Kapitel 13

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Es war Samstagmorgen und ich hatte gute Laune. Was mein Dad gestern für mich getan hatte, war einfach großartig.
Ich ging nach unten, aber niemand war da. Komisch. Aber irgendwie auch super.
Ich ging fröhlich ins Bad, drehte Panic auf und sang mit meiner lauten, schiefen Stimme mit. Als ich fertig war, öffnete ich die Tür, um Sam zu sehen, der gerade anklopfen wollte.
Oh. Mein. Gott. Es war doch jemand zu Hause?!

Er grinste mich an. "Hey."
"Hi. Oh mein Gott, bitte sag mir nicht, dass du schon die ganze Zeit da warst?!"
Er steckte seine Hände in seine Hosentaschen und nickte: "Doch."
"Oh mein Gott. Wie viel hast du gehört?"
"Alles.", antwortete er grinsend. Das schien ihm irgendwie Spaß zu machen.
"Das ist oberpeinlich!"
Ich wurde knallrot, wie eine Tomate.
"Ach komm schon, ich fand es süß."
"Süß?!"
"Mhm. Warte, wir können gemeinsam singen. Dann erniedrige ich mich auch vor dir."
War das ein ernst gemeinter Vorschlag?!
"Ich hab dich schon singen gehört. Du bist gut und das weißt du auch! Also tu nicht so!", sagte ich lachend.
"Findest du?", fragte er mit weit aufgerissenen Augen und einem ernsthaft überraschten Blick.
"Aber natürlich! Hat dir das noch keiner gesagt?"
"Ich singe nicht vor anderen. Ich singe immer nur, wenn ich alleine bin."
"Nicht einmal vor Mel?", fragte ich erstaunt.
Er schüttelte den Kopf.
Ich weiß nicht, warum ich so mutig war, aber ich fragte ihn: "Warum hast du dann vor mir gesungen als wir essen gegangen sind?"
"Ich weiß nicht, bei dir fühle ich mich einfach wie ich selbst. Du verurteilst mich nicht und akzeptierst mich so wie ich bin.", sagte er verlegen und krazte sich am Nacken.
"Aber du kennst mich doch kaum. Wie kannst du dann denken, dass ich dich nicht verurteile?" Habe ich das gerade wirklich gefragt?
Er gab mir ein warmes Lächeln.
"Ich denke, ich kenne dich gut genug, um das beurteilen zu können. Du bist einfach anders."
"Danke." Ich lächelte ihn zurück an.

Er drehte sich um, steckte sein Handy an die Lautsprecher und kam wieder auf mich zu. Ein ruhiges Lied war zu hören.
Er legte seine rechte Hand auf meine linke Hüfte und nahm meine rechte Hand in seine linke. Dann fing er an, uns langsam zu bewegen.
Ich konnte nicht tanzen und fühlte mich etwas überfordert, aber er führte wirklich gut und ich fühlte mich in seinen Armen sicher und geborgen.
Nach einigen Schritten schlang er seinen Arm plötzlich um meine Taille, sodass kein Zentimeter mehr zwischen uns war.
Er roch so gut und ich genoss es. Ich atmete seinen Duft tief ein und schloss die Augen. Wir tanzten durch das ganze Badezimmer. Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust und hörte, wie sein Herz plötzlich ganz schnell pochte. Sein Atem wurde schneller. Löste ich das aus? Nein, bestimmt war es ihm eher unangenehm und deswegen war er so aufgeregt. Also hob ich wieder meinen Kopf hoch und versuchte etwas Abstand zwischen uns zu bringen. Er ließ seinen Arm aber fest um mich.
Dann zog er seine Augenbrauen zusammen. "Ist alles in Ordnung?", fragte er besorgt.
Ich nickte.
Seine Gesichtszüge wurden wieder weicher. Er schenkte mir ein strahlendes Lächeln.

Wir tanzten weiter und obwohl ich eher nicht jemand bin, der gerne das Tabzbein schwingt, hat es wirklich Spaß gemacht. Es war sogar schön.
Als das Lied zu Ende war und er sich langsam von mir löste, fühlte ich mich irgendwie leer. Als hätte man mir etwas Wichtiges weggenommen.
"Danke für den Tanz.", sagte Sam, verbeugte sich vor mir und küsste meinen Handrücken.
Ich hatte auf einmal so ein komisches Gefühl im Bauch.
Er ging wieder zu seinem Handy und stellte die Musik aus.
Dann nahm er meine Hand und ging in Richtung meines Zimmers.
Vor der Tür blieb er stehen und drehte sich um: "Ich darf doch reingehen, oder?"
Er war wirklich so lieb und süß.
Ich nickte: "Natürlich. Du warst doch schon mal hier drin."

Er öffnete die Tür und wir gingen hinein. Dann drehte er sich um und schloss sie hinter mir. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt und ich konnte seinen Atem spüren. Er roch nach frischer Minze.
Ich schaute ihm tief in die Augen und sah einfach nur pure Schönheit. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie so einen schönen Jungen gesehen.
Ich brach den Blick und schaute verlegen auf den Boden.
Ich durfte nicht so denken. Er war Melanies Freund.

Sam zog an meinem Arm und führte uns zu meinem Bett. Er fragte mit seinem Blick, ob er sich setzen dürfe und ich nickte.
Dann ließ er meine Hand los und suchte etwas in seinem Handy. Nach kurzer Zeit reichte er es mir.
Es war ein Video. Ich klickte darauf und es begann, zu spielen. Es war Sam in irgendeinem Zimmer. Er hatte eine Gitarre auf seinem Schoss. Er fing an, zu spielen und zu singen.
Es war wunderschön. Er hatte eine so tolle Stimme, er traf jeden Ton perfekt.
Als das Video zu Ende war, reichte ich ihm sein Handy.
"Das war wunderschön. Du hast eine atemberaubende Stimme!", sagte ich.
Er wurde leicht rot.
"Danke, es bedeutet mir viel, das von dir zu hören."
Er nahm meine Hand und drückte sie. Er hatte wunderschöne, weiche, aber zugleich auch starke, männliche Hände.
Ich schaute auf unsere Hände. Das sollten wir nicht tun.
Sam rückte näher zu mir.
Ich stand schnell auf.

"Ähm...wo sind eigentlich die anderen?"
Er schaute mich verdutzt an.
"Sie wollten noch einkaufen und einige Sachen besorgen.", antwortete er freundlich, aber ich konnte ihm ansehen, dass er enttäuscht war, dass ich aufgestanden bin.
"Hast du Lust, zu frühstücken?", fragte ich, um ihn abzulenken.
"Gerne." Er lächelte mich wieder an.
Er stand auf und sein Blick blieb an meiner Wand hängen. Die Wand, die voll war mit Postern von allen Bands, die ich mochte.
"Also ich muss ja wirklich sagen, dass du einen tollen Musikgeschmack hast, aber wirklich?!", fragte er mich und zeigte auf ein Jonas Brothers Poster.
Ich verdrehte die Augen. "Das ist noch von früher. Um ehrlich zu sein, war es mein allererstes Poster einer Band und damals waren die halt in. Ich hab es seitdem nicht mehr runtergenommen. Es erinnert mich an früher, an bessere und einfachere Zeiten.", sagte ich mit einem traurigen Lächeln.
Er bemerkte das und kam auf mich zu, um mich in den Arm zu nehmen. Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust und atmete seinen schönen Duft tief ein bis wir die Haustür unten hörten und reflexartig voneinander losließen.

Love Triangle-Verliebt in den Freund meiner SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt