Kapitel 30

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"Nein wirklich! Es war einfach so traurig.", sagte Sam mit einem gespielten Schluchzen.

Nachdem wir gefrühstückt hatten, sind wir in die Shopping Mall gegangen, wo wir durch verschiedene Läden spaziert sind. Ich habe Sam dabei geholfen, zwei neue Bandshirts auszusuchen und ich habe mir neue Haarfarbe gekauft, da mein Ansatz langsam ausartete.
Danach aßen wir Eis und nun wollten wir ins Kino gehen.
Findet Dorie um genau zu sein.
Sam erzählte mir, wie er bei Findet Nemo geweint hat als Nemos Mutter und seine Geschwister starben.

"Du bist so ein Loser!", sagte ich lachend.
"Aber du hast gesagt, du hast auch geweint.", protestierte er.
"Aber kleine Mädchen dürfen weinen."
Ich streckte ihm die Zunge raus und ging in den Kinosaal.
"Ich war acht! Kleine Jungs dürfen auch weinen!"
"Ok. Ok. Ist ja gut."
Ich lachte und zog eine Grimasse, sodass Sam lachen musste und endlich sein gespieltes Schmollen beendete.
Wir setzten uns auf unsere Plätze in der vorletzten Reihe.
Der Saal war nicht besonders voll, was daran lag, dass der Film schon seit vier Wochen im Kino lief, aber keiner von uns beiden hatte es bisher geschafft, sich ihn anzusehen.
Al und ich hatten schon vor Monaten geplant ins Kino zu gehen sobald er rauskommt, aber da wir in letzter Zeit etwas weniger zusammen unternahmen, kam es nie dazu.

Ich begann, meine Nachos zu essen als Sams Handy plötzlich klingelte.
Gut, dass der Film noch nicht begonnen hatte. Wieso stellte er sein Handy im Kino nicht auf stumm?
Auf dem Display war Melanies Name zu lesen.
Sam legte sein Popcorn auf die Armlehne und joggte schnell aus dem Saal. Ich war irgendwie enttäuscht, dass er sie nicht wegdrückte oder einfach nicht dran ging.
Er war mit mir hier. Warum ging er dann an sein Handy?
Naja, es war seine Freundin, die ihn anrief und ich war nur die Schwester seiner Freundin.
Ich wollte nicht weiter daran denken und aß meinen Kummer weg.

Gerade als der Film anfing, kam Sam zurück und setzte sich auf seinen Platz. Ich behielt meinen Blick nach vorne gerichtet und ignorierte ihn.
Das ging so den ganzen Film über. Ich weiß nicht wieso, aber ich war sauer auf ihn. Wie konnte er mich einfach so sitzen lassen, um mit Mel zu telefonieren?
Aber eigentlich hatte ich gar keinen Grund, um sauer zu sein.
Ich war nur die Schwester seiner Freundin.

Als der Film zu Ende war und Dorie ihre Eltern gefunden hatte, musste ich weinen. Ich wollte nicht, aber konnte es nicht verhindern. Es war einfach zu schön.
Sam schaute zu mir rüber als ich begann, zu schniefen. Er streckte seinen Arm aus, legte ihn um meine Schultern und brachte mich zu sich. Dann drückte er mir einen Kuss auf meine Haare und egal wie sauer ich zuvor war, es war wie weggeblasen.
Es war schön, in Sams Armen zu sein. Ich fühlte mich beschützt und geborgen.

Sam und ich liefen aus dem Kino und wurden von der Dunkelheit begrüßt.
"Whoa, ich hätte gedacht, es ist noch hell.", sagte Sam verblüfft.
Ich stimmte ihm lachend zu.
Wir schlenderten über den Parkplatz zu seinem Auto.
Er drückte auf den Knopf an seinem Schlüssel und das Auto ging automatisch auf, aber anstatt auf seiner Seite einzusteigen, kam er mit auf meine Seite.
"Willst du mir jetzt Gentleman-like die Tür aufhalten?", fragte ich sarkastisch.
Er schüttelte den Kopf und grinste.
"Ich wollte nur sagen, dass der Tag heute mit dir wunderschön war und ich echt froh bin, dass du mitgekommen bist und ich hoffe, dass es dir mittlerweile wieder besser geht."
Ich lächelte bei diesen Worten.
"Ich danke dir für den tollen Tag und dass du mich so aufgemuntert hast. Es geht mir wirklich viel besser."
Sam nickte zufrieden.

Wir standen da und starrten uns an.
Plötzlich bemerkte ich, wie er langsam immer näher kam bis unsere Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.
"Sam-"
"Nein. Bitte lass mir nur diesen Moment.", unterbrach er mich.
Also machte ich meinen Mund wieder zu. Ich wusste, was er vor hatte und ich wollte es genauso sehr wie er, aber es war einfach nicht richtig. Das wusste ich. Das wusste er.
Aber konnte ich ihn wegstoßen, nachdem er mich anflehte?
Ich wollte es nicht, aber ich musste.
Sam nahm meine Wange in seine Hand und schaute mich intensiv an.
Er würde mich jetzt gleich küssen.
Aber das darf nicht passieren. Was ist mit Melanie?
Sams Augen wanderten von meinen Augen zu meinem Mund. Er schaute einige Sekunden auf ihn, bevor er seine Augen wieder hoch zu meinen richtete.
"Du bist wunderschön.", hauchte er. Sein Atem traf auf meine Lippen und ich spürte, wie ich Gänsehaut bekam. Dieser Junge machte mich verrückt, aber auf eine positive Art und Weise.
Bevor ich noch weiter denken konnte, spürte ich seine Lippen auf meinen. Erst war er vorsichtig und streifte sie nur, aber dann presste er sie fester drauf.
Ich zögerte zuerst, aber küsste ihn zurück. Unsere Lippen bewegten sich perfekt zueinander. Als wären sie füreinander bestimmt.
Es war atemberaubend. Ich hatte zwar nur einen Jungen zuvor geküsst, aber das hier war definitiv unendlich Mal besser.
Es war schön.

Nach wenigen Minuten bemerkte ich, dass Sam seine Zunge in meinen Mund schob.
Ich wehrte mich nicht dagegen, sondern, ganz im Gegenteil, genoss es. Er konnte wirklich gut küssen.
Auf einmal überkam mich eine Welle von Eifersucht. Melanie konnte zuvor alle dieses Erfahrungen mit Sam machen. Sie hatte ihn oft so geküsst und sie konnte es auch jetzt noch jederzeit machen, wann immer es ihr beliebte.
Ich hingegen konnte es nur jetzt in diesem Moment und wahrscheinlich war es auch das letzte Mal.
Und wenn er so gut küssen konnte, wie gut war er dann wohl im Bett?!
Melanie wusste es, denn die beiden hatten schon Sex. Da war ich mir zu Tausend Prozent sicher.
Ich wollte diesen Moment genießen, also schlang ich meine Arme um Sams Hals und presste meinen Körper gegen seinen. Ich küsste ihn heftiger und spielte mit seiner Zunge in meinem Mund.
Sam legte seinen freien Arm um meine Taille und drückte mich noch enger an sich, wenn das überhaupt möglich war.
Ich fing an, mit meinen Händen durch seine Haare zu streichen und plötzlich stöhnte er in meinen Mund.
Erschrocken wich ich zurück.
Er schaute mich verwirrt an.
"Ich- äh, sorry."
Er lachte. "Wofür? Es hat mir gefallen. Es tut mir leid, dass ich dich verschreckt habe, aber ich habe doch nur gestöhnt. Das bedeutet, dass du alles richtig gemacht hast. Komm her."
Er packte mich am Unterarm, aber ich zögerte.
"Sam, ich weiß nicht, ob das-"
"Bitte.", flehte er mich wieder an.
Ich biss mir auf die Unterlippe. Ich wollte es, aber konnte ich es?
Er war der Freund meiner Schwester, verdammt nochmal!

Bevor ich meine Argumentation in meinen Kopf weiter durchgehen konnte, bemerkte ich nur Sams Körper an meinen gepresst, sodass mein Rücken gegen das Auto gepresst wurde. Ich konnte ihm nicht mehr entkommen.
Er legte seinen Zeigefinger unter mein Kinn und hob es an, sodass er mich küssen konnte.
Diesmal küsste ich sofort zurück, ohne zu zögern.
Wir küssten uns solange bis wir beide keine Luft mehr bekamen und schwer atmend auseinander gingen.
Er lächelte mich an und lehnte seine Stirn an meine.
"Danke.", flüsterte er. Dann küsste er mich noch einmal ganz schnell auf die Lippen und hielt mir die Tür auf, sodass ich einsteigen konnte.
Ich konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen.

Love Triangle-Verliebt in den Freund meiner SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt