, was eigentlich immer das Mindeste war, was sie tat.
Ich überlegte, ob ich sie darauf ansprechen sollte, aber tat es nicht.
Ich versuchte, den Schultag so schnell wie möglich zu bewältigen.

Als ich an meinem Spint war, um einige Bücher herauszunehmen, kam jemand von hinten und hielt meine Augen zu. Ich war überrascht und überlegte, wer es sein könnte.
"Alice?", fragte ich. Sie war die Erste, die mir in den Sinn kam.
Die Person nahm die Hände herunter, sodass ich mich umdrehen konnte. Es war Nils. Er sah böse aus. "Ich bin ja schon enttäuscht, dass du nicht sofort an mich gedacht hast." Er lächelte und sein gespielter böser Blick verschwand. Ich war erleichtert, denn ich dachte zuerst, er sei wirklich böse. Ich lachte nur. "Tut mir leid." Dann machte ich einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn.
"Okay, ich verzeihe dir. Aber nur, weil du dich so süß entschuldigt hast.", sagte Nils.
"Danke."
Ich ließ von ihm los und schloss mein Schließfach. Dabei entging mir nicht, dass Alice am Ende des Flurs stand und uns beide böse anschaute. Ich machte meine Augenbrauen in Verwirrung zusammen, aber sie drehte sich nur um und verschwand.
"Bereit für Bio?",fragte Nils und lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn.
Ich nickte.

Love Triangle-Verliebt in den Freund meiner SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt