Kapitel 36

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"Gib mir etwa zehn Minuten Babes! Ich weiß, ich bin spät dran, aber ich habe leider verschlafen. Sei mir nicht böse! Hab dich lieb!", sagte ich und legte auf. Alice und ich waren verabredet. Es war ziemlich heiß die letzten Tage und wir hatten gestern Abend beim Telefonieren ausgemacht, heute an den See zu gehen.
Sam hatte sich nach dem Telefonat noch in mein Zimmer geschlichen und wir haben uns bis vier Uhr morgens über Gott und die Welt unterhalten.
Melanie hatte zum Glück gestern noch nichts davon erwähnt, dass ich trotz Hausarrests rausgegangen bin.

Sie und meine Eltern sind weggefahren, um irgendetwas zu erledigen und würden erst abends wieder kommen.
Ich packte schnell ein sauberes Handtuch in meine Strandtasche und suchte meine Sonnenbrille. Nach etwa fünf Minuten verzweifeltem Suchen stellte ich fest, dass ich sie bereits auf meinen Kopf gesetzt habe. Typisch ich.
Ich nahm meine Tasche und öffnete meine Tür, um in Sam zu laufen.
Was machte er denn noch hier?
"Whoa. Wo willst du denn hin?", fragte er lachend.
Ich schaute ihn an und fragte ihn wiederum: "Was machst du vor meiner Tür?"
Er fing an zu grinsen. "Ich wollte dich besuchen."
"Sam. Ich-"
"Psst." Er legte seinen Zeigefinger auf meine Lippen und beugte sich etwas hinunter zu mir. Dann nahm er seine Hand weg und küsste mich.
Meine Augen weiteten sich vor Schreck. Er konnte mich doch nicht mitten im Flur küssen! Wenn er noch da war, waren die anderen auch da und Melanie oder meine Eltern könnten jederzeit vorbeilaufen und uns sehen.

Sam bemerkte meine Nervosität und beruhigte mich. "Mel und eure Eltern sind gerade weggefahren. Ich sollte mit, aber habe gesagt, dass es mir nicht gut geht und ich mich lieber zuhause hinlegen möchte."
"Sam, ich... wir können-"
"Bitte lass uns etwas zusammen unternehmen. Ich bleibe nur noch zwei Tage und wer weiß, wann ich dich dann wiedersehe."
"Ich wollte eigentlich mit Alice zum See schwimmen gehen."
"Oh."
Er senkte seinen Kopf und sah wirklich enttäuscht aus. Ich konnte ihn so nicht sehen.
"Wie wäre es, wenn du mitkommst?", fragte ich.
"Bist du dir sicher?", fragte er mit einem riesigen Grinsen im Gesicht. Ich nickte und Sam raste sofort in Melanies Zimmer, um seine Sachen zu packen.

Ich schrieb schnell Al, um ihr Bescheid zu sagen und wir machten uns auf den Weg.

Sam fuhr auf den Parkplatz und parkte das Auto. Wir hatten unterwegs Alice abgeholt. Wir stiegen aus, nahmen unsere Taschen aus dem Kofferraum und liefen zum See.
Wir breiteten eine Decke aus und spannten einen Sonnenschirm aus.
Alice zog direkt ihre Klamotten aus und sprang sofort ins Wasser. Sam und ich lachten ihr nur hinterher.
Ich hatte meinen Bikini unter meiner Kleidung. Ich könnte auch direkt ins Wasser, aber bei dem Gedanken, dass Sam mich halb nackt sehen würde, wurde mein Selbstbewusstsein noch viel kleiner als es ohnehin schon immer war.

Als würde er meine Gedanken lesen können, fragte er mich: "Willst du nicht auch ins Wasser?"
"Oh..ähm... j-ja. Ich bleibe aber lieber erst noch etwas draußen."
Sam nickte. Dann setzte er sich näher zu mir und legte seine Hand auf mein Knie.
Ich schrak auf und schaute sofort um uns. Der See war brechend voll. Schließlich war es auch mitten im Sommer. Hier waren überall Leute, die ich kannte.
"S-Sam...w-was machst du da?"
"Was meinst du?"
Ich gestikulierte zu seiner Hand auf meinem Knie.
"Ach das... ich-naja ich habe meine Hand auf deinem Knie. Stört dich das?"
Ich schaute wieder um uns.
"Hier sind viele Leute, die uns sehen können. Leute, die mich kennen."
"Aber sie kennen mich nicht. Ich komme nicht von hier. Sie wissen nicht, dass ich mit deiner Schwester zusammen bin."
Ich öffnete meinen Mund, um etwas zu sagen, um ihn sofort wieder zu schließen. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte.
Sam nahm nun meine Hand und verschränkte unsere Finger ineinander. Er küsste meine Schläfe, meine Wange, mein Kinn.
"Sam."
"Mhm?"
"Wir sind in der Öffentlichkeit. Bitte hör auf."
Er verzog sein Gesicht und machte einen Schmollmund, aber hörte dann endlich auf.

Dann stand er auf und zog sein T-Shirt aus. Mein Blick fiel direkt auf seinen betonten Bauch. Er erwischte mich beim Starren und grinste. Er hatte seine Schwimmshorts als normale Shorts getragen und war somit bereit, ins Wasser zu gehen.
"Kommst du?"
Ich wägte ab, ob ich mich vor ihm entblößen und Spaß haben sollte oder ob ich mich weiter hier verstecken und den anderen beim Spaßhaben zusehen sollte.
Ich hatte nie wirklich ein Problem mit meiner Figur, aber bei Sam war es etwas anderes. Ich wollte ihn beeindrucken. Und jemand Durchtrainiertes mit einem ganz normalen 08/15 Körper zu beeindrucken war nicht besonders einfach. Vielleicht stand er auf durchtrainierte Mädchen? Melanie trainierte regelmäßig und hatte auf jeden Fall eine schönere Figur als ich. Sie könnte als Model arbeiten, aber ich...
Sam streckte seine Hand aus und riss mich aus meinen Gedanken. Ich schaute hoch zu ihm und er gestikulierte mit seiner Hand, dass ich aufstehen sollte.
Ich tat einfach, was er wollte und drängte meine Gedanken zur Seite.

Ich zog meine Shorts und mein T-Shirt aus. Dabei entging mir nicht, wie Sams Blick von meinem Gesicht zu meiner Brust, zu meinem Bauch und weiter hinunter zu meinem Hintern und letztlich zu meinen Beinen ging.
Ich räusperte mich und sofort fiel sein Blick wieder auf meine Augen. Er wurde leicht rot und schmunzelte. Dann nahm er meine Hand und zog mich zum Ufer des Sees.
Ich wollte protestieren, weil so viele Leute um uns herum waren, die unsere ineinander verschränkten Hände sehen konnten, aber es hätte keinen Sinn gemacht.
Sam hatte das Gefühl, er hätte eine Freikarte nur weil Melanie nicht hier war.

Als ich meinen ersten Schritt ins Wasser machte, schreckte ich sofort wieder zurück. Es war eiskalt.
Sam schaute mich lachend an.
"Ich geh da nicht rein."
"Was? Wieso?"
"Weil es viel zu kalt ist!"
"Ach komm schon!"
Ich schüttelte den Kopf.
Sam machte einen Schmollmund. Er sah immer so süß aus, wenn er das tat, aber diesmal bekam er mich nicht rum. Es war einfach zu kalt. Ich wollte nicht schon in jungen Jahren an einer Lungenentzündung sterben.
"Was?", fragte ich Sam als sich langsam ein Grinsen auf seinem Gesicht breit machte.
Er sagte nichts, aber packte mich auf einmal an den Beinen und schmiss mich über seine rechte Schulter.
Ich schrie laut auf und alle in unserer unmittelbaren Umgebung drehten sich zu uns um.
Sam marschierte ins Wasser. Als das Wasser bis zu seinen Hüften reichte, schmiss er mich ins Wasser.

Ich landete im Wasser und tauchte so schnell wie möglich wieder auf. Sam lachte und hielt sich den Bauch vor lauter Lachen. Ich spritze Wasser zu ihm und sagte: "Nicht witzig! Weißt du wie kalt das Wasser ist?!"
"Ach komm schon. Ich bin doch auch drin. Es ist nur eine Gewöhnungssache."
Ich verschränkte die Arme und schaute ihn böse an. Er kam auf mich zu und nahm meine Arme, knetete sie auseinander und legte sie um seinen Nacken. Dann legte er seine Hände auf meine Hüften und küsste meine Stirn.
"Tut mir leid. Ich konnte nicht widerstehen."
Ich schaute hoch zu ihm und schüttelte meinen Kopf. "Du bist unmöglich, weißt du das?"
Er grinste und drückte meinen Körper an seinen.
"Aber das magst du doch so sehr an mir."
Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Wo er Recht hatte, hatte er Recht.

Love Triangle-Verliebt in den Freund meiner SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt