Kapitel 50

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Ich spülte die letzten Reste des Farbmittels aus meinen Haaren und shampoonierte sie ein. Es war Freitagabend und ich hatte meinen Vorsatz, meinen Monsteransatz nachzufärben, in die Realität umgesetzt. Ich spülte nun das Shampoo aus meinen Haaren und wickelte sie in ein Handtuch. Dann lief ich in mein Zimmer und checkte mein Handy. Nils hatte mir eine SMS geschickt, in der stand, dass morgen eine Hausparty stattfinden würde. Ich wusste noch nicht, ob ich wirklich dorthin gehen wollte. Ich war kein Partymensch. Was sollte ich da?
Ich wollte ihm gerade absagen, als eine neue SMS von Sam eintraf. Das war die siebenundzwanzigste SMS seit Montag. Und ich hatte auf keine einzige geantwortet. Ich hatte sie noch nicht einmal gelesen. Wollte er nicht langsam aufgeben? Er hatte auch einige Male angerufen, aber natürlich bin ich nie rangegangen. Ich wollte ihn einfach vergessen, nicht mehr an ihn denken, ihn loswerden. Aber so machte er es mir nicht gerade besonders einfach. Ich strich mit meinem Daumen über meinen Display, um die Nachricht über die SMS wegzudrücken. Ich antwortete Nils und sagte ihm für die Party ab, ich würde immer einen Abend alleine vor meinem Laptop und mit etwas Süßkram einer Party vorziehen.

"Warum?" kam als Antwort von Nils zurück. Ich erklärte ihm, dass ich keine Lust auf eine Party hatte und er mich nicht dazu überreden könnte. Nach weiteren zehn Minuten hatte ich gemerkt, dass ich mich vertan hatte. Nils hatte es tatsächlich geschafft mich per SMS dazu zu überreden zu einer dämlichen Hausparty zu gehen. Und dann war die Party noch bei Tyler Stevens, dem Schulschwarm aller Mädchen. Ich musste zwar zugeben, dass er wirklich gut aussah, aber ich wusste nicht, was alle Mädchen an ihm fanden. Er war einfach ein gutaussehender Teenager. Genauso war Nils ein gutaussehender Teenager, aber ihm rannten nicht alle Mädels in der Schule hinterher. Was hatte ich überhaupt für Gedanken? Ich fand Nils gutaussehend? Ich schüttelte meine Gedanken beiseite und stand von meinem Bett auf, um meine Haare zu föhnen. Als ich gerade den Föhn anmachen wollte, klingelte mein Handy. Musste Nils so nerven? Reichte es ihm nicht, dass er mich bereits zur Party überredet hatte? Ich stapfte genervt in mein Zimmer, um zu antworten, als ich auf dem Display Sams Namen sah. Konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Was war sein Problem? Konnte er sich nicht mit Melanie beschäftigen? Langsam ging er mir wirklich auf die Nerven. Wenn er so weitermachte, würde ich mir ein neues Handy kaufen müssen. Ich verdrehte die Augen und strich ohne es zu realisieren über meinen Bildschirm, um den Anruf entgegenzunehmen. War ich völlig verrückt? Es fühlte sich an als würde mein Körper ohne mein Gehirn handeln.

"Was?", begrüßte ich Sam genervt.

"Dir auch ein Hallo.", antwortete er genauso genervt.

Ich seufzte tief. "Sam, was willst du?"

"Du weißt ganz genau, was ich will. Ich will mit dir reden. Jetzt. Hör mir bitte einfach zu, okay? So kann das nicht weitergehen. Wir müssen das klären."

Ich sagte nichts und anscheinend nahm er das als ein Zeichen, weiterzureden.

"Ana, ich kann nicht aufhören, an dich zu denken. Ich weiß, du willst es nicht hören, aber ich habe mich wirklich in dich verliebt in den letzten Monaten. Wenn du mal überlegst, wie viel wir schon zusammen erlebt haben, wirst du sehen, dass es genug ist, um deinem Charme zu verfallen. Du bist wunderschön, intelligent, eigenständig, nett, hilfsbereit und einzigartig. Deine Sichtweisen zum Leben und zur zwischenmenschlichen Interaktion ist einfach umwerfend. Und dann schaue ich mir Melanie an und bin einfach nur enttäuscht, dass sie meine Freundin ist. Sie ist so arrogant und hochnäsig, dass es mich schon anekelt. Ich weiß wirklich nicht, was ich an ihr fand, dass ich überhaupt angefangen habe, mit ihr auszugehen. Ich war ehrlich gesagt noch nie hundert prozentig von ihr überzeugt. Ich habe sie auf einer Party kennengelernt. Sie hat mich angesprochen und ich wollte nicht unhöflich sein und habe mich mit ihr unterhalten. Nach ein paar Bierchen waren wir beide hackedicht und haben rumgemacht und das Eine hat zum Anderen geführt und jetzt sind wir da, wo wir sind. In einer Beziehung, in der ich nicht glücklich bin. In einer Beziehung, in der sie das Kommando hat und alles nach ihrer Pfeife tanzt. Aber eine wahre und ehrliche Beziehung sollte nicht von einer Person geführt und von der anderen einfach nur befolgt werden. Eine ehrliche Beziehung beinhaltet echte Gefühle, Liebe, Respekt und gegenseitiges Verständnis. Das alles kann ich in unserer Beziehung sehen, Ana. Du und ich, wir erfüllen diese Dinge. Ich weiß, dass du dir über deine Gefühle nicht ganz klar bist und dass du verwirrt bist und nicht weißt, ob es richtige Liebe ist, die du für mich empfindest, aber ich kann dir eins sagen: Ich weiß, dass es so ist. Ich war in meinem Leben oft genug verliebt und weiß, wie es sich anfühlt und ich kann all diese Gefühle und Konfusionen in deinem Gesicht sehen. Jedes Mal, wenn du mich ansiehst. Ich weiß, dass du etwas für mich empfindest, Ana. Bitte sei ehrlich zu dir selbst und gestehe dir einfach deine Gefühle ein. Du machst uns beide damit unglücklich und das ist unfair - uns beiden gegenüber. Warum sollten zwei Menschen, die offensichtlich füreinander geschaffen sind, leiden, nur um eine dritte Person nicht zu verletzen? Ich weiß, dass Melanie mich nicht aufrichtig liebt so wie du es tust. Sie wird am Anfang eingeschnappt und wütend sein, aber dann wird sie drüber wegkommen und sich ein neues Opfer suchen und mich vergessen. Wir würden sie also gar nicht in so tragischer Weise verletzen wie wir uns im Moment selbst verletzen. Ich liebe dich, Ana. Ich liebe dich. Von ganzem Herzen. Das, was ich für dich fühle, habe ich noch nie zuvor für jemanden gefühlt. Ich bin überwältigt von meinen eigenen Gefühlen und ich bin verzweifelt, weil du mich immer vor den Kopf stoßt. Ich will einfach nur glücklich sein und ich will dich glücklich machen. Du bist meine oberste Priorität. Bitte vergiss das nie."

"Sam, ich- ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wow. Ich- du-"

"Du musst nichts sagen. Bitte denk einfach über all das nach, was ich dir gesagt habe und werde dir bitte über deine Gefühle klar, bevor du mir irgendetwas sagst, was du später bereuen könntest. Ich liebe dich, Ana.", antwortete er und legte auf.

Wow. Zu sagen, dass ich schockiert war, war eine Untertreibung. Ich war verwirrt, verblüfft und geschmeichelt zugleich. Meine Gefühle waren ein einziges Wirrwarr. Mein Herz klopfte wild und mein Magen fühlte sich flau an. Mir wurde ganz heiß. "Ich liebe dich, Ana.". Ich ließ die Worte Revue passieren. "Ich liebe dich." Es war nicht nur so daher gesagt. Man konnte in seinen Worten die Ernsthaftigkeit hören. Er liebte mich wirklich und ich glaubte, ich liebte ihn auch.

Love Triangle-Verliebt in den Freund meiner SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt