Kapitel 52

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Ich wachte mit einem dröhnenden Schädel auf. In einem fremden Zimmer. In fremden Klamotten. In Männerklamotten. Ich schaute verwirrt an mir herunter und schaute mich im Zimmer um. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war. Was war gestern passiert? Ich hatte doch nur ein wenig Alkohol getrunken und mit Nils getanzt. Ich erinnerte mich noch daran, dass er mich auf die Tanzfläche gezwungen hatte und wir zu alten Chart-Songs tanzten und uns die Lungen aus dem Leib sangen, aber danach wurde meiner Erinnerung schwarz. Ich schaute unter mein T-Shirt, meinen BH hatte ich zum Glück noch an. Als ich gerade checken wollte, ob ich noch meine Unterhose anhatte, sprang die Tür auf und ich schrak zusammen. Ich schaute zur Tür und dort stand niemand anderes als Sam höchstpersönlich. Ich schaute ihn mit weit aufgerissenen Augen an. "Was machst du hier?", fragte ich ihn verwirrt. Er grinste mich nur an und kam auf mich zu. Dann setzte er sich an den Bettrand zu mir und sagte: "Die Frage ist wohl eher, was du in meinem Zimmer machst?"

"Dein Zimmer?", fragte ich verwundert. Dieses Zimmer hier war sehr klein und ziemlich einfach eingerichtet, dafür, dass es Sams Zimmer ist. Im Vergleich zum Rest der Villa seiner Familie war dieses Zimmer ein Witz. Sam nickte. "Ja. Das ist mein Zimmer im Studentenwohnheim." Ich war im Studentenwohnheim von Sam und Melanie? Wie war ich hier hergekommen? Ich kratzte mir verwirrt den Hinterkopf und versuchte den letzten Abend Revue passieren zu lassen, als Sam seinen Zeigefinger unter mein Kinn legte und meinen Kopf zu sich richtete. "Du warst gestern anscheinend so betrunken, dass du mich angerufen hast und mir gesagt hast, dass du mich liebst und ich dich sofort abholen soll, weil du diese Party nicht mehr erträgst", erklärte er und fügte hinzu: "Und du wolltest mich unbedingt sehen." Ich seufzte tief. Das konnte nicht wahr sein. Ich wollte wegkommen von Sam, meine Gedanken von ihm verdrängen und was hatte ich stattdessen gemacht? Ich hatte mich so sehr betrunken, dass ich ihn angerufen und zu mir bestellt hatte und um noch eins draufzusetzen, hatte ich bei ihm geschlafen. Oder hatte ich etwa...? Nein, das konnte nicht sein. So betrunken konnte ich nicht gewesen sein. Und er, er würde so etwas niemals ausnutzen. "Ha- haben w-wir etwa-?", fragte ich und wurde sofort von ihm unterbrochen. "Nein! Nein, natürlich nicht. Das würde ich niemals tun. Ich habe dir meine Sachen gegeben, weil dir beim Autofahren schlecht geworden ist und du gekotzt hast. Deine Sachen habe ich gestern Nacht noch in die Waschmaschine geschmissen, sie sind gerade im Trockner." Ich atmete erleichtert aus und lachte verlegen. Sam lächelte mich mit einem liebevollen Blick an.

"Es- es tut mir Leid, Sam. Ich hätte dich nicht anrufen sollen. Es- ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.", entschuldigte ich mich bei ihm. Er fing an den Kopf zu schütteln. "Bitte mach dir keine Sorgen. Ich bin sogar froh, dass du mich angerufen hast. Ich hätte es mir nie verziehen, wenn dir etwas passiert wäre. Seit wann gehst du auf Partys? Das ist doch so gar nicht dein Ding." Ich schaute ihn an und fragte stattdessen: "Warum hast du mich abgeholt?" Er zog eine Grimasse und schaute mich ungläubig an. "Weil ich dich liebe?" Es kam eher wie eine Frage rüber. Eine rhetorische Frage. Ich seufzte. "Ach, Sam. Das mit uns, das geht nicht. Wir dürfen das nicht. Du bist mit meiner Schwester zusammen. Du darfst nicht so empfinden." Er schaute mich ungläubig an. "Was sagst du da? Du hast mir gestern mindestens zehn Mal erklärt, wie sehr du mich liebst und dass du genau dasselbe empfindest wie ich und jetzt sagst du so etwas?" "Ich war betrunken. Ich habe verwirrende Dinge erzählt." "Verwirrende Dinge? Weißt du, es war zwar nicht auf die Art und Weise, die ich mir vorgestellt hatte, dass du mir zum ersten Mal gesagt hast, dass du mich liebst, aber es war die Wahrheit. Betrunkene Menschen sagen die Wahrheit und du warst gestern so breit-" "Okay, ich hab's gecheckt!", unterbrach ich ihn. Es war wahr. Ich liebte Sam, aber ich wollte nicht, dass er es wusste. Aber natürlich musste mein versoffenes Ich ihm gestern sagen, dass ich ihn liebte. Was sollte ich nur tun? Ich liebte ihn, aber er war der Freund meiner Schwester. Ich wünschte, wir hätten uns unter anderen Umständen kennengelernt und könnten einfach zusammen sein, ohne dabei andere Menschen zu verletzen.

Love Triangle-Verliebt in den Freund meiner SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt