Kapitel 9: Geträumt

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Lucia (p.o.v)

Im ersten Moment war Lucia so geschockt, dass sie sich nicht rührte.
Seine Lippen verweilten auf ihren und er machte keine Anstalten aufzuhören.
Lucia versuchte ihn wegzudrücken, doch er bewegte sich kein Stück. Was hatte sie erwartet er war ein Werwolf. Zu letzt gab sie sich geschlagen.
Den Grund dafür kannte sie selbst nicht. Ob es die Tatsache war, dass seine bloße Gegenwart ihre Haut zum kribbeln brachte. Oder ob seine weichen und wundervollen Lippen sich einfach richtig anfühlten.
Es war ihr egal.
Gierig erwiderte sie den Kuss und ließ ihre Hände in seinen Nacken fahren. Er knurrte leise und der Kuss wurde immer intensiver, immer leidenschaftlicher. Es dauerte nicht lange bis Lucia am ganzen Körper zu glühen schien. Er fuhr ihre Kurven nach und seine Hände wurden immer gröber und gieriger.
"Lucia, wach auf" flüsterte er ihr zu.
"Lucia..."

"LUCIA!!!" Schrie ihre Mutter und sie saß mit einem Mal Kerzengerade im Bett.
"Ich war's nicht" Rief sie geschockt.
"Was warst du nicht?" Fragte ihre Mutter verwirrt.
Statt zu antworten sah Lucia sich um. Ihr Zimmer sah aus wie immer. Draußen zwitscherten bereits die Vögel in den Bäumen und der Himmel war wundervoll blau. Doch es war kein Wolf zu sehen und auch kein junger Mann.
War das alles nur ein Traum?
"Lucia" sagte ihre Mutter und schnipste ihr vor dem Gesicht rum.
Nach hundert mal blinzeln sah Lucia auf.
"Tut mir leid Mutter, hast du was gesagt?" Fragte sie unschuldig.
"Ja, ich sagte du sollst endlich mal aufstehen. Du hast schon den halben Tag verschlafen" meckerte ihre Mutter.
"Ja Mutter, ich komme sofort runter" sagte Lucia und stand vom Bett auf.
"Gut, dann kannst du mir auch gleich bei meinen Patienten helfen" fuhr ihre Mutter fort und schloss die Zimmertür hinter sich.
Schnell zog sich Lucia ihr grünes Alltagskleid wieder an und sah aus dem Fenster.
War das alles nur ein Traum? Oder war er doch hier gewesen?

Fenris (p.o.v)

Frustriert stapfte er durch den Schnee. Seine Pfoten sanken in die nasse Kälte ein, doch er spürte sie kaum.
Seine Gedanken waren ganz bei ihr.
Er war aufgewacht, weil Lucia im Schlaf gesprochen hatte und war schnell abgehauen. Fenris hatte noch nicht mal gemerkt, dass er eingeschlafen war.
Schon nach wenigen Metern Raum zwischen ihm und ihr, hatte er die Sehnsucht gespürt, hatte sich aber selbst gezwungen weiter zu laufen.
Jetzt jedoch hielt er es kaum noch aus. Seine Gedanken kreisten nur um sie und sein innerer Wolf heulte vor Sehnsucht nach seiner Liebsten.
Ohne weiter darüber nachzudenken lief er los. Seine Pfoten trugen ihn immer weiter, immer schneller.
Die Gefühle schwirrten durch seinen Kopf, die kalte Luft die ihm um die Ohren blies brachte ihn nur noch dazu schneller zu rennen.
Fenris schloss die Augen und ließ sich von seinen Instinkten leiten. Er spürte wie die Bäume an ihm vorbei rasten und der kalte Schnee unter seinen Pfoten knackte bei jedem Schritt.
Endlich verspürte er wieder dieses Gefühl von Freiheit.
Plötzlich durchzuckte ihn ein heftiger Schmerz. Fenris riss die Augen auf und und im nächsten Augenblick machte er Bekanntschaft mit dem Boden.
Er versuchte sich wieder auf die Pfoten zu stellen, doch er sackte sofort wieder zusammen. Seine rechte Schulter und sein Brustkorb schmerzten so sehr, dass er kaum die Kraft fand sich zu verwandeln.
Vorsichtig leitete er die Verwandlung ein. Das Fell zog sich zurück und wurde zu Kleidung. Pfoten wurden zu Händenn und Füßen und seine Reißzähne kleiner.
Gerade noch rechtzeitig.
Fenris wurde klar, dass er auf einer Landstraße lag, als er das Getrappel von Pferdehufen und das leise Knarren von den Rädern einer Kutsche hörte.
Die Frage war nur... Was hatte ihm diese Wunden zugefügt?
Er sah zurück in die Richtung aus der er gekommen war. Nichts.
Die Kutsche kam näher.
Fenris musste da weg.
Erneut versuchte er sich wieder auf die Beine zu stellen, doch er sackte erneut zusammen.
Der Schnee unter ihm färbte sich langsam rot und ihm wurde schwarz vor Augen.

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