Kapitel 5

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Es war Sonntag und meine Familie und ich saßen im Garten und hatten Brunch.
Da wir alle gerne sonntags ausschliefen, schafften wir es nie, pünktlich zu frühstücken. Es war eine angenehme Atmosphäre, es gab keinen Streit oder Sticheleien, aber Mel lag praktisch auf Sam. Nachdem er sich normal neben sie gesetzt hatte, hatte sie ihren Stuhl so nah an ihn gerückt, dass ihre Schulter praktisch an seiner klebte.
Zwischendurch strich sie mit ihrer Hand über seinen Rücken oder seinen Arm. Sie war wirklich anhänglich. Ich wusste nicht, ob sie immer so war, wenn die beiden zusammen waren oder ob sie sich nur so benahm, um mir zu demonstrieren, dass er ihr Freund war und ich ihn nicht haben konnte.
Ich aß und versuchte, sie so gut wie möglich zu ignorieren. Es klappte eigentlich auch die ganze Zeit über ziemlich gut.
Nach dem Brunch fuhren Sam und Mel weg, damit sie ihn ihren Freundinnen vorstellen konnte. Ich konnte schon ahnen, wie sie mit seinem guten Aussehen und seinen guten Manieren prahlen würde.
Ich war froh, dass ich endlich ein bisschen Zeit für mich alleine hatte

Ich schrieb Alice eine SMS.
Ich: Hey Ali, ich komme gleich rüber. Mel und Sam sind für ein paar Stunden weg.

Alice: Alles klar! Perfektes Timing, ich bin gerade aus der Dusche gesprungen! Bis gleich. xx

Ich zog etwas anderes an, etwas, das mehr mein Stil war und packte mein Handy in meine Hosentasche. Dann ging ich runter, zog meine Schuhe an und machte mich auf den Weg zu Alice.

Zwei Minuten später war ich bei ihr. Die Tür war nie abgeschlossen, also ging ich hinein. Wie ich dem fehlenden Auto entnehmen konnte, waren ihre Eltern nicht da. Ich ging die Treppen hoch zu ihrem Zimmer und machte die Tür auf. Al schrak auf und drehte sich zu mir.
"Hättest du nicht klopfen können? Du hast mich zu Tode erschreckt!", schrie sie lachend.
"Sorry.", sagte ich schuldbewusst.
Ich legte mich auf ihr Bett und sah ihr dabei zu, wie sie sich anzog und ihre Haare und ihr Make-Up machte. Sie war ein Profi was das anging. Es war ihr Hobby und sie experimentierte in ihrer Freizeit immer wieder mit Make-Up und neuen Frisuren herum.
Als sie fertig war, legte sie sich neben mich. Sie nahm meine Hand in ihre und spielte mit meinen Fingern.
"Erzähl schon, wie ist er so?", fragte sie.
"Wer?", fragte ich zurück.
"Du weißt ganz genau wer!"
Ich schaute sie an und sie verdrehte die Augen.
"Na gut. Ehrlich gesagt glaube ich, dass er wirklich cool ist.", sagte ich verlegen.
"Was?! Das ist doch unmöglich! Er ist mit deiner Schwester zusammen! Niemand, der mit ihr zusammen ist, ist cool."
Ich lachte. Da hatte sie allerdkngs Recht.
"Das dachte ich auch bis jetzt. Er kam ins Haus und ich dachte, er ist der typische Mel-Freund. Er hatte eine braune Stoffhose und schwarze Schuhe aus Wildleder an. Dazu ein weißes Polo-Shirt und einen Cashmerepullover, den er sich über die Schultern gelegt und vorne die Ärmel zugeknotet hat.", sagte ich lachend.
"Nein! Das hat er nicht getan!"
"Doch.", lachte ich.
"Oh. Mein. Gott.", sagte Alice und schaute mich mit einem bescheuerten Grinsen an. Sie verachtete solche Menschen noch mehr als ich.
"Ich dachte auch nur 'Ach du scheiße', aber er war wirklich nett. Mel hat mich gar nicht richtig vorgestellt. Sie hat nur gesagt, dass ich ihre Schwester bin und hat ihn dann direkt ins Esszimmer gezogen."
"Deine Schwester ist eine Bitch!"
Ich ging nicht auf ihren Kommentar ein. „Jedenfalls haben wir dann gegessen und ich musste irgendwann auf die Toilette, also bin ich gegangen und als ich zurückkam, hat er mein Tattoo gesehen und mich gefragt, ob er es sich genauer ansehen darf. Er hat dabei mein Bein berührt und ab da war es vorbei. Mel war stocksauer. Er hat gesagt, dass er auch ein Tattoo hat und hat es mir sogar gestern gezeigt. Es ist wirklich cool! Mel ist dann nach dem Essen ausgerastet und hat mir eine gescheuert. Dad und Sam haben es gesehen und Dad hat zum Glück zu mir gehalten. Wir haben ein sehr intensives Gespräch geführt. Endlich mal wieder nach so langer Zeit."
"Ich muss mich wirklich zusammenreißen, wenn ich Mel das nächste Mal sehe, damit ich ihr nicht eine klebe. Sie kann nicht mein Baby schlagen!", sagte Al wütend.
Ich lächelte sie an und küsste ihre Wange.
"Vergiss es einfach. Sie ist einfach eine arrogante Zicke! Als sie dann gestern duschen war und ich alleine in meinem Zimmer war, hat Sam angeklopft und ist mit mir zu einem Restaurant gefahren, um etwas zu essen und es war wirklich cool. Wir haben über alles Mögliche geredet und wir haben so viel gemeinsam! Er ist echt cool! Und er hört Panic! "
Alice Augen weiteten sich.
"Oh mein Gott! Warum ist er mit Mel zusammen? Er ist eindeutig zu cool für sie!"
"Dasselbe dachte ich mir auch.", antwortete ich kichernd.
Ich beschrieb noch, wie Sam aussah. Er würde Alice gefallen, aber sie würde ihn noch früher oder später kennenlernen.
Al und ich lagen noch einige Zeit in ihrem Bett und redeten. Irgendwann schliefen wir ein.

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Mein Handy klingelte und riss mich aus meinem Schlaf. Ich hielt noch immer Alis Hand und sie hatte ihr Gesicht in meinem Hals vergraben und umschlang mich mit ihrem anderen Arm. Ich schaute zu dem Nachtschränkchen, auf dem mein Handy lag. Meine Mom rief an.
Ich löste mich von Ali und ging ans Handy.
"Anabelle Christine Kramer, wo bist du?!"
"Ich bin bei Ali. Wo soll ich denn sonst sein?"
"Werd' nicht so frech! Hast du auf die Uhr geschaut? Du musst morgen zur Schule. Es ist spät. Komm nach Hause. Sofort!", schrie sie so laut, dass ich mein Handy schon weghielt, damit mein Ohr nicht abfiel.
"Ich bin in fünf Minuten da."
Ich legte auf, ohne auf eine weitere Antwort zu warten.
Ali war mittlerweile auch wach geworden.
"Kannst du nicht einfach hier schlafen?", fragte sie verschlafen.
"Du kennst doch meine Mutter.", sagte ich augenverdrehend.
" 'In der Woche wird nur zu Hause geschlafen'.", zitierten wir beide gemeinsam meine Mutter.
"Na gut.", gab Al nach.
Ich stand auf und ging zur Tür. Ali folgte mir und brachte mich bis zur Eingangstür.
"Wir sehen uns morgen.", sagte ich ihr und umarmte sie.
"Alles klar. Gute Nacht, Babe."
"Nacht, Süße."
Ich winkte noch einmal und machte mich auf den Weg.

Ich kam zu Hause an und meine Mom startete direkt einen Vortrag darüber, wie schrecklich es doch sei, an einem Sonntag um elf Uhr abends zu Hause anzukommen.
"Melanie und Sam sind vor zwei Stunden zurück zum College gefahren und du konntest dich nicht verabschieden, weil du mal wieder bei Alice warst. Das ist unhöflich und nicht akzeptabel!"
Ich verdrehte nur die Augen. Bevor sie mehr sagen konnte, verschwand ich nach oben in mein Zimmer, schloss meine Tür ab und ging direkt wieder ins Bett. Ich steckte meine Kophörer ins Handy und spielte eine meiner Playlists ab, damit ich in Ruhe und ohne die Stimme meiner Mutter einschlafen konnte.

Love Triangle-Verliebt in den Freund meiner SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt