Kapitel 16

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"Hast du alles was du brauchst?", fragte Dad.
"Ja. Oh warte - meine Kopfhörer."
Ich rannte schnell die Treppen hinauf. Ich würde keine zweistündige Autofahrt ohne Musik aushalten.
Ich suchte sie in meinem Zimmer, um sie schnell auf meinem Schreibtisch zu finden. Dann rannte ich hinunter und wir stiegen alle ein.
Ich steckte meine Kopfhörer in meine Ohren und machte Musik an. Jetzt konnte es losgehen.

Als wir bei den Donnells ankamen, war ich ziemlich durchgeschwitzt. Es war ziemlich heiß und unsere Klimaanlage spinnte etwas herum, sodass zwischendurch nur warme Luft herauskam. Wir brachten unsere Sachen in die Gästezimmer und begrüßten Sams Familie. Endlich lernte ich seinen großen Bruder kennen. Er war 23, also zwei Jahre älter als Sam und war in einem Monat mit seinem Ingenieursstudium fertig. Er sah mindestens genauso gut aus wie Sam, obwohl die beiden sich nicht wirklich ähnlich sahen.
Er war sehr nett und höflich, genau wie Sam.

Sams Mutter schlug vor, dass wir uns erst einmal von der Fahrt erholen sollten und frisch machen sollten. Das war mein Stichwort, um direkt unter die Dusche zu springen. Ich ließ das kalte Wasser über mich prasseln und genoss es. Dann wusch ich meine Haare und meinen Körper.
Als ich fertig war, stieg ich aus der Dusche und wickelte ein Handtuch um meinen Körper.
Ich ging in mein Gästezimmer und suchte im Koffer nach Kleidung.
Ich wühlte und wühlte, aber konnte mich nicht entscheiden.
Dann klopfte es an der Tür. Ohne wirklich nachzudenken, sagte ich: "Herein."
Die Tür flog auf und ich bereute sofort, was ich gesagt hatte, als ich mich umdrehte und Sam in der Tür stand. Er hatte geweitete Augen und sein Mund war weit offen. Er musterte mich von oben bis unten und ich packte erschrocken meine Hände und Arme vor meine Brust, um noch mehr zu verdecken als das Handtuch ohnehin schon tat.
Sam stammelte irgendetwas bevor er ein "Entschuldigung." murmelte. Er ging sofort wieder aus dem Zimmer raus.
Das war einfach nur peinlich und am liebsten wäre ich im Erdboden versunken.
Ich merkte, wie meine Wangen knallrot wurden. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und dachte darüber nach, was gerade passiert war, ehe ich begann, mich fertig zu machen.

Am Tisch war es bis auf Sam und mich ziemlich lebhaft. Melanie unterhielt sich mit Sams Mom. Sein Dad unterhielt sich mit meiner Mutter und Dad und Ethan, Sams Bruder, unterhielten sich über irgendein Footballspiel.
Sam saß mir gegenüber und ab und zu schweifte sein Blick rüber zu mir, aber ich versuchte, so gut wie möglich Augenkontakt zu vermeiden.
Erstens, wegen der peinlichen Situation, in der wir uns noch vor einer Stunde befanden und zweitens, weil ich jedes Mal, wenn ich ihn anschaute, Schmetterlinge in meinem Bauch spürte.
Ich musste diese Gefühle unterdrücken. Sie durften nicht hochkommen. Erst recht nicht, wenn Melanie wenige Plätze weiter am selben Tisch wie ich saß.

Als das Essen vorbei war, setzten wir uns alle ins Wohnzimmer. Sams Mutter zeigte uns Bilder von Sam und Ethan als sie noch Babys waren. Ich schaute mir die Bilder auch an. Die beiden waren schon hübsch als sie noch Babys waren! Verrückt, wie viel Glück manche Menschen haben und seit ihrer Geburt schon wunderschön sind bis zu dem Tag, an dem sie sterben und dann gibt es Menschen wie mich.

Irgendwann verging meiner Mom und Melanie die Lust an den Bildern.
Dad und Ronald hatten sich schon zu Beginn in eine andere Ecke gesetzt, Scotch getrunken und Männergespräche geführt.
Ich hingegen schaute mir die Fotos weiterhin an. Ich fand Babys schon immer süß. Sie sind so unschuldig und niedlich.

Ich war gerade bei einem Album angelangt, das Fotos von Sam beinhaltete, auf denen er schon älter war. Ich schätze zwischen acht und zehn. Ich war tief versunken in dem Album als sich jemand neben mich setzte. Ich sah zur Seite und wurde von Ethans Gesicht begrüßt.
"Du findest die Bilder echt interessant?", fragte er unglaubwürdig.
Ich nickte verlegen und er begann, zu grinsen.
"Dann solltest du dir erstmal meine Alben angucken. Ich war ein viel hübscheres Kind als Sam. Ich meine, man sieht es ja noch immer.", sagte Ethan lachend.
Ich lachte auch. "Na gut. Beweis es mir!"
Er lehnte sich nach vorne, um eins seiner Alben herauszusuchen.
Er gab mir eins und ich legte Sams weg.
"Hier, das bin ich zwischen fünf und sechs. Ich glaube, das war meine beste Phase."
Ich öffnete das Album und begann durchzublättern. Es waren wirklich viele schöne, aber auch viele lustige Bilder. Den Bildern nach zu urteilen war Ethan wirklich ein lebhaftes Kind, wohingegen Sam eher ruhig und zurückgezogen schien.
Ab und zu blieben Ethan und ich an einem Bild stehen und er erklärte mir was in diesem Moment passiert war. Zumindest so gut es seine Erinnerung hergab.
Es waren lustige Geschichten.

Als wir das Album durch hatten, merkte ich wie müde ich wurde. Ich gähnte und das entging Ethan nicht.
"Ganz schön erschlagend diese ganzen Geschichten, nicht wahr?", lachte er.
"Mhm." Ich lächelte ihn an.
"Vielleicht solltest du ins Bett gehen."
"Mhm."
"Ist das die Antwort, die ich jetzt auf alles bekomme?", fragte er lachend.
"Mhm.", antwortete ich extra und grinste ihn müde an.
Er stand auf und streckte mir seine Hand entgegen.
"Na los, wir bringen dich mal ins Bett."
Ich nahm seine Hand und er zog mich hoch vom Boden, auf dem wir die letzten zwei Stunden saßen.
Es war erst jetzt, dass ich bemerkte, dass wir die einzigen im Wohnzimmer waren.
Ethan bemerkte meine Verwirrung. "Die anderen sind schon länger weg. Wahrscheinlich schlafen. Du scheinst aber nicht so eine Langweilerin zu sein.", sagte er zwinkernd.

Wir gingen hoch bis zu meinem Zimmer und ich war froh, dass er mich begleitete, denn sonst hätte ich das Zimmer sehr lange gesucht. Das Haus der Donnells war riesig und ich fragte mich, warum vier Personen so ein riesiges Haus brauchten. Beziehungsweise zwei, denn Ethan und Sam lebten nicht mehr hier und besuchten ihre Eltern nur ab und zu.
Aber diese Familie schien sehr reich zu sein und wollte anscheinend etwas von ihrem Geld loswerden.

Ich sagte Ethan "Gute Nacht" und ging ins Zimmer. Ich zog mich schnell um und putzte meine Zähne, um dann tot ins Bett zu fallen.

Love Triangle-Verliebt in den Freund meiner SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt