Kapitel 23

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Ich schlenderte gähnend nach unten in die Küche. Meine Mom backte irgendetwas und Dad war nicht da. Ich nahm eine Schüssel, einen Löffel, Milch und Cornflakes und begann, zu essen.
"Na, was hast du vor an deinem ersten Ferientag?", fragte meine Mutter.
Ich schaute sie verärgert an: "Ich weiß nicht. Wenn man nicht raus darf, kann man nicht besonders viel machen."
"Pass auf deinen frechen Ton auf Madame oder willst du die kompletten Ferien hier drin verbringen?", konterte meine Mutter zurück.
Ich sagte einfach nichts mehr und dachte mir, dass ich in einem Jahr endlich ausziehen würde. Ich war zwar nicht bereit, erwachsen zu werden, aber es hatte auch Vorteile.
Als ich fertig war, packte ich die Sachen in die Spüle und ging ins Bad, um zu duschen.
Als ich fertig war, setzte ich mich auf mein Bett und schaute auf die Uhr. Es war gerade einmal 14 Uhr. Wie sollte ich das nur fünf weitere Wochen aushalten?
Da ich nichts besseres zu tun hatte, holte ich meinen Laptop unter meinem Bett hervor und suchte auf Netflix nach irgendwelchen Filmen oder Serien. Irgendwann wurde ich fündig und schaute mir "New Girl" an.

Ich hatte die erste Staffel durch. Ich streckte mich einmal und stand auf, um ein wenig im Zimmer zu laufen. Es fing schon an, dunkel zu werden. Ein toller erster Ferientag.
Eigentlich hatte ich nie super spannende Ferien wie manche andere. Ich fuhr nie in irgendein Sommercamp, machte super tollen Urlaub außerhalb Amerikas oder verbrachte sie mit einem Sommerflirt.
Aber ich verbrachte sie mit Alice. Ich konnte sie nicht einmal hierher einladen, weil meine Mom mir verbot, Kontakt zu ihr zu haben. Wie lächerlich.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als mein Dad mich rief.
Ich machte mich auf den Weg nach unten.
Meine Eltern saßen auf der Couch. Meine Mutter war rot, strahlte aber bis über beide Ohren.
Mein Vater begann zu sprechen: "Ana, wir haben dir etwas zu verkünden."
Ich schluckte. Was würde jetzt kommen?
"Deine Mom und ich machen Urlaub. Nächste Woche fliegen wir nach Barbados. Für drei Wochen. Es soll ein frühzeitiges Geschenk für unseren dreiundzwanzigsten Hochzeitstag übernächste Woche sein. Ich dachte mir, es wäre doch viel schöner, unseren Hochzeitstag dort zu verbringen. So eine Art zweite Flitterwochen. Also habe ich deine Mutter gerade damit überrascht. Wir wollten dir nur bescheid sagen, damit du dich nicht wunderst, wenn wir die Tage zu packen anfangen. In neun Tagen bist du uns dann los.", sagte er zwinkernd.

Oh. Mein. Gott. Ich würde etwas Freiraum haben in meinen Ferien. Drei Wochen lang. Das bedeutete, dass drei Wochen meines Hausarrests wegfallen würden. Dachte ich zumindest, denn dann sprach meine Mutter weiter: "Das bedeutet aber nicht, dass dein Hausarrest entfällt, Fräulein. Ich weiß, dass du dich in der Zeit eh nicht daran halten wirst, deshalb werden die drei Wochen nach hinten geschoben ab dem Zeitpunkt, an dem wir wieder hier sind!"
Na toll.
Mein Dad öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, zögerte aber und schloss ihn wieder.
Würde er sich jemals trauen, etwas dagegen zu unternehmen? Wahrscheinlich nicht.
"Wie wär's, wenn wir Mel fragen, ob sie so lange hier bleibt und auf Ana aufpasst. Dann brauchen wir das nicht zu verschieben.", lenkte mein Dad plötzlich ein. Ich gab ihm einen "Bist du verrückt"-Blick und er merkte direkt, dass seine Idee nicht gut durchdacht war.

"Melanie hat ihre Klausurphase. Die Universitäten schließen erst zwei Wochen später als die Schulen. Das bedeutet, dass sie erst kommen kann, wenn wir schon seit einer Woche im Urlaub sind, aber an sich ist die Idee gar nicht mal so schlecht.", sagte meine Mom.
Oh mein Gott, wo hatte mein Dad mich nur reingeritten?
"Aber dann belassen wir es so mit dem Hausarrest. Ana wird schon nichts machen, wenn sie eine Woche alleine ist, Louise. Sie ist wirklich ein braves Mädchen.", sagte Dad und legte einen Arm um meine Schulter.
Ich lächelte meine Mutter an. Sie beäugte uns beide.
"Darüber reden wir noch einmal Thomas. Alleine."
Sie sah nicht begeistert aus, aber es würde mir nichts ausmachen, wenn sie nein sagen würde. Die Hauptsache war, dass mein Dad sich endlich für mich eingesetzt hatte oder es zumindest versucht hatte. Er war wirklich toll.
Ich drückte meinen Dad und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann ging ich zu meiner Mom und tat dasselbe, in der Hoffnung, sie würde den Vorschlag meines Vaters annehmen. "Ich freue mich für euch.", sagte ich.
Meine Mom lächelte mich an. Dann ging ich wieder in mein Zimmer. Staffel zwei, hier komme ich.

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Es war so weit. Meine Eltern flogen heute nach Barbados. Sie hatten alles gepackt und der Flug würde in drei Stunden losgehen.
Es war sieben Uhr morgens und ich war total müde. Mein Schlafrythmus war total im Arsch, obwohl wir die erste Ferienwoche hatten. Ich schlief immer bis elf oder zwölf, gammelte den ganzen Tag herum (soweit meine Mom mich nicht zwingte, mit ihr einkaufen zu gehen, zu backen oder Gartenarbeit zu verrichten) und blieb bis drei oder vier Uhr morgens wach.
Meine Mom hatte nach mehreren Diskussionen mit Dad nachgegeben und meinen Hausarrest nicht verschoben.
Ich sollte sie nun zum Flughafen bringen.
Wir stiegen ins Auto. Ich setzte mich nach hinten und mein Dad fuhr los. Eine halbe Stunde später waren wir am Flughafen.

Ich liebte Flughäfen. Es war immer faszinierend, wie viele verschiedene Menschen und Kulturen aufeinander trafen und wie lebhaft und beschäftigt ein Flughafen ist.

Mein Dad parkte das Auto an einem Seitenstreifen in der Nähe des Eingangs, wo man für eine Stunde parken konnte.
Mom und Dad nahmen ihre Koffer und ich half ihnen und wir liefen hinein.
Dad hatte mir erzählt, dass er beabsichtigt einen Urlaub für drei Wochen gebucht hatte, damit meine Ferien nicht komplett für den Arsch waren. Ich hatte mich tausend Mal bei ihm bedankt. Er war wirklich klasse. Und dank ihm hatte ich eine ganze Woche für mich alleine bis Miss Bitchy nach Hause kommen würde. Ich nahm alles, was ich kriegen konnte.

Nachdem meine Eltern ihr Gepäck abgegeben hatten und wir zusammen einen Kaffe getrunken hatten, mussten sie zum Check-in.
"Viel Spaß Mom. Ich wünsche dir einen schönen Urlaub. Erhol dich ein bisschen von deiner stressigen Arbeit. Und lass die Putzfrauen ihren Job machen und nimm ihnen nicht alles ab.", sagte ich lachend als ich an den Putzfimmel meiner Mutter dachte.
Sie schlug mir spielerisch auf den Arm und drückte mich dann an sich. "Ich dulde es nicht, wenn die dort nicht jeden Winkel wischen. Und wenn ich nach Hause komme, werde ich wahrscheinlich auch erst einmal eine Woche nur putzen dürfen."
Ich verdrehte die Augen. "So dreckig werde ich das Haus schon nicht machen."
"Ich hab dir eine Liste mit allen wichtigen Putzmitteln und wo du sie anwenden musst an den Kühlschrank gehängt. Ich weiß, du wirst nicht viel putzen, aber tu es wenigstens ein wenig. Wenn ich irgendwo ein bisschen mehr Staub als meine Toleranzgrenze finde, bekommst du eine weitere Woche Hausarrest.", sagte sie lachend und gleichzeitig ernst.
Ich wusste, sie würde das bringen.
Ich nickte nur. Dann ging ich zu Dad.

"Danke noch einmal Dad. Für alles. Ich hab dich so lieb. Hab einen schönen Urlaub und genieße jede freie Minute von deiner Arbeit. Ich weiß, wenn du wieder da bist, wirst du ständig arbeiten und unterwegs sein. Du arbeitest eindeutig zu viel.", sagte ich.
Er umarmte mich lange. Dann küsste er meine Stirn und drückte meine Hand. "Danke mein Schatz. Es tut mir leid, dass ich nicht mehr für dich rausholen konnte. Ich werde weiterhin versuchen, deinen Hausarrest zu reduzieren. Und lass dich nicht zu sehr von Mel ärgern, okay? Ich hab dich lieb." Er küsste noch einmal meine Stirn und ging dann mit meiner Mom in Richtung Gate.
Ich wartete bis sie fertig waren und sich noch einmal umdrehten. Sie winkten und ich winkte zurück. Dann gingen sie weiter und verschwanden langsam aus meinem Blickfeld.
Ich machte meinen Weg aus dem Flughafen und fuhr nach Hause.

Love Triangle-Verliebt in den Freund meiner SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt