Kapitel 3: Befreundet

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Lucia (p.o.v.)

"Denkst du wir werden heute Nacht von einem Werwolf angegriffen?" Fragte Sarah.
Lucia sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an.
"Ja ich denke schon, wieso?" Fragte sie zurück.
"Naja, ich meine der alte Werwolf wurde doch von einem Jäger erlegt, also müssten wir doch jetzt sicher sein oder?" Sagte Sarah und sah Lucia fragend an.
"Also ich glaube die Wahrscheinlichkeit, dass uns heute Nacht ein Werwolf angreift ist genauso hoch wie sonst auch" antwortete Lucia bestimmt.
"Du klingst aber sehr überzeugt" entgegnete Sarah.
"Hab so ein Gefühl" antwortete Lucia kurz angebunden.
Und das war noch nicht einmal gelogen. Kurz nachdem sie letzte Nacht eingeschlafen war, hatte der einsame Wolf sein Trauerlied beendet. Natürlich hatte Lucia aus dem Fenster geschaut, ob sie vielleicht den Grund dafür entdecken könnte. Doch kaum hatte sie am Fenster gestanden, hatte sie den Blick eines anderen Wesens gespürt. Dieser Blick war definitiv aus dem Wald gekommen und Lucia hatte sich einfach nicht losreißen können. Es war so als wollte das Wesen, dessen Blick sie gespürt hatte, sie herausfordern.
Deshalb war sie heute auch so müde.
"Sag mal, hast du schlecht geschlafen?" Fragte Sarah.
"Wie kommst du drauf?" Fragte sie zurück.
"Weil du schon die ganze Zeit am Gähnen bist und das nervt ziemlich. Außerdem siehst du nicht gerade erholt aus. Hast du überhaupt geschlafen?" Fügte Sarah hinzu.
Lucia hätte gern gesagt, dass sie kein Auge zubekommen hatte, doch sie verkniff es sich. Immerhin wollte sie ihre Freundin nicht beunruhigen.
"Alles okay" sagte sie deshalb nur.
Es dauerte nicht lange bis die zwei den großen Platz erreicht hatten.
Hier feierte das Dorf immer Feste. Das war Lucias Lieblingsplatz.
Doch sie waren nicht hier um zu feiern, sondern um Jack zu besuchen. Er war der Sohn des Bäckers und arbeitete deshalb jeden Tag damit jeder Haushalt ein Leib Brot am Tag bekam.
Sarah klopfte kurz an die Tür und sie warteten bis sie ein dumpfes "herein" hörten bevor sie die Tür öffneten.
Jack war gerade dabei den Teig zu kneten als er aufsah. Wie jeden Tag schenkte er ihnen das "große Bruder" Lächeln, dass Lucia so liebte.
"Hey Jack, wir dachten wir bringen dir heute mal was anderes mit" sagte Lucia mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.
Jack runzelte die Stirn.
"Willst du mich vergiften blonder Teufel?" Fragte er scherzend.
So nannte er Lucia schon seit sie klein waren. Damals hatte sie ihn immer geärgert und deshalb bekam sie den Namen "blonder Teufel" da sie blond war und Jack sie für einen Teufel hielt.
"Neeeeiiin, der vergiftete Kuchen kommt erst morgen. Heute dachte ich bring ich dir was von Mutters Suppe" antwortete sie lachend.
Lucia stellte den Korb mit der Suppe drin auf einen Stuhl und holte sie raus. Jack holte sofort tief Luft.
"Mann, wenn die schon so gut riecht, wie gut schmeckt sie denn wohl?" Fragte er sich selbst.
Dankbar nahm er die Suppe entgegen und stellte sie zur Seite. Es dauerte eh noch bis er Pause machen durfte. Stattdessen stützte er sich mit beiden Unterarmen auf der Arbeitsfläche ab und sah die zwei Mädchen an.
"Glaubt ihr der Wolf ist wirklich tot?" Fragte er diesmal an die zwei gewandt.
"Ich glaube schon, aber wegen Lucia bin ich mir jetzt nicht mehr so sicher" sagte Sarah und schenkte Lucia einen bösen Blick von der Seite.
"Ich muss zugeben... Ich bin mir auch nicht so sicher" gab Jack zu.
Lucia sah ihn überrascht an. Normalerweise hatte er keine Angst vor Werwölfen, doch jetzt konnte man die Furcht in seinen Augen sehen.
"Warum?" Hakte Lucia nach.
"Mein Vater meinte, als das letzte Mal ein Werwolf starb, war sein Nachfolger, der Werwolf der vom Jäger erlegt wurde, noch größer und stärker. Wir kamen schon mit dem letzten Werwolf nur noch gerade so klar. Was wenn sein Nachfolger zu stark für uns ist?" Fragte Jack.
Bei dem Gedanken lief es Lucia kalt den Rücken runter.
Diesen Werwolf würde vielleicht keiner aufhalten können. Jetzt durfte Lucia nicht länger warten. Heute Nacht würde sie nach draußen gehen und diesen Werwolf zur Rede stellen. Er würde ihr nichts tun. Immerhin steckte doch in jedem Werwolf ein Mensch oder?

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