Kapitel 57: Das weiße Kind

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Lucia (p.o.v)

Alle staunten. Wölfe so wie Unsterbliche. Sie alle fürchteten sich vor der Gabe des Jungen, den Jack nun so liebevoll im Arm hielt.
"Das war aber noch nicht alles. Ich vermute, dass er auch in der Lage ist Fähigkeiten wie das Verwandeln von Werwölfen zu nehmen, aber auch zu geben"
Erneutes Gemurmel.
"Wenn das die Macht des Jungen ist, was kann dann das Mädchen?" fragte Jack eher sich selbst.
"Ihr Blick erzeugt Hitze. Hitze die sogar Eisen zum schmelzen bringt. So habe ich mich aus meinen Fesseln befreit" erklärte Lucia.
Das kleine Mädchen, das tief und fest in ihren Armes schlief, hatte ihr ihre Kräfte demonstriert, nachdem Lucia eigenhändig die Nabelschnur durchtrennt hatte. Im Gegensatz zur Geburt des Jungen, war diese kleine fast eine Leichtigkeit gewesen.
"Und wenn ich mich recht entsinne, sind Unsterbliche doch empfindlich gegen das heiße Element" spekulierte sie, hielt das Baby wie Mephisto zuvor vor sich und in dem Moment als die Kleine die Augen aufschlug, ging der Unsterbliche vor ihr in Flammen auf. Er brannte lichterloh und zerfiel letztendlich zu Asche. Ohne jedwediges Feuer entzündet zu haben, hatte das kleine Mädchen ihn verbrannt.
Unwillkürlich traten alle Untoten einige Schritte zurück. Jack blieb standhaft mit dem Jungen stehen, der wieder angefangen hatte zu quengeln. Fenris schien sich von nichts mehr aufhalten zu lassen, ging direkt zu Jack, nahm ihm seinen Sohn ab und schlug ihm mit sofortiger Wirkung mit der Faust auf die Nase. Jack sackte zusammen, während der kleine Junge lachend zusah.
"Oh ja, du bist eindeutig mein Sohn" grinste Fenris.

Im Laufe der Nacht verbrannte die kleine viele weitere Unsterbliche, wenn auch nur deren Überreste. Die anderen deren Mitwirken in der ganzen Sache außer Frage stand, wurden dank dem kleinen Jungen die Seelen geraubt, wie Fenris es gerne nannte, denn die Fähigkeiten eines Wesens waren fast seine Seele. Alle anderen, die eher unbeteiligt gewesen waren wurden freigesprochen, unter der Bedingung, dass sie das Land verlassen und nie wieder etwas bösartiges tun durften. Alle stimmten ein, wenn auch nur um der Strafe zu entgehen.
Charles trug die erschöpfte Lucia heim. Sie war todmüde und bereits nach wenigen Minuten eingeschlafen. Fenris hatte seine Kinder auf dem Arm, die er nach Wunsch seiner Frau selbstverständlich Nathaniel und Sarah taufte. Er wurde von Louis getragen, der gefolgt von Luke und seinem Gefolge die Gruppe mit anführte.
Im Tempel des Mondlichts wurde ausgiebig gefeiert. Kaum waren die Wölfe wieder daheim, wurde der Alkohol rausgeholt und kräftig an den Saiten der Instrumente gezupft. Doch was Lucia nicht ahnte, war die Überraschung die Fenris organisiert hatte...

"Lucia"
"Mom?"
"Ach mein kleines Mädchen dir geht es gut! Ich war ja außer mir vor Sorge, als Louis mir erklärte dass du entführt worden warst... und schwanger... und dazu ein Werwolf... und dass das alles hier Werwölfe sind. Ich glaub ich bekomm einen Herzkasper!"
"Mutter du... bist nicht sauer?"
"Nein, aber warum denn? Ach Schatz, du bist doch mein ein und alles, was hätte ich denn machen sollen? Dir verbieten ein Werwolf zu sein? So ein Unsinn!" schnatterte sie weiter.

Charles warf sie sich auch noch um den Hals, bevor sie ihm eine mächtige Standpauke hielt, ganz wie man es von ihr erwartete. Ihre Enkelkinder waren jedoch ihre persönliche Hauptattraktion. Sie wurden gefüttert, gebadet, geknuddelt und stolz herumgezeigt, bis sie schließlich im Bettchen landeten.
Fenris und Lucia hatten sich schon längst von der Party zurückgezogen und Fenris war gerade dabei seine Frau in die mollige Decke zu wickeln, als ihr eine Frage auf der Zunge lag.

"Fenris, was passiert in 100 Jahren?"
"Wieso?"
"Der nächste König. Dann wird er erwählt werden und wir, oder eher unsere Nachfahren, sind dann wieder ganz am Anfang. In der kleinen Hütte im Wald"
"So läuft das nicht. Ein neuer König wird erst erwählt, nachdem auch der letzte Nachfahre des Vorherigen gestorben ist. Und selbst dann dauert es erstmal hundert Jahre"
"Achso... dann wird mein Vater wohl König bleiben, wie schön. Aber irgendwie, vermisse ich unsere Hütte" murmelte Lucia.
"Dann gibt es da auch nichts mehr zu bereden" lächelte Fenris.

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