Kapitel 17

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Ich wachte auf nachdem ich ein leises Klopfen an meiner Tür vernahm. Ich gähnte und streckte mich. Dann stand ich auf und rieb mir verschlafen meine Augen mit der einen Hand, während ich mit der anderen die Tür öffnete.
Sams Mutter stand vor mir: "Oh, guten Morgen Liebes. Ich dachte, du wärst schon wach, sonst hätte ich dich weiterschlafen lassen. Ich wollte nur Bescheid sagen, dass wir gleich frühstücken und danach mit den Pferden ausreiten. Aber bitte stress dich nicht zu sehr, wenn du gerade erst wach geworden bist. Stress am Morgen ist nie gut.", sagte sie lächelnd und tätschelte mir auf die Schulter. Sie war wirklich süß.

Ich sagte ihr, dass ich in einer Viertel Stunde fertig sei und beeilte mich dann. Ich sprang schnell unter die Dusche, föhnte meine Haare, putzte meine Zähne und zog irgendetwas an. Dann raste ich die Treppen hinunter und merkte, dass ich irgendwo falsch abgebogen sein muss, denn ich kam in einem Teil des Hauses an, der nicht der von gestern war.

Ich fand nichts, das mich an irgendetwas von gestern erinnerte.
Ich lief weiter und weiter aber alles sah anders aus. Dann drehte ich zurück und lief die Treppen wieder hoch, nur um festzustellen, dass dies die falschen Treppen waren und ich mich nur noch mehr verlaufen hatte. Wie groß war dieses Haus nur?

Ich lief einen breiten Flur entlang und plötzlich ging eine Tür auf. Ich versteckte mich schnell um die Ecke, weil ich nicht wie ein unhöflicher Gast aussehen wollte, der in fremden Häusern rumschnüffelt.
Aus dem Zimmer kamen Sam und Melanie. Mel erzählte irgendetwas und Sam lachte. Sie hielten Händchen. Sam machte die Tür zu und küsste Melanie. Dann sagte er: "Ich liebe dich."
"Ich dich auch.", antwortete Melanie.
Mein Herz rutschte in meine Hose und zersprang in Tausend Teile. Ich wollte am liebsten losschreien, aber riss mich zusammen.

Die beiden sahen glücklich aus. Ich hatte bisher immer das Gefühl, dass Sam sich leicht von Mel unterdrückt fühlte, aber in diesem Moment war er glücklich. Er liebte sie und man sah es ihm an. Er hatte es auch gesagt. Drei kleine Worte, die mich so verletzten. Und gleichzeitig mit der Trauer kamen auch die Schuldgefühle. Melanie war glücklich. Also sollte ich auch glücklich sein. Ich sollte mich für sie freuen, aber irgendwas in mir drin hinderte mich daran. Irgendwas in mir drin veranlasste mich dazu, traurig zu sein.

Ich wartete noch einige Sekunden nachdem die beiden verschwunden waren und kam dann wieder hervor. Ich versuchte wieder in die andere Richtung zu gehen, um den Weg zu meinem Zimmer zurückzufinden, aber es klappte nicht. Stattdessen verlief ich mich immer weiter.
Dann kam ich an einem Flur vorbei, der mir bekannt vorkam. Es war der Flur, in dem mein Herz gerade gebrochen wurde.

Eine Tür weiter ging auf und ich wollte mich wieder verstecken, schaffte es aber nicht. Ethan hatte mich schon gesehen und direkt machte sich ein Lächeln auf seinem Gesicht breit.
Er kam auf mich zu. "Verlaufen? Du siehst so hilflos aus.", sagte er lachend.
Ich nickte, peinlich berührt über die Situation, dass ich mich wahrscheinlich hundert Kilometer von meinem Zimmer entfernt befand.
"Na komm, ich zeig dir den Weg."
Ethan lief in die Richtung, in die Sam und Mel vorher gelaufen waren.
"Weißt du, zu Beginn habe ich mich hier auch nicht zurecht gefunden. Wir sind hier eingezogen als ich zwölf war und wir hatten zwar schon vorher ein großes Haus, aber nicht so ein riesiges wie das hier.", erklärte er, "Aber nach gewisser Zeit kennt man alles. Der Teil da vorne, in dem du gerade warst, ist der Teil des Hauses der Sam und mir gehört. Wir haben unsere Zimmer nebeneinander. Jeder hat sein eigenes Bad und dann haben wir noch ein riesiges Spielzimmer und ein Wohnzimmer."
Wow.
Er bemerkte, wie erstaunt ich war.
"Viel huh? Aber bitte denk nicht, wir sind eingebildete, reiche Kinder, die alles von Mami und Papi bezahlt bekommen. Ok ein bisschen stimmt das schon. Also der Part mit dem Geld, der Rest aber nicht."
Ich schaute ihn an und lachte. Dann wurde ich wieder ernst. "Das würde ich nie denken."
Er legte seinen Arm um meine Schultern und drückte mich an sich. "Danke." Ich war überrascht, unternahm aber nichts dagegen.

"Schaut mal wen ich hier habe.", sagte Ethan als wir ins Esszimmer spazierten, "Sie hat sich etwas verlaufen, aber ich war sofort zur Rettung da." Er schaute mich triumphierend an und drückte mich wieder an sich.
Ich nickte und kicherte Ethan an.
Sam guckte uns mit einem Blick an, den ich nicht einordnen konnte. Mir entging aber nicht, wie er auf Ethans Arm um meine Schultern starrte.
"Madame.", sagte Ethan und hielt einen Stuhl für mich bereit. Ich setzte mich und er rückte ihn zurecht.
"Danke Monsieur.", sagte ich und kicherte. Er setzte sich neben mich.
"Sehr gerne.", sagte er und zwinkerte.

Wir aßen und zum ersten Mal fühlte ich mich an einem Tisch mit Melanie, meinen Eltern und Sam wohl. Das lag aber nur daran, dass Ethan neben mir saß und mir ab und zu beruhigende Dinge zuflüsterte oder seinen Arm zwischendurch an meinem vorbeistreifte. Für Außenstehende musste es wohl so aussehen als wäre es unbeabsichtigt, aber ich wusste, dass er das extra tat, um mich zu beruhigen und ich war ihm sehr dankbar dafür.
Sam blieb es zumindest auch nicht unbemerkt. Er starrte uns das ganze Frühstück über an.

Sams und Ethans Mutter unterhielt sich während des kompletten Frühstücks mit mir und sie war wirklich nett und lieb, aber wenn Ethan nicht neben mir säße, wäre ich durchgedreht. Sie stellte viele Fragen, bei deren Antworten ich mich fühlte als müsste ich irgendetwas beweisen. Und Sams auf mich gerichteter Blick machte den Druck nicht weniger.
Deshalb war ich sehr erleichtert als das Frühstück beendet war.
Als ich dann aber realisierte, dass wir nun reiten gingen, war ich noch viel aufgeregter und bemerkte, wie sich ein Knoten in meinem Magen bildete.
Pferde und ich waren nicht unbedingt die besten Freunde. Das letzte Mal als ich in der Nähe eines Pferdes war, trat es hinten aus und traf mich am Arm. Das war eine sehr schmerzhafte Erfahrung.

Love Triangle-Verliebt in den Freund meiner SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt