Als Sam in unsere Einfahrt abbog, bemerkte ich sofort, wie das Licht unten brannte.
Melanie lag also nicht mehr in ihrem Bett.
Ich löste meinen Gurt und wollte aussteigen als Sam seine Hand auf meinen Oberschenkel legte.
"Das müssen wir demnächst wiederholen.", sagte er und lächelte mich an.
Ich nickte eifrig und lächelte zurück.Wir stiegen aus und gingen ins Haus.
Kaum, dass die Tür ins Schloss fiel, rief Melanie: "Sam? Bist du das?"
"Ja.", antwortete er.
"Wo verdammt warst du nochmal?!", schrie sie plötzlich.
Sam und ich zuckten zusammen.
Sie stampfte wütend ins Zimmer und bei ihrem Anblick zuckte ich erneut zusammen. Sie sah schrecklich aus, wirklich schrecklich.
Ihre Nase war knallrot und die Haut total vertrocknet vom vielen Naseputzen.
Sie hatte riesige Augenringe und ihre Haare waren ein einziges Vogelnest.
Sie hatte sowieso schon eine nervige und piepsige Stimme, aber jetzt war sie nur noch nerviger."Ich, äh...naja...", stotterte Sam.
"Ich höre!", schrie Melanie.
Sam kratzte sich am Nacken.
"Also, es ist so..."
"Wo warst du Sam? Du hast am Telefon gesagt, du wärst in der Apotheke und würdest dich beeilen. Ich habe drei Stunden gewartet! Und du bist jetzt erst aufgetaucht! Und dann noch mit meiner Schwester! Was habt ihr gemacht?"Bevor Sam etwas sagen konnte, antwortete ich: "Ich war in der Mall und da habe ich Sam getroffen. Er war auf dem Weg zur Apotheke und ich hab ihn aufgehalten. Ich brauchte seine Hilfe bei etwas Wichtigem und wir haben nicht auf die Zeit geachtet."
Melanie schaute uns misstrauisch an.
Wenn sie nur wüsste...
"Du hast Hausarrest. Was hast du in der Mall gemacht?"
"Wie du ja weißt, hat Mom in einigen Wochen Geburtstag und da dachte ich wäre es eine gute Gelegenheit jetzt wo sie weg ist, nach einem Geschenk für sie zu suchen."Melanie schaute mich erst ungläubig an, beließ es aber dann dabei.
"Und wo sind meine Sachen von der Apotheke?"
"Oh. Die? Also ja, da wir ja nicht auf die Zeit geachtet haben, war die Apotheke leider schon zu als wir die Medikamente holen wollten. Tut uns leid, Melanie. Wir holen die Sachen natürlich morgen."
Ich gab ihr mein unschuldigstes Lächeln.
Melanie lachte höhnisch. Dann verdrehte sie die Augen und ging aus der Küche.
"Danke.", flüsterte Sam.
Ich gab ihm ein kleines Lächeln. Dann ging ich ebenfalls aus der Küche und hoch in mein Zimmer.Frisch geduscht und in ein Handtuch eingewickelt legte ich mich in mein Bett.
Ich ließ einen langen und tiefen Seufzer aus.
Alles war so verwirrend. Ich dachte an den heutigen Tag. Wie schlecht er begann und wie gut er endete. Schon komisch, wie sich ein einziger Tag so ändern kann.
Man rechnet nicht damit, aber innerhalb weniger Minuten kann sich der komplette Tag für einen zum Positiven, aber auch zum Negativen ändern. Für mich war es heute glücklicherweise der erste Fall.
Ich dachte an Sams Lippen auf meinen und wie schön sie sich angefühlt hatten.
Warum musste er nur Melanies Freund sein?
Ich ließ einen weiteren Seufzer aus als es plötzlich an meinem Fenster klopfte."Aaaaaagh!", schrie ich.
"Oh mein Gott! Oh mein Gott! Was ist denn los?!", fragte er schreiend.
"Bist du bescheuert? Wieso bist du an meinem Fenster? Ich liege praktisch nackt in meinem Bett. Nur umhüllt von einem Handtuch!"
Er hob eine Augenbraue hoch.
"Soso. Nackt also? Nur umhüllt von einem Handtuch? Das gefällt mir..."
"Nils!"
Er lachte nur sein wunderschönes, unbekümmertes Lachen.
"Ist ja gut! Aber warum liegst du denn auch so da?"
"Ich komme gerade aus der Dusche."
"Sag mir nächste Mal bescheid. Dann komme ich dazu.", sagte Nils mit einem Zwinkern und bewegte seine Augenbrauen dabei anzüglich.Ich stand auf und ging zu meinem Fenster, um es zu öffnen und ihn hereinzulassen.
Dann ging ich wieder zu meinem Bett und warf ein Kissen auf ihn, das er aber leider auffing. Er warf es zurück und traf mich dabei am Kopf.
"Aua!"
"Das war nur ein Kissen, Ana.", sagte er lachend.
Er setzte sich ans Fußende meines Bettes und grinste mich an.
"Hast du vor, dich umzuziehen oder..."
Ich verdrehte meine Augen, stand vorsichtig auf, um ja nicht das Handtuch fallen zu lassen, und ging zu meinem begehbaren Kleiderschrank. Ich ging hinein und schloss die Tür hinter mir, um mich umzuziehen, was auf einem Platz von einem Quadratmeter eine ziemliche Herausforderung war.
Als ich fertig war, stapfte ich wieder hinaus und brachte mein Handtuch ins Bad. Dann ging ich wieder in mein Zimmer."Fühl dich wie zu Hause, Nils.", sagte ich sarkastisch als ich ihn auf meinem Bett ausgestreckt vorfand.
Er schenkte mir nur ein mühsames Lächeln.
"Möchtest du rüberrutschen oder soll ich mich einfach auf dich drauflegen?", fragte ich ihn als er keinen Platz machte.
"Option zwei klingt gut.", sagte er.
Dieser Junge...
Früher war er nie so. Er war immer höflich und zurückhaltend, aber die letzten Wochen wurde er immer mutiger und flirtete mit mir.
Ich wusste nicht, ob ich das gut oder schlecht finden sollte.-----
"Blau."
"Blau?"
"Ja.", sagte Nils lachend.
"Hm. Ich weiß nicht."
Ich hatte Nils erzählt, dass ich mir heute neue Haarfarbe gekauft hatte, um meinen Ansatz zu färben und er schlug mir dann vor, mal eine neue Farbe auszuprobieren.
"Ich glaube, das würde dir stehen."
Ich dachte darüber nach und ich musste zugeben, es war einen Versuch wert.
"Nächsten Monat vielleicht. Aber du musst mitkommen und mir bei der Farbauswahl helfen!"
Nils Brust begann zu vibrieren, weil er lachte. Mein ganzer Körper schüttelte. Er hatte darauf bestanden, dass ich auf ihm lag, also gab ich nach zehn Minuten Diskussion auf und tat es einfach.
Unsere Beine waren ineinander verknotet, mein Kopf lag auf seiner Brust und er hatte seine Arme um meine Taille geschlungen. Ich musste zugeben, es war gemütlicher als erwartet und ich fühlte mich wohl.Es klopfte an der Tür und eine Sekunde später kam Sam herein.
"Hey, ich wollte noch einmal mit dir über heute sprechen. Naja, du weißt-"
Er schaute Nils und mich verdutzt an.
"Ich, oh, äh- wie bist du hier reingekommen?!", fragte er Nils.
"Durch's Fenster."
Ich wollte aufstehen, aber Nils stärkte seinen Griff um mich.
Ich schaute zu Sam herüber und gab ihm ein unschuldiges Lächeln.
Etwas in seinem Blick verriet mir, dass ihm gar nicht gefiel, was er da sah.
Seine Augen wurden dunkler und sein Kiefer spannte sich an.
Er war eifersüchtig.
"Ich glaube, du solltest gehen.", sagte Sam.
"Was? Wieso?", fragte Nils entsetzt.
"Anas Eltern verlassen sich darauf, dass ich gut auf sie aufpasse und ich mag es nicht, wenn sich Jungs ins Haus schleichen."
Er kniff seine Augen zusammen und wenn Blicke töten könnten...
Nils zögerte etwas, ließ mich aber schließlich los und stand auf.
Das machte mich wütend. Was dachte Sam, wer er ist?! Er hat mir gar nichts zu sagen!
"Was? Nein! Du bleibst hier Nils! Hör nicht auf ihn."
"Ana.", warnte Sam.
"Was denn?! Er hat doch nichts getan. Wir lagen hier nur und haben uns unterhalten.", protestierte ich.
"Er muss gehen.", war alles was Sam sagte.
Nils gab mir einen entschuldigenden Blick und verschwand aus meinem Zimmer.
Sam wollte die Tür zumachen, aber ich brauchte jetzt nicht seine Gesellschaft.
"Nein. Raus!"
Er schaute mich perplex an.
"Geh bitte. Ich möchte alleine sein."
Und damit stand ich auf, schob ihn aus meinem Zimmer und knallte ihm die Tür vor der Nase zu.
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Love Triangle-Verliebt in den Freund meiner Schwester
Teen FictionMelanie hat seit kurzer Zeit einen neuen Freund. Sie schwärmt total von ihm. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er besser ist als die Arschlöcher, die sie davor gedatet hat. Als sie ihn uns vorstellt bin ich noch immer negativ eingestellt, aber Sam...